# taz.de -- Von den Hamas aus Israel verschleppt: Das sind die toten Geiseln, nach denen noch gesucht wird
> Im zerstörten Gazastreifen ist es schwierig, Leichen zu bergen. Noch
> immer wurden nicht alle toten Geiseln zurückgeführt. Das sind ihre Namen.
(IMG) Bild: Fahrzeug des Internationalen Roten Kreuzes: Die Verzögerungen bei der Rückführung der toten Geiseln gefährden die Waffenruhe
ap | Die Hamas hat sich verpflichtet, [1][alle toten Geiseln an Israel
zurückzugeben]. Die Leichen von 28 aus Israel verschleppten Menschen, die
am 7. Oktober 2023, dem Tag des Terrorangriffs, der den Krieg auslöste,
bereits tot oder noch lebend in den Gazastreifen gebracht worden waren,
hatten im Rahmen der Waffenruhe im Gaza-Krieg längst übergeben werden
sollen. Tatsächlich gelangten über das Rote Kreuz [2][bislang nur 15 nach
Israel].
Am Sonntag gab die militant-islamistische Palästinenserorganisation die
Ausweitung der Suche nach den verbliebenen 13 auf weitere Teile des
Küstengebiets bekannt. Die Hamas begründet die bisherigen Verzögerungen mit
der [3][umfassenden Zerstörung]. Teils lägen die sterblichen Überreste tief
unter den Trümmern pulverisierter Gebäude, die sich während der
zweijährigen israelischen Offensive praktisch überall im Gazastreifen
aufgetürmt haben.
## Verzögerungen gefährden Waffenruhe
Die Verzögerungen gefährden zusehends die [4][fragile Waffenruhe], die am
10. Oktober in Kraft getreten war. Israel wirft den Extremisten vor, den
Prozess absichtlich in die Länge zu ziehen.
Ägypten entsandte am Samstag ein Team von Experten und schweres Gerät in
den Gazastreifen, um die Bergung der Leichen zu unterstützen, wie zwei
ägyptische Regierungsvertreter bestätigten, die anonym bleiben wollten. Der
Einsatz sei Teil des Bemühens der Vermittlerstaaten, die Waffenruhe
zwischen Israel und der Hamas zu festigen. 20 überlebende Geiseln waren wie
vereinbart zum Beginn der Waffenruhe im Austausch gegen Hunderte
palästinensische Häftlinge und Gefangene freigekommen.
## Geisel-Leichen werden gegen tote Palästinenser ausgetauscht
Im Austausch gegen die Überreste der toten Geiseln überstellte Israel
bislang die Leichen von 195 Palästinensern in den Gazastreifen, ohne
Hinweise auf ihre Identitäten mitzuliefern. Es ist weitgehend unklar, ob
sie in israelischen Gefängnissen zu Tode kamen, bereits als Leichen von
israelischen Soldaten aus dem Gazastreifen nach Israel gebracht wurden oder
am 7. Oktober 2023 getötet wurden, etwa als Teilnehmer der Massaker an
diesem Tag.
Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen tut
sich mangels DNA-Technik schwer, die Identitäten der toten Palästinenser zu
ermitteln, hat jedoch Vorwürfe gegenüber Israel erhoben, dass einige der
Leichen Anzeichen von Folter aufwiesen. Bekannt ist indes, um wen es sich
bei den aus Israel Verschleppten handelt, die nicht lebend zu ihren
Familien zurückkehren werden und deren Angehörige bislang auch nicht an
einem Grab von ihnen Abschied nehmen konnten.
Sahar Baruch, 25 Jahre alt
Er stammte aus dem Kibbuz Beeri, hatte eine Leidenschaft für Wissenschaft,
Fantasy-Literatur, Rollenspiele und Magic-Karten. Er trat bei
Schachwettbewerben an und wollte Elektroingenieur werden. Im Militär diente
er einst als Mechaniker. Mit seinem Bruder Idan befand er sich am 7.
Oktober im Haus seiner Mutter. Idan wurde bei dem Angriff getötet.
Drei Monate nach Sahars Entführung meldete das Militär, er sei während
eines Befreiungsversuchs getötet worden. Er hinterlässt seine Eltern und
zwei weitere Geschwister.
Itay Chen, 19 Jahre alt
Er stammte aus Netanja im Zentrum Israels, war US-israelischer
Doppelstaatler. Verschleppt wurde er mit zwei weiteren Mitgliedern seines
Panzerbataillons: Daniel Peretz, der ebenfalls getötet wurde, und Matan
Angrest, der überlebte und unter der jüngsten Waffenruhe freikam.
Chen liebte Basketball und studierte nach Angaben des Forums der
Geiselfamilien Humanbiologie. Getötet wurde er bereits am 7. Oktober, kam
als Leiche im Gazastreifen an. Er hinterlässt seine Eltern und zwei Brüder.
Amiram Cooper, 84 Jahre alt
Amiram Cooper war einer der Gründer des Kibbuz Nir Oz. Der Ökonom und laut
Forum der Geiselfamilien Autor dreier Gedichtbände wurde am 7. Oktober
zusammen mit seiner Frau Nurit lebend aus Nir Oz verschleppt. Nurit kam
nach 17 Tagen frei. Cooper tauchte in einem Propagandavideo der Hamas mit
zwei weiteren älteren Geiseln auf, offensichtlich unter Zwang. Im Juni 2024
bestätigte Israel seinen Tod. Überlebt wird er von seiner Frau, drei
Kindern und neun Enkelkindern.
Oz Daniel, 19 Jahre alt
Der junge israelische Soldat kam am 7. Oktober zu Tode. Seine Leiche zogen
die Extremisten mit drei weiteren Körpern aus seinem Panzer. Er war ein
begnadeter Gitarrist. Mit neun Jahren begann er, zu spielen. Auch während
seines Militärdienstes übte er Stunde um Stunde und träumte davon, mit der
Musik eines Tages sein Geld zu verdienen. Seine Lieblingsband war nach
Angaben des Forums der Geiselfamilien Guns N’ Roses. Er hinterlässt seine
Eltern und eine Zwillingsschwester.
Meny Godard, 73 Jahre alt
Bevor er in die Armee eintrat und im Nahost-Krieg 1973 kämpfte, war er nach
Angaben des Kibbuz Beeri professioneller Fußballer. Im Kibbuz übernahm er
verschiedene Aufgaben, etwa in der Druckerei.
Am Morgen des 7. Oktobers setzten die Terroristen sein Haus in Brand und
zwangen ihn und seine Frau Ajelet ins Freie. Ajelet versteckte sich
stundenlang in einem Gebüsch, bis sie von Extremisten entdeckt und getötet
wurde. Sie schaffte es noch, ihren Kindern mitzuteilen, dass Meny vor ihr
getötet wurde. Die Familie hielt eine Trauerfeier für beide ab. Das Paar
hinterlässt vier Kinder und sechs Enkelkinder.
Hadar Goldin, 23 Jahre alt
Goldins Leiche ist die einzige, die sich schon vor dem Krieg im
Gazastreifen befand. Der israelische Soldat wurde am 1. August 2014
getötet, zwei Stunden nach dem Inkrafttreten einer Waffenruhe im Rahmen
einer Militäroperation, mit der Israel auf anhaltenden Raketenbeschuss
durch die Hamas reagierte. Goldin hinterlässt seine Eltern und drei
Geschwister, darunter seinen Zwilling. Vor seinem Tod hatte er seiner
Verlobten einen Heiratsantrag gemacht.
Ran Gwili, 24 Jahre alt
Als die Extremisten in Israel einfielen, erholte sich das Mitglied einer
Eliteeinheit der Polizei gerade von einem Schulterbruch, den er bei einem
Motorradunfall erlitten hatte. Trotzdem rückte Gwili aus, um seine Kollegen
zu unterstützen. Er half Menschen, vom Gelände des Nova-Musikfestivals zu
entkommen und starb später im Kampf an einem anderen Ort. Seine Leiche
wurde in den Gazastreifen gebracht. Vier Monate später bestätigte das
Militär seinen Tod. Er hinterlässt seine Eltern und eine Schwester.
Assaf Hamami, 41 Jahre alt
Seit 2022 war Oberst Assaf Hamami Kommandeur der Südbrigade des
israelischen Militärs. Laut israelischen Medien war er der erste
Militärvertreter, der aussprach, dass sich das Land im Krieg befindet – um
6.37 Uhr am 7. Oktober, zehn Minuten nach dem Beginn des Terrorangriffs.
Hamami und zwei seiner Soldaten wurden getötet. Ihre Leichen wurden nach
Israel gebracht. Die Leichen der beiden Soldaten wurden im Juli 2024
geborgen. Hamami wird von seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern
überlebt.
Joshua Loitu Mollel, 21 Jahre alt
Joshua Mollel aus Tansania kam nach seinem Studium der Agrarwissenschaften
und 19 Tage vor dem Terrorangriff im Kibbuz Nahal Oz an, wo er
Berufserfahrung sammeln wollte. Zwei kleinere militante
Palästinensergruppen veröffentlichten Aufnahmen in sozialen Medien, die
zeigten, wie Extremisten auf Mollel schossen und einstachen, wie die
Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichtete. Er hinterlässt
seine Eltern und vier Geschwister in Tansania.
Omer Neutra, 21 Jahre alt
Der US-israelische Doppelstaatler wurde auf der New Yorker Insel Long
Island geboren und wuchs auch dort auf. Er zog nach Israel, um freiwillig
Militärdienst zu leisten und wurde zusammen mit seiner Panzerbesatzung
verschleppt. Er war ein vielseitiger Sportler, liebte Fußball und
Volleyball. Im Dezember 2024 gab das israelische Militär bekannt, dass er
beim Terrorangriff im Oktober 2023 getötet wurde. Seine Eltern nahmen
regelmäßig an Protesten in den USA und Israel teil und sprachen im
vergangenen Jahr auf dem Parteitag der Republikaner.
Dror Or, 52 Jahre alt
Der dreifache Vater leitete die Molkerei im Kibbuz Beeri und war ein
Käsehersteller mit großer Expertise. Als die Terroristen am 7. Oktober ihr
Haus anzündeten, versteckte sich die Familie in dessen Schutzraum. Dror und
seine Frau Jonat wurden getötet. Zwei ihrer Kinder wurden verschleppt und
während einer Waffenruhe im November 2023 freigelassen.
Sudthisak Rinthalak
Der Erntehelfer aus Thailand arbeitete im Kibbuz Beeri. Medienberichten
zufolge war er geschieden und arbeitete seit 2017 in Israel. Insgesamt 31
Gastarbeiter aus Thailand wurden am Tag des Terrorangriffs verschleppt –
die größte Gruppe an Ausländern in der Gewalt der Hamas. Die meisten von
ihnen wurden während der ersten oder der zweiten Waffenruhe freigelassen.
Rinthalaks Leiche ist die letzte von drei aus seinem Heimatland, die im
Gazastreifen zurückgehalten wurden.
Lior Rudaeff, 61 Jahre alt
Lior Rudaeff wurde in Argentinien geboren und zog im Alter von sieben
Jahren nach Israel. Mehr als 40 Jahre lang arbeitete er freiwillig als
Fahrer eines Krankenwagens, gehörte auch dem Notfallteam seines Kibbuz' Nir
Yitzhak an. Er wurde am 7. Oktober 2023 im Kampf gegen die Angreifer
getötet. Seine Leiche wurde in den Gazastreifen verschleppt. Er hinterlässt
vier Kinder und drei Enkelkinder.
26 Oct 2025
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