# taz.de -- Basketball im Osten: Löwinnen gesucht
> Die Löwen Erfurt fördern neuerdings Mädchen- und Frauenbasketball. In
> Ostdeutschland ist das etwas Besonderes.
(IMG) Bild: Heimspielpremiere in der Regionalliga: Nora Kirschstein von den Löwinnen Erfurt am Ball
Was er auf keinen Fall möchte, sagt Florian Gut, sei ein Frauenteam, das
„ganz unten auf der Website auch noch kurz erwähnt wird“. Wie das so oft in
Vereinen der Fall sei. Gut ist Gründer und Sportlicher Leiter [1][der
Basketball Löwen Erfurt,] deren männliches Profiteam seit 2018 in der 2.
Bundesliga Pro B spielt. Nun verfolgt er ein weiteres großes Ziel.
Denn neben den Löwen gibt es seit dieser Saison in Erfurt noch die
Löwinnen; ein neu zusammengestelltes Frauenteam, das vom Partnerverein BC
Erfurt die Regionalligalizenz übertragen bekommen hat und in der
Regionalliga Südost antritt. Ein Team, das für Gut ein Baustein in einem
viel größeren Projekt für die Stärkung des weiblichen Basketballs in der
Region darstellt. Sein langfristiges großes Ziel ist nicht nur, die
gleichwertige Förderung des Männer- und Frauenteams möglichst bis zur
Erstklassigkeit.
Es sollen nachhaltige Strukturen geschaffen werden für eine breite,
weibliche Nachwuchsarbeit in der Region und Vorbilder für Mädchen und junge
Frauen, damit diese überhaupt anfangen, Basketball zu spielen. Angelehnt
ist der ganzheitliche Ansatz an Guts großem Vorbild, was Nachwuchs- und
Vereinsarbeit im Basketball angeht: Alba Berlin.
Die Riethsporthalle im Erfurter Norden ist erstaunlich gut besucht an
diesem ersten Heimspieltag der Löwinnen, dabei ist es erst früher
Nachmittag. Später am Abend spielen die Männer, aber schon jetzt feuern
rund 50 Zuschauer:innen das junge Frauenteam an. Und das hängt sich
gegen Marktheidenfeld richtig rein. Auch das gehört zum größeren Projekt:
Die Löwinnen und Löwen sollen eng kooperieren, unter anderem mit
gemeinsamen Heimspieltagen. „In den letzten Wochen hatten wir auffällig
viel mehr Anmeldungen von Mädchen, die jetzt auch mit Basketball anfangen
wollen“, erzählt Gut am Spielfeldrand. Das Konzept geht wohl schon ein
bisschen auf.
## „Recht einzigartig“
An dem Projekt zum weiblichen Nachwuchs arbeiten die Löwinnen aber nicht
allein, sondern in Kooperation mit dem BC Erfurt, dem USV Erfurt und den
Gotha Rockets. Gemeinsam stellen sie zwei Frauen- und sechs Nachwuchsteams
(U 10 bis U 19). Betreut werden diese von acht Coaches – darunter sieben
Frauen. Das sei „recht einzigartig“, meint Anna Metzdorf. Sie trainiert die
U-19-Mädchen, spielt selbst bei den Löwinnen mit, sogar als Kapitänin, und
ist zudem Teammanagerin. „Und heute Topscorerin“, ruft jemand rein, als
sich das Team nach dem Spiel nochmal in der Umkleidekabine versammelt.
Headcoach bei den Löwinnen ist Yaqub Mohammad. Als einziger Mann im Raum
tritt Mohammad eher zurückhaltend auf und lässt lieber das Team erzählen.
Metzdorf, die wie alle Spielerinnen sichtlich verausgabt von dem Spiel ist,
zeigt sich zuversichtlich. Heute haben sie zwar mit 53:80 verloren, doch
der Wille und das Potenzial seien da: „Wir sind vor drei Monaten erstmal
nur mit dem Teamnamen an den Start gegangen. Ohne Spielerinnen, ohne
Trainer. Wir haben sämtliche Spielerinnen in Thüringen angerufen.“
Nun seien sie eine bunte Truppe aus Jena, Weimar und Erfurt, von der
14-Jährigen bis zur Ü-40-Spielerin. „So langsam formt sich ein Team“, sagt
sie. Und dieses habe eine wichtige Vorbildfunktion: „Wir versuchen, den
weiblichen Bereich nach oben zu liften und möglichst viele Mädchen in
Thüringen anzusprechen. Wir haben jetzt auch eine neue U-10-Löwinnen-Gruppe
gebildet. Wir fangen wirklich ganz unten an und wollen das bis nach oben
aufbauen.“
Während der Basketball vor der Wiedervereinigung in Ostdeutschland kaum
existent war, weil [2][zu DDR-Zeiten] als nicht förderungswürdig
eingestuft, genießt er in den letzten dreißig Jahren immer mehr
Beliebtheit. Dennoch gibt es im Vergleich zum Westen wenige Vereine in den
Profiligen, bei den Männern wie bei den Frauen.
## Auflösungen von Teams
Bei letzteren gibt es außerhalb von Berlin noch ein Team in Halle, [3][das
in der Bundesliga spielt,] sowie die ChemCats Chemnitz und seit dieser
Saison – als einziges weibliches Profi-Team in Thüringen – die Vimodrom
Baskets Jena in der 2. Bundesliga. Eine strukturierte Nachwuchsarbeit
existiert in Thüringen und Sachsen im weiblichen Nachwuchs trotzdem nicht.
In Jena spielen hauptsächlich Spielerinnen, die nicht aus der Region sind.
Bei Freizeitteams führt der geringe weibliche Nachwuchs immer wieder zu
Auflösungen. Grund dafür seien, so die Löwinnen, auch oftmals fehlende
Frauen in leitenden Positionen. Für manch eine talentierte Spielerin heißt
das, dass die Möglichkeiten fehlen, sich weiterzuentwickeln. Im schlimmsten
Fall hören sie dann auf.
An Frauen in leitenden Positionen mangelt es bei den Löwinnen indes nicht.
Da sind zum Beispiel Kim Mauermann, Geschäftsführerin und Constanze Sakriß
als Vereinsvorsitzende. Sowie Nora Kirschstein, die bei den Löwinnen dual
Sportwissenschaften und Training studiert, mit Metzdorf die U 10 trainiert,
sowie die Oberliga-Frauen und in den männlichen Leistungsteams im
Trainerstab eingespannt ist.
Frauen in allen Positionen, so lautet die angestrebte Normalität. Das Ziel
sei, so Metzdorf, möglichst alle Altersgruppen und Niveaus abzubilden, um
vor Ort Talente zu finden und zu fördern. Das Regionalligateam soll als
Sprungbrett zwischen Amateurliga und der Profiliga in Jena fungieren. Das
erste Saisonziel für die Löwinnen lautet aber: Klassenerhalt. Das wird
harte Arbeit. Der erste Sieg steht noch aus.
7 Nov 2025
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## AUTOREN
(DIR) Ruth Lang Fuentes
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