# taz.de -- Meduza-Auswahl 18. – 24. September: „Friedensstifter mit Werten“: Wie Russland auf Charlie Kirk blickt
       
       > Die Ermordung des konservativ-rechten US-Aktivisten sorgt auch in
       > Russland für Schlagzeilen. In diesen gilt er als „pro-russisch“ und die
       > USA stehen „am Rande eines Bürgerkriegs“.
       
 (IMG) Bild: Vor dem Hauptsitz der Organistation „Turning Point USA“ in Phoenix, Arizona, wo am 21. September eine Gedenkfeier stattfand
       
       Das [1][russisch]- und [2][englischsprachige] Portal Meduza zählt zu den
       wichtigsten unabhängigen russischen Medien. [3][Im Januar 2023 wurde Meduza
       in Russland komplett verboten]. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme
       gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter
       taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber
       Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der [4][taz Panter Stiftung]
       gefördert. 
       
       In der Zeit vom 18. bis 24. September 2025 berichtete Meduza unter anderem
       über folgende Themen: 
       
       ## Wie der Tod von Charlie Krik in Russland erzählt wird
       
       Die Ermordung des amerikanischen konservativen Aktivisten Charlie Kirk am
       10. September beherrschte weltweit die Schlagzeilen. Kirk wurde außerhalb
       der Vereinigten Staaten vor allem durch Soziale Medien und insbesondere
       YouTube bekannt. Viele Konservative bis Rechte übernahmen seine Rhetorik.
       
       Auch die russische Staatspropaganda hat sich zu seinem Vermächtnis
       geäußert: So wurde er dargestellt als Verteidiger „traditioneller Werte“,
       als Friedensstifter und als „Prophet ohne Ehre in seinem eigenen Land“. So
       verbreiten sich drei Kernaussagen: „Kirk starb für traditionelle Werte“,
       „Kirk war pro-russisch“ und „Amerika steht am Rande eines Bürgerkriegs“.
       [5][Meduza gibt auf Englisch einen Überblick über die russischen
       Erzählungen zu Charlie Kirk und seiner Ermordung.]
       
       ## Auf der Suche nach getöteten Soldaten
       
       Als Wladimir Putin im September 2022 eine „teilweise Mobilmachung“
       ankündigte, wurden Tausende Männer aus Sibirien an die Front geschickt.
       Allein aus der Region Irkutsk und der Republik Burjatien wurden mindestens
       9.000 eingezogen. Drei Jahre später ist etwa ein Drittel von ihnen tot oder
       dauerhaft behindert. Das unabhängige Medium People of Baikal hat
       untersucht, was über das Schicksal dieser Männer bekannt ist. [6][Meduza
       veröffentlicht eine gekürzte Übersetzung ihrer Berichterstattung auf
       Englisch.]
       
       Die Zahl der Vermissten ist unbekannt; es gibt keine offizielle,
       öffentliche Liste. Oft geben die Familien solche Informationen selbst
       weiter. Im Juli beispielsweise wandten sich Angehörige eines mobilisierten
       Soldaten, Nikolai Lazarev, an People of Baikal. Denn sie hatten seit mehr
       als zweieinhalb Jahren nichts mehr gehört von ihm. In der Praxis bedeutet
       die Einstufung als „im Kampf vermisst“ in der Regel, dass ein Soldat
       getötet wurde, seine Leiche jedoch nie vom Schlachtfeld geborgen wurde.
       
       ## In Abwesenheit verurteilt: Normalität in Russland
       
       In Russland hat die Zahl der Verurteilungen in Abwesenheit in den letzten
       Jahren zugenommen. Die Sicherheitskräfte wenden das sowohl in allgemeinen
       Strafverfahren als auch in politischen Fällen an.
       
       Nach Angaben des Menschenrechtsprojekts „OVD-Info“ verhängten die Gerichte
       im Jahr 2022 gegen 15 Personen in politisch motivierten Fällen eine
       Abwesenheitsverhaftung. Im Jahr 2023 waren es 34 und im Jahr 2024 bereits
       80. In den knapp neun Monaten des Jahres 2025 hat sich die Dynamik etwas
       verlangsamt: 34 Personen wurden in Abwesenheit verhaftet.
       
       Dabei handelt es sich nicht nur um russische Staatsbürger – die Gerichte
       haben diese Art der Verfahren auch gegen Bürger aus der Ukraine, Kroatien,
       Rumänien, Großbritannien, Italien, Venezuela und Estland angewandt.
       [7][Meduza berichtet auf Russisch].
       
       Der Staat zeige damit, dass diejenigen, die er als „Verräter“ betrachtet,
       nicht ungestraft davonkommen. Das sei ein Versuch, „die ausgewanderten
       Russen in Angst zu halten“, schreibt Meduza.
       
       ## Intervision: Der queerfeindliche Eurovision-Songcontest
       
       Am 20. September fand in Moskau „Intervision“ statt. Das ist ein
       Gesangswettbewerb, der als Ersatz für „Eurovision“ in Zeiten der
       internationalen Isolation Russlands gilt. Die Übertragung der Show konnte
       auf dem ersten Kanal Russlands verfolgt werden.
       
       An dem Wettbewerb nahmen Teilnehmer aus „befreundeten“ Staaten wie Belarus,
       Tadschikistan, China, Brasilien und anderen teil. Auch eine Teilnehmerin
       aus den USA, die Sängerin Vassy, sollte zum Wettbewerb kommen, sagte jedoch
       in letzter Minute ihre Teilnahme ab. [8][Meduza berichtet auf Russisch.]
       
       „Intervision“ wurde von Wladimir Putin und dem Außenminister Sergej Lawrow
       eröffnet und Russland von dem „patriotischen“ Sänger Schaman vertreten.
       Titel eines seiner Lieder: „Ich bin Russe“.
       
       Der nächste „Intervision“ wird allerdings nicht in Vietnam stattfinden,
       dessen Vertreter den Wettbewerb gewonnen hat. Sondern in Saudi-Arabien.
       Dies gaben die Organisatoren und Moderatoren noch vor Ende des Wettbewerbs
       bekannt.
       
       24 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://meduza.io
 (DIR) [2] https://meduza.io/en
 (DIR) [3] /Russische-Medien-im-Exil/!5911767
 (DIR) [4] /!v=4269299f-23bb-40f2-a4ea-2b1b1ae40192/
 (DIR) [5] https://meduza.io/en/feature/2025/09/23/how-charlie-became-a-russian-propaganda-hero
 (DIR) [6] https://meduza.io/en/feature/2025/09/19/they-forgot-about-him
 (DIR) [7] ttps://meduza.io/cards/sudy-stali-regulyarno-zaochno-arestovyvat-uehavshih-rossiyan-chem-opasna-eta-mera-i-chto-delat-esli-vas-udalenno-vzyali-pod-strazhu
 (DIR) [8] https://meduza.io/feature/2025/09/21/v-moskve-proshlo-intervidenie-pesennyy-konkurs-s-traditsionnymi-tsennostyami-kotorym-kreml-popytalsya-zamenit-evrovidenie
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tigran Petrosyan
       
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