# taz.de -- Neuer Club in Berlin: Im Westend was Neues
> Während reihenweise Berliner Clubs dichtmachen, gibt es jetzt eine neue
> Location auf der Avus-Tribüne. Es ist nicht die einzige Gründung am
> Stadtrand.
(IMG) Bild: Clubbetreiber Nico Mohammadi in der Avus-Tribüne
Hoch ragt die Avus-Tribüne über die Autobahn A115 hinaus. Wer dort steht,
hat das Gefühl, über den vorbeifahrenden Autos zu schweben. Früher
verfolgten Schaulustige von hier oben die Autorennen, die unten auf der
„Automobil-Verkehrs- und Übungs-Straße“ Avus stattfanden. Heute betreibt
der Musiker und Gastronom Nico Mohammadi hier einen Club.
„Ich war total verliebt in diesen Ort“, erinnert sich der 31-Jährige an den
Moment, als er das erste Mal die renovierte Sprecherkanzel betrat. Der
bisherige Mieter wollte sich umorientieren – für den Musiker und Gastronom
Mohammadi die Chance, den verglasten Raum mit seinen eigenen Ideen zu
beleben. So entstand die neue [1][Eventlocation in der Avus-Tribüne]
mitsamt dem Club „C115“. „Wenn ich hier stehe und das erzähle, kann ich
selbst noch nicht richtig glauben, dass alles geklappt hat“, sagt
Mohammadi.
Während in Berlin reihenweise traditionsreiche Clubs schließen müssen – wie
[2][zuletzt etwa das Schwuz] und das [3][Watergate] und demnächst [4][auch
die Renate] – macht Nico Mohammadi mit dem neuen Standort in Westend
Kulturbegeisterten und Clubfans wieder Hoffnung. Und es ist nicht die
einzige Neueröffnung in Berlins Westen: Auch in Spandau gibt es seit Kurzem
ein neues Tanzlokal: den AM Club in der Alten Meierei. Nach einer großen
Eröffnungsparty im November findet die nächste Veranstaltung an Silvester
statt, aufgelegt wird Techno und House.
Stadtrand statt Szenekiez – ist das der Trend in der Berliner Clubkultur
angesichts von Verdrängung, Inflation und den anhaltenden Folgen der
Coronapandemie? „Es ist ein Zeichen dafür, dass sich alles verändert“, sagt
[5][Emiko Gejic von der Berliner Clubcommission]. Sie werte die Eröffnung
von Clubs in der Peripherie „zu einem gewissen Grad als normalen
Bestandteil von Stadtentwicklung“.
Einerseits könnten die neuen Locations am Stadtrand nicht als Ersatz für
Clubs in Friedrichshain oder Kreuzberg herhalten, betont Gejic.
„Andererseits geben sie einer anderen Community Zugänge.“ Insgesamt freue
sich die Clubcommission, wenn auch in Außenbezirken oder bisher nicht
bespielten Bezirken Clubs eröffnen und sich so das Angebot in Berlin
vergrößert.
Was es dafür alles braucht, wird deutlich, wenn man Nico Mohammadi zuhört.
Er lehnt sich an den Bartresen in dem komplett verglasten
Veranstaltungsraum in der Avus-Tribüne und deutet auf die abgedunkelte
Fensterfront. „Wir haben Glas, in dem Sensoren ständig auf- und abblenden“,
erklärt Mohammadi. Das digitale Glas mit vielen Sensoren sei nötig, damit
die Lichter aus dem Club nicht die Autofahrer*innen unten auf der
Stadtautobahn ablenken. Von außen kann man nicht hineinsehen. „Das wirkt
wie beim Verhör in amerikanischen Filmen, in denen es diese halb
verspiegelten Scheiben gibt“, sagt Mohammadi.
An diesem Dezembertag ist der Raum menschenleer und ruhig – bis auf das
Rauschen des Verkehrs im Hintergrund. Auf der Fläche befinden sich zwei
Bars und eine Soundanlage. Mohammadi betont, dass er die Avus-Tribüne nicht
nur als Club nutzen möchte. Die Location liegt direkt am Messegelände –
diese Nähe sei wichtig.
Deshalb schweben ihm diverse Veranstaltungen vor. Möglich seien etwa ein
Businesslunch, Dinnerpartys und Filmscreenings. Die Ausstattung gibt das
auch her: Hinter der Bar verbindet ein Cateringlift Küche und
Veranstaltungsraum. Ein weiterer Aufzug macht den Zugang zur Hauptfläche
barrierefrei. Mohammadi hüpft die übrigen steinernen Treppenstufen hinauf
und zeigt auf Sofas und tribünenartige Sitzplätze.
„Von einer eigenen Bar habe ich lange geträumt“, erzählt Mohammadi. Mit 29
Jahren entdeckte er dann ein Lokal in Friedrichshain, das zur Miete
freistand. Er entwarf ein Konzept bewarb sich damit bei mehreren Banken.
„Ich bin relativ mittellos da reingegangen. Ich hatte weder Kohle, noch
habe ich reiche Eltern“, sagt er. Doch die Sparkasse sei von seinem Plan
überzeugt gewesen und habe ihm einen Gründungskredit gegeben. Im November
2024 eröffnete er die Cocktail- und Musikbar YSY.
Schon ein halbes Jahr später lernte er den Vermieter der Avus-Tribüne
kennen. Wieder konnte er die Sparkasse – und den Vermieter – für seine
Ideen begeistern. Er erhielt einen Mietvertrag für die nächsten 10 Jahre –
mindestens. Mohammadi möchte den Räumen Zeit geben, wie er sagt. Statt
Dauerbetrieb will er erst einmal nur ausgewählte Partys im C115
veranstalten.
Das sogenannte Soft Opening des neuen Clubs habe mit Familie und Freunden
stattgefunden und sei „eher ruhig verlaufen“, sagt Mohammadi, der unter dem
Namen DJ Durbin auch in seiner eigenen Eventlocation auflegt. Im Januar ist
eine größere Party geplant, um das C115 auch offiziell zu einzuweihen. Dort
soll dann auch bis in die Morgenstunden getanzt werden – mit Blick auf den
Sonnenaufgang von der Tanzfläche.
15 Dec 2025
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## AUTOREN
(DIR) Marlene Thaler
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