# taz.de -- Tod eines Maoisten: Die Jagd auf Indiens meistgesuchten Rebellen ist beendet
> Der gefürchtete indigene Guerillakämpfer Madvi Hidma wurde beigesetzt.
> Damit neigt sich Indiens jahrzehntelanger maoistischer Aufstand dem Ende
> zu.
(IMG) Bild: 2010 waren Indiens Maoisten noch relativ stark: Trauermarsch für Kanu Sanyal, einer der Gründer ihrer Bewegung in Naxalbari
Er war ein Phantom im zentralindischen Bastar, einer der letzten Hochburgen
der indischen Maoisten. Madvi Hidma führte das Bataillon 1 der Communist
Party of India (Maoist) an – jener Einheit, die in den Wäldern des
Bundesstaates Chhattisgarh besonders präzise oder verheerende Angriffe auf
Sicherheitskräfte verübte.
Am 18. November wurden Hidma, seine Frau Raje und vier weitere Kämpfer in
einem abgelegenen Waldgebiet im südindischen Andhra Pradesh bei einem
Gefecht getötet. Am Donnerstag wurde das Paar im Heimatdorf
[1][beigesetzt].
Hidma stammte aus einer indigenen Familie der Gond im Sukma-Distrikt, einer
Region, die seit Jahrzehnten von Armut und Repression geprägt ist. Junge
Männer wie er schlossen sich der maoistischen Bewegung an, da sie sich von
der CPI(M) Schutz vor Vertreibung, Holzkonzernen und staatlichen
Sicherheitsoperationen versprachen.
Hidma stieg auf bis ins Zentralkomitee, in dem sonst kaum Indigene sind.
Manche nannten ihn „Gespenst von Bastar“, da er in den dichten Wäldern kaum
auffindbar war. Dieser [2][Mythos] speiste sich daraus, dass Festnahmen
oder Sichtungen selten und meist widersprüchlich waren. Anfang des Jahres
soll er [3][drei Mal] knapp der Polizei entkommen sein. Erst vergangene
Woche hatten Chhattisgarhs Vizeministerpräsident und Hidmas Mutter ihn noch
vergebens aufgefordert, sich zu ergeben.
## Der Meisterstratege
Er galt als Meisterstratege der Guerilla. Ihm werden zahlreiche Anschläge
zugeschrieben, darunter der Angriff im Darbha-Tal 2013. Dabei starben
mehrere Politiker:innen und Polizisten. Auf Hidma war ein hohes
Kopfgeld ausgesetzt. Zugleich ging die Regierung immer härter gegen die
Naxaliten genannten Maoisten vor, deren Aktivitäten Innenminister Amit Shah
(BJP) bis [4][Ende März 2026] beenden will.
Bereits der Tod des CPI(M)-Generalsekretärs [5][Basava Raju] im Mai war ein
Rückschlag. Chhattisgarh baute mit der District Reserve Guard eine für den
Guerillakampf geschulte Spezialeinheit auf, in der auch Ex-Maoisten dienen.
Doch investierte die Lokalregierung auch in Bildung und Infrastruktur,
statt nur auf Repression zu setzen, sagt der [6][Experte Niranjan Sahoo]
von der Observer Research Foundation in Delhi.
Der Aufstand der Maoisten begann 1967 im nordindischen Dorf Naxalbari: eine
Revolte unterer Kasten gegen Großgrundbesitzer, gegen Feudalismus und gegen
die Ohnmacht. Sie wurden angeführt von städtischen Intellektuellen, die
sich an Mao Zedong orientierten und eine klassenlose Gesellschaft
anstrebten. Für sie war die Unabhängigkeit 1947 keine vollendete
Dekolonisierung.
Um 2009 zog sich ein „[7][roter Korridor]“ von der Grenze zu Nepal bis ins
südöstliche Indien. In diesem Gebiet operierten die Aufständischen, zu
denen viele Frauen gehörten, in über 200 Bezirken. Heute sind es noch etwa
11.
## Indiens Maoisten haben an Rückhalt verloren
Die Bewegung wurde schwächer, auch weil Festnahmen und Tötungen zunahmen.
Zudem stellten sich in den vergangenen zwei Jahren über [8][2.000
Kämpfer:innen], darunter Mitglieder des Zentralkomitees. Rückhalt und
Rekrutierungen gingen in den Adivasi-Gebieten zurück, während
Sicherheitskräfte weitere Gebiete unter ihre Kontrolle brachten.
Hidmas Tod fügt sich in ein größeres Bild: Der bewaffnete maoistische
Aufstand, der einst als eine der größten inneren Bedrohungen Indiens galt,
verliert an Halt. Die Bewegung habe nicht nur eine ihrer wichtigsten
Figuren verloren, sondern laut [9][Deepak Kumar Nayak] vom Institut für
Konfliktmanagement in Delhi „auch ihre ideologische Symbolkraft“.
Hidma war zentral für die Rekrutierung verarmter Jugendlicher in den
Stammesgebieten. Sein Tod markiert einen irreversiblen Niedergang. Für
viele Menschen aus seinem Ort war er ein Mann, der [10][Widerstand
verkörperte.]
20 Nov 2025
## LINKS
(DIR) [1] https://x.com/ians_india/status/1991411635869872344?s=46&t=lvjJNiNkApAnss-wx8XQHw
(DIR) [2] https://www.ndtv.com/india-news/ghost-of-bastar-the-rise-and-fall-of-maoist-leader-madvi-hidma-9658725
(DIR) [3] https://www.indiatoday.in/india-today-insight/story/madvi-hidma-killed-how-close-is-maoist-movement-to-its-end-2821992-2025-11-18
(DIR) [4] https://www.pib.gov.in/PressReleasePage.aspx?PRID=2128736
(DIR) [5] https://www.thehindu.com/news/national/top-maoist-leader-basavaraju-hailing-from-ap-killed-in-exchange-of-fire-in-chhattisgarh/article69601506.ece
(DIR) [6] https://www.orfonline.org/expert-speak/combating-maoist-insurgency-a-spotlight-on-chhattisgarh-s-drg-model
(DIR) [7] /Maoisten-in-Indien/!5156443
(DIR) [8] https://www.bhaskarenglish.in/originals/news/from-basavaraju-to-hidma-naxalism-lost-to-2-officers-136464332.html
(DIR) [9] https://satp.org/second-sight-volume-2-no-55
(DIR) [10] https://www.thenewsminute.com/andhra-pradesh/after-maoist-leader-madvi-hidmas-death-activists-raise-questions-over-encounter-claim
## AUTOREN
(DIR) Natalie Mayroth
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