# taz.de -- Hunderte Bombendrohungen bundesweit: Razzia bei teils jugendlichen Verdächtigen
       
       > Sie vernetzten sich in einer Messengergruppe namens „Schweinetreff“ und
       > verschickten Drohungen. Nun gab es Durchsuchungen bei den jungen
       > Tatverdächtigen.
       
 (IMG) Bild: Nach einer Bombendrohung wird das Einkaufszentrum Limbecker Platz in Essen von der Polizei abgeriegelt, Essen, am 15. 5. 2024
       
       afp | Nach hunderten Bombendrohungen etwa gegen Schulen und Einkaufszentren
       ist das Bundeskriminalamt (BKA) gegen Mitglieder der mutmaßlich
       verantwortlichen Gruppierung vorgegangen. Durchsuchungen erfolgten am
       Dienstag bei vier teils minderjährigen Verdächtigen in Nordrhein-Westfalen,
       Niedersachsen und Hessen sowie einem jugendlichen Zeugen in Sachsen-Anhalt,
       wie die Behörde in Wiesbaden mitteilte. Die Beschuldigten sollen massenhaft
       E-Mails mit vorgetäuschten Drohungen geschickt haben.
       
       Laut BKA lösten die Drohungen „in hunderten Fällen“ Polizeieinsätze und
       Evakuierungen aus. 2024 waren unter anderem Einkaufszentren in
       Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen, ein Bahnhof im Saarland, ein
       Gebäude des Mitteldeutschen Rundfunks in Magdeburg sowie Schulen und andere
       öffentliche Einrichtungen betroffen. Weitere vergleichbare Taten der
       Gruppierung betrafen demnach das Nachbarland Österreich.
       
       Nach Angaben der Ermittler agierten die Verdächtigen „rein virtuell“ in
       einer Messengergruppe namens „Schweinetreff“. Es geht demnach um den
       Vorwurf der Bildung einer kriminellen Gruppierung. Das Ziel der
       Beschuldigten sei es gewesen, den öffentlichen Frieden zu stören, die
       Bevölkerung größtmöglich zu verunsichern und sich an der Reaktion der
       Sicherheitsbehörden und der öffentlichen Aufmerksamkeit „zu erfreuen“.
       
       ## „Bisher keine Hinweise auf politische Motivation“
       
       Der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main zufolge sind die vier
       männlichen Verdächtigen zwischen 16 und 23 Jahre alt und deutsche
       Staatsbürger. „Hinweise auf eine politische Motivation der Taten bestehen
       derzeit nicht“, teilte ein Sprecher der Behörde, die in dem Fall gemeinsam
       mit dem BKA ermittelt, der Nachrichtenagentur AFP mit.
       
       Bei den Durchsuchungen wurden elektronische Geräte und Speichermedien
       beschlagnahmt. Von Festnahmen war aber nicht die Rede. Es seien keine
       Haftbefehle vollstreckt worden, betonte die Generalstaatsanwaltschaft.
       
       Laut BKA sollen die Beschuldigten, unter denen sich zwei Jugendliche
       befinden, „als Teil einer überregional agierenden Tätergruppierung“
       gehandelt haben. Mutmaßlich um die Drohwirkung zu verstärken, hätten ihre
       E-Mails häufig einen „islamistischen Bezug“ gehabt. Auch eine „religiös
       motivierte Tatmotivation“ habe sich bei den Ermittlungen aber nicht belegen
       lassen. Alle Drohungen seien zudem falsch gewesen.
       
       ## Psychische Belastung und hohe Kosten
       
       Laut Bundeskriminalamt waren die vier Verdächtigen durch Ermittlungen nach
       Drohungen in Österreich ins Visier geraten. Durch die dortigen Behörden
       sowie den folgenden Informationsaustausch mit der deutschen Seite seien
       Beweise zu Verdächtigen und deren Vernetzung erlangt worden. So seien die
       deutschen Beschuldigten identifiziert worden. Genauere Angaben zu deren
       Wohnorten machten die Ermittler dabei nicht.
       
       Die Razzia zeige, „dass das Internet trotz vermeintlicher Anonymität keinen
       rechtsfreien Raum darstellt“, erklärte BKA-Vizepräsident Sven Kurenbach. Er
       wies zugleich auf mögliche finanzielle Folgen für die Verantwortlichen hin.
       Durch die Großeinsätze entstünden hohe Kosten.
       
       Die Ermittler wiesen außerdem auf psychologische Auswirkungen und
       Sachschäden durch die Beeinträchtigung der Betriebsabläufe etwa im
       Geschäfts- und Verkehrsbereich hin. Insbesondere Evakuierungen an Schulen
       wirkten sich „belastend“ auf die oft jungen Betroffenen aus.
       
       Geführt wurden die Ermittlungen gemeinsam vom BKA und einer bei der
       Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt angesiedelten Spezialabteilung zur
       Bekämpfung von Internetkriminalität. Deren Leiter Benjamin Krause erklärte,
       es handle sich bei der vorgeworfenen Tatserie „nicht um harmlose Streiche,
       sondern um Straftaten“. [1][Wer derartige Drohungen verschicke], müsse „mit
       einer konsequenten Strafverfolgung“ rechnen.
       
       25 Nov 2025
       
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