# taz.de -- Geplantes US-Verbot für THC-Produkte: Die verunsicherte Hanf-Branche
> Snacks und Getränke auf Basis von THC sind in vielen US-Bundesstaaten
> beliebt. Wegen einer Gesetzesänderung könnte der Verkauf aber schon bald
> illegal werden.
(IMG) Bild: Getränke auf THC-Basis: Die milliardenschwere amerikanische Hanf-Branche steht erheblich unter Druck
ap | Die Abfüllanlage von Indeed Brewing ist gut ausgelastet. Die Dosen,
die gerade vom Band laufen, enthalten aber nicht Bier, sondern ein
THC-haltiges Sprudelwasser. Für die kleine Brauerei ist das Getränk, das
den berauschenden Wirkstoff der Hanfpflanze enthält, zuletzt immer
wichtiger geworden – auch weil der Konsum von Alkohol spürbar
zurückgegangen ist. Doch das neue Geschäft könnte nun plötzlich wieder
wegbrechen.
Versteckt in dem Gesetz, mit dem im November eine wochenlange
Haushaltssperre beendet wurde, befand sich eine Klausel, mit der Snacks und
Getränke auf Basis von [1][THC] verboten werden sollen. In einem Jahr würde
die neue Regelung in Kraft treten. Die milliardenschwere amerikanische
Hanf-Branche steht damit erheblich unter Druck. „Das ist eine ernste
Sache“, sagt Ryan Bandy, der das Geschäft von Indeed Brewing leitet. „Es
wäre schlimm für unsere Brauereien, für unsere Branche und natürlich für
viele Menschen, die diese Dinge mögen.“
[2][Hanf] ist eine vielseitig einsetzbare Pflanze. Aus den robusten Fasern
werden etwa Seile und Textilien hergestellt, Samen und Blätter werden für
Lebensmittel und Pflegeprodukte verarbeitet. Vor gut zehn Jahren
legalisierten erste US-Bundesstaaten auch das aus den Blüten der
Hanfpflanze bestehende Rauschmittel Marihuana. Mit einem Agrargesetz
erlaubte der Kongress 2018 den Anbau von Hanf auf Bundesebene, um
Landwirten eine neue Einnahmequelle zu schaffen.
Die Art, wie Hanf in dem Gesetz definiert wurde, öffnete jedoch ein
Schlupfloch. Legal sind seitdem Produkte, die weniger als 0,3 Prozent des
THC-Typs Delta-9 enthalten. Viele Snacks und Getränke können unterhalb
dieses Grenzwerts bleiben und trotzdem eine [3][berauschende Wirkung]
entfalten. In vielen Teilen des Landes sind solche Produkte mittlerweile
leicht verfügbar, zum Teil sogar in Tankstellen und Lebensmittelgeschäften
– auch für Jugendliche.
In den Bundesstaaten, in denen Marihuana legal ist, konkurrieren diese
weitgehend unregulierten THC-Snacks teilweise mit stark besteuerten
Produkten. Anderswo werden auf diese Art Verbote bezüglich der Nutzung von
Marihuana als Rauschmittel umgangen. In einigen Bundesstaaten, wie etwa
Indiana, verzeichnen die Behörden immer mehr Anrufe bei Giftnotrufzentralen
wegen des THC-Konsums von Minderjährigen.
## Bundesstaaten haben das Problem erkannt
Dutzende Bundesstaaten haben bereits Maßnahmen ergriffen, um die
Verbreitung der neuen Produkte besser zu kontrollieren oder wieder ganz zu
stoppen. Im Oktober unterzeichnete Gavin Newsom, der demokratische
Gouverneur von Kalifornien, ein Gesetz, das den Verkauf von berauschenden
Hanfprodukten außerhalb des von den Behörden regulierten Systems verbietet.
Texas will unter anderem eine Altersgrenze von 21 Jahren einführen. In
Nebraska wird über ein komplettes Verbot von Verkauf und Besitz diskutiert.
In Minnesota, wo Indeed Brewing ansässig ist, dürfen THC-haltige Snacks und
Getränke seit 2022 ganz legal an Personen ab 21 Jahren verkauft werden. Die
Produkte, die von zertifiziertem Hanf stammen müssen, sind in dem
Bundesstaat so beliebt, dass sie dort sogar in einigen Filialen der
Discounter-Kette Target angeboten werden. Bei Indeed Brewing machen
THC-Getränke inzwischen etwa ein Viertel des Gesamtgeschäfts aus. Ähnlich
sieht es bei der im gleichen Viertel der Stadt Minneapolis gelegenen
Brauerei Bauhaus Brew Labs aus.
## Senator will Schlupfloch schließen
Der Boom von THC-haltigen Produkten war ganz und gar nicht das, was der
republikanische Senator Mitch McConnell im Sinn hatte, als er das Gesetz
von 2018 mit auf den Weg brachte. Um die Entwicklung wieder in eine andere
Richtung zu lenken, sorgte vor allem er nun dafür, dass ein landesweites
Verbot in den Text zur Beendigung des Shutdowns aufgenommen wurde, den der
Senat am 10. November absegnete.
Die neue Regelung werde „diese gefährlichen Produkte von Kindern fernhalten
und zugleich das Geschäft mit Hanf für Landwirte erhalten“, sagt McConnell.
Vertreter der legalen Marihuana-Branche sehen den Schritt durchaus positiv,
weil sie damit auf eine Beseitigung einer als unfair betrachteten
Konkurrenz hoffen. Zuspruch kommt – wenig überraschend – natürlich auch von
Gegnern jeglicher Legalisierung von Marihuana.
## Branche hofft auf Änderungen
So oder so dauert es aber noch ein Jahr, bis die neue Regelung in Kraft
treten soll. Das gibt der Branche etwas Zeit, zumindest noch ein paar
Änderungen durchzusetzen. „Wir hoffen sehr, dass kühle Köpfe am Ende die
Oberhand behalten werden“, sagt Jonathan Miller von dem Branchen-Verband US
Hemp Roundtable. Laut diesem Verband würde das Verbot in der bisher
geplanten Form mehr als 300.000 Arbeitsplätze gefährden und bei den
Steuereinnahmen der Bundesstaaten Ausfälle in Höhe von 1,5 Milliarden
Dollar (1,3 Milliarden Euro) verursachen.
Viele kleinere Betriebe wie Bauhaus Brew Labs würden wohl kaum überleben.
„Wenn das in der jetzigen Form durchgeht, sehe ich keinerlei Möglichkeit,
wie Bauhaus im Geschäft bleiben könnte“, sagt Drew Hurst, der die Brauerei
leitet. Kevin Hilliard, Mitgründer von Insight Brewing, betont, dass eine
politische Lösung noch vor der Pflanzzeit im Frühjahr vorgelegt werden
müsse. Wenn die Landwirte bis dahin keine Planungssicherheit hätten,
„werden sie nicht anbauen“, sagt er.
30 Nov 2025
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