# taz.de -- Der Partner und seine Wohnung: Gardine oder Nichtgardine, das ist hier die Frage
       
       > Unsere Autorin stört sich an der spärlichen Einrichtung ihres Partners.
       > Aber ist der gemeinsame Gang ins schwedische Möbelhaus wirklich die
       > Lösung?
       
 (IMG) Bild: Gardine ja oder nein – wichtige Frage um einen Pärchenkrieg zu verhindern
       
       Wenn ich A. besuche, kauft er immer groß ein. Es gibt Kefir, frisch
       gepresste Säfte – und die Wohnung ist blitzeblank. A. möchte mir damit eine
       Freude machen, aber er hat auch Bammel, weil ich einmal sauer geworden bin.
       Seitdem denkt er, ich hätte ein gesteigertes Sauberkeitsbedürfnis, dabei
       sind es nicht irgendwelche Staubflusen, die mich stören, sondern die nackte
       Glühbirne unter der Decke, und dass es nur ein provisorisches Tuch gibt,
       mit dem er das Zimmer abdunkelt, wenn wir schlafen gehen.
       
       A. wohnt so, als wäre er gerade erst eingezogen, dabei lebt er in seiner
       Wohnung schon jahrelang. Und angeblich sah sie auch mal anders aus: Mit
       Ikeaeinrichtung und Raufasertapete. Doch eines Tages hätte er einen Rappel
       gekriegt: Also Fenster auf, Möbel raus, Krawumm. [1][Und seitdem ist A.
       fertig mit der schwedischen Möbelhauskette und ihren Scheißmöbeln, für die
       alle paar Sekunden ein Baum stirbt.]
       
       Dass er so konsequent ist, finde ich an sich ja gut. Aber gleichzeitig
       hätte ich es gerne etwas wohnlicher. Und so bringe ich ihn dazu, die Sache
       endlich anzugehen. Doch anstatt einmal schnell reinzusausen, sich einen
       Hotdog zwischen die Kiemen zu hauen und danach wieder in den
       Weltverbesserungsmodus überzugehen, so wie ich es handhabe, verfolgt A.
       einen anderen Plan, der bei Manufactum beginnt und mit Grüner Erde seinen
       Lauf nimmt. Bereits ziemlich ermattet betreten wir das erste Haus am Platz
       für Tuchwaren. Das Problem ist nur: Die Verkäuferin sieht uns schon an der
       Nasenspitze an, dass wir uns ihre edlen Stoffe nicht leisten können. Ein
       spöttisches Lächeln huscht über ihr Gesicht, aber sie hat sich sofort
       wieder im Griff.
       
       „Soll es etwas Transparentes sein oder ein Stoff, der das Zimmer
       abdunkelt?“, fragt sie mit der Gelassenheit einer Veteranin aus dem
       Pärchenkrieg. „Letzteres“, sagt mein Freund – er fände Blau ja ganz schön.
       „Blau?“, frage ich ungläubig und breche ab. Es ist seine Wohnung. Und
       alleine, dass wir hier zusammen stehen und über seine Gardinen diskutieren,
       ist eine Red Flag.
       
       ## Naturfaser oder doch Billiggardinen?
       
       Doch mein Freund will, dass ich mich wohlfühle, und deshalb durchforstet er
       nun die Stoffproben mit den Erdtönen, die aus meiner Perspektive viel
       besser zu seinen Pflanzen passen würden. Nur: „Ist das eine Naturfaser?“,
       fragt er jetzt, und ich renne Augen rollend zu den Jacquardstoffen, wo der
       Meter mehrere Hundert Euro kostet. Vielleicht sollte ich mir doch lieber
       einen reichen Privatier angeln, der hätte wenigstens eine Interior
       Designerin.
       
       Als Letztes steht dann tatsächlich Ikea auf unserer Liste, und ich kann
       nicht leugnen, dass mich eine gewisse Genugtuung erfüllt, als wir vor den
       Billiggardinen stehen. Hier eine für 19,99 Euro, dort eine für 12 Euro.
       „Siehst du?“, rufe ich so triumphierend, als ob ich Provision dafür bekäme,
       da bemerke ich, wie es ihn quält. Ich murmele etwas von Kompromiss und es
       gibt kein richtiges Leben im falschen, aber eigentlich liebe ich ihn ja,
       wie er ist.
       
       Gardinen hat er übrigens immer noch keine, dafür drei
       Vintage-Designerlampen, mit denen er aus seinem Zimmer ein, ja was
       eigentlich – Lampengeschäft machen will?! Zu meinem Geburtstag hat er mir
       dann eine Partnerdecke für meine Wohnung geschenkt. Sie ist knallblau und
       von: Ikea. Fand ich ja ein bisschen übergriffig …
       
       12 Nov 2025
       
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