# taz.de -- Mieterschutz in Kreuzberg: Bezirk übernimmt Wasserrechnung
       
       > Der Besitzer der Platte am Hafenplatz bezahlt die Wasserrechnung nicht.
       > Der Bezirk übernimmt, um Mieter zu schützen, und sieht
       > „Entmietungsstrategie“.
       
 (IMG) Bild: Der Investor will die Plattenbauten am Hafenplatz in Kreuzberg abreißen und neu bauen
       
       Berlin taz | Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg übernimmt eine
       ausstehende Wasserrechnung der Eigentümergesellschaften am
       Hafenplatzkomplex im oberen sechsstelligen Bereich. Damit wolle man
       verhindern, dass hunderten Mietern sowie einer Geflüchtetenunterkunft mit
       etwa 600 Bewohner*innen das Wasser abgestellt wird, teilte das
       Bezirksamt am Montagnachmittag mit.
       
       Obwohl die Eigentümergesellschaften regelmäßige Wasserabschlagszahlungen
       von den Mietenden über die Mietnebenkosten erhalte, so der Bezirk,
       verwendeten sie diese augenscheinlich seit vielen Monaten nicht mehr, um
       die Kosten für die Wasserversorgung zu begleichen. „Möglicherweise handelt
       es sich um eine Entmietungsstrategie“, schreibt das Bezirksamt in seiner
       Mitteilung.
       
       Mit dem Eigentümer der „Pyramide“ am Kreuzberger Hafenplatz gibt es schon
       länger Probleme. 2020 hatte die Immobilienfirma Hedera Bauwert mit ihrem
       Geschäftsführer Ioannis Moraitis den Komplex mit rund 400 Wohnungen
       gekauft. [1][Seither mehren sich die Klagen der Bewohner*innen über
       Verwahrlosung]. Hedera will den Bau aus den 1970er Jahren abreißen und
       stattdessen einen „Kulturhafen“ mit 900 Wohnungen errichten. [2][Der Bezirk
       sieht das inzwischen kritisch, Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne)
       distanzierte sich im Sommer von Projekt und Investor.]
       
       ## Besitzer ist stadtbekannt
       
       Denn zahlreiche Bauprojekte von Moraitis in der Stadt stocken, es gibt
       viele geschädigte Wohnungskäufer*innen, Baufirmen, Handwerker, Ingenieure.
       Schmidt warf dem Hedera-Geschäftsführer zudem vor, die Häuser am Hafenplatz
       vergammeln zu lassen und dies als „Druckmittel“ einzusetzen, damit die
       Bezirksverordnetenversammlung den hochtrabenden Plänen zustimmt.
       
       Die nicht gezahlte Wasserrechnung passt in dieses Muster. Dass der Bezirk
       sie nun erst einmal übernimmt, hat pragmatische Gründe: Die Abstellung der
       Wasserversorgung würde zur Unbewohnbarkeit des gesamten Komplexes führen,
       und die Bewohner*innen müssten in Notunterkünften untergebracht werden.
       Daher werde der Bezirk die fälligen Abschlagszahlungen ab November 2025
       übernehmen, teilte er mit. Die Wasserbetriebe seien auf das Angebot Ende
       letzter Woche eingegangen.
       
       Nun werde das Bezirksamt juristisch prüfen, auf welche Weise die
       Abschlagszahlungen, die von den Mieter*innen ja tatsächlich geleistet
       würden, nicht mehr an die Eigentümergesellschaften, sondern direkt an die
       Wasserbetriebe überwiesen werden können, erklärte der Bezirk. Es dürfe
       dabei nicht zu Kündigungen wegen Mietrückständen kommen, die Teil der
       Strategie sein könnten, welche hinter dem Ausbleiben der Zahlungen an die
       Wasserbetriebe stehen könnte.
       
       Schmidt sagte: „Das Bezirksamt sieht mit Empörung und Erschrecken auf diese
       Geschäftspraxis der Eigentümergesellschaften. Dieser konkrete Fall ist in
       seiner enormen Dimension zwar einzigartig, aber es gibt weitere Immobilien
       mit Eigentümer:innen, deren Vorgehen nur durch sehr personalintensive
       Verfahren begegnet werden kann.“
       
       Doch der Bezirk könne wegen der Kürzungen des Senats und der wenigen dem
       Stadtentwicklungsamt zur Verfügung stehenden Personalkapazitäten solchen
       Machenschaften nur schwer Einhalt gebieten. „Ein Personalaufbau im
       notwendigen Umfang für einen schnellen und schlagkräftigen Mieterschutz bei
       267.000 Einwohner:innen und einem frei drehenden Immobilien- und
       Mietenmarkt ist aufgrund der zu geringen Personalmittel nicht möglich.“
       
       Dennoch werde das Bezirksamt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln
       versuchen, die Mieter*innen am Hafenplatz und anderswo zu unterstützen
       und vor Verdrängung und solchen Entmietungsstrategien zu schützen.
       
       30 Sep 2025
       
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