# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Polen beantragt bei Nato Konsultationen
       
       > Russische Drohnen sind nachts in den polnischen Luftraum eingedrungen.
       > Warschau hat Konsultationen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags beantragt.
       
 (IMG) Bild: Flugzeuge der polnischen Luftwaffe bei einer Militärparade
       
       ## Polen beantragt bei Nato Konsultationen zu Bedrohungsfall
       
       Polen hat nach der Verletzung seines Luftraums durch russische Drohnen
       Konsultationen zum Bedrohungsfall gemäß Artikel 4 des Nato-Vertrags
       beantragt. Die Gespräche mit den Verbündeten „nehmen zu diesem Zeitpunkt
       die Form eines formellen Antrags auf Aktivierung von Artikel 4 des
       Nordatlantikvertrags an“, sagte der polnische Ministerpräsident Donald Tusk
       vor dem Parlament in Warschau. Die ohnehin für Mittwoch geplante Sitzung
       des Nordatlantikrats wurde daraufhin nach Angaben von Nato-Diplomaten unter
       Artikel 4 abgehalten.
       
       Russland hatte in der Nacht zum Mittwoch erneut Angriffe auf die Ukraine
       geflogen, unter anderem auf die westukrainische Stadt Lwiw, die etwa 80
       Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt ist. Wie die polnischen
       Streitkräfte am frühen Morgen bekanntgaben, drangen dabei auch Drohnen in
       den polnischen Luftraum ein, die zum Teil abgeschossen wurden. An dem
       Einsatz beteiligten sich auch niederländische Nato-Flugzeuge.
       
       Artikel 4 des Nordatlantikvertrags sieht Konsultationen vor, wenn ein
       Alliierter seine Sicherheit und seine Gebietshoheit bedroht sieht. Bereits
       zu Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022
       waren auf Antrag mehrerer osteuropäischer Länder die Nato-Gesandten der
       Mitgliedsländer zu Konsultationen unter Artikel 4 zusammengekommen. (afp)
       
       ## Polen: Mehr als ein Dutzend Drohnen in Luftraum eingedrungen
       
       Mehr als ein Dutzend Drohnen sind nach Angaben der polnischen Armee während
       russischer Angriffe auf die Ukraine in den Luftraum über Polen
       eingedrungen. „Dies ist ein Akt der Aggression, der eine reale Bedrohung
       für die Sicherheit der Bevölkerung dargestellt hat“, hieß es in einer
       Mitteilung des Oberkommandos der Streitkräfte auf X. Ein Teil der Drohnen
       sei abgeschossen worden. Die Armee suche nach den Trümmerteilen. In
       Ostpolen wurde das Dach eines Wohnhauses beschädigt.
       
       Die über Polen abgeschossenen Drohnen stammen nach Angaben der polnischen
       Regierung aus Russland. Es sei das erste Mal, dass russische Drohnen über
       dem Territorium der Nato abgeschossen worden seien, sagte Regierungschef
       Donald Tusk. Alle Bündnispartner nähmen den Vorfall sehr ernst.
       
       Die Leitung der Polizei teilte mit, die Garnisonen in dem Verwaltungsbezirk
       Mazowien rund um die Hauptstadt Warschau sowie in den im Osten des Landes
       gelegenen Woiwodschaften Lublin, Karpatenvorland und Podlachien seien in
       Alarmbereitschaft versetzt worden. Der Fernsehsender TVN24 zeigte Bilder
       von Polizisten in Einsatzwagen, die am frühen Morgen nahe der Ortschaft
       Cesniki unweit der Stadt Zamosc im Südosten des Landes offenbar auf der
       Suche nach Trümmern waren.
       
       Polens Regierungschef Donald Tusk schrieb auf X, es seien Waffen gegen die
       Flugobjekte eingesetzt worden. Er sei in ständigem Kontakt mit der
       Armeeführung, dem Verteidigungsminister und dem Präsidenten.
       
       In den vergangenen Wochen waren mehrfach Drohnen in den Luftraum über Polen
       eingedrungen und abgestürzt. Verletzt wurde dabei niemand.
       Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz hatte bereits am Dienstag
       gesagt, die Drohnen könnten zukünftig abgeschossen werden, wenn dies
       vertretbar sei.
       
       Das EU- und Nato-Mitglied Polen ist ein wichtiger politischer und
       militärischer Verbündeter der von Russland angegriffenen Ukraine. Das Land
       hat auch eine zentrale Funktion als logistische Drehscheibe für die
       Militärhilfe des Westens für Kyjiw. Polen fühlt sich auch selbst von
       Russland bedroht und rüstet massiv auf. (dpa)
       
       ## Krisensitzung der polnischen Regierung
       
       Nach dem Eindringen von Drohnen in den polnischen Luftraum ist die
       Regierung in Warschau am Morgen zu einer Krisensitzung zusammengetreten, um
       über die Lage zu beraten. Regierungschef Donald Tusk schrieb auf der
       Plattform X, er habe Nato-Generalsekretär Mark Rutte über die Lage und die
       polnischen Reaktionen informiert. „Wir sind im ständigen Kontakt“, schrieb
       er.
       
       Nach Angaben des Warschauer Verteidigungsministeriums sollten an der
       Sondersitzung alle für die Sicherheit des Landes zuständigen Ministerien
       teilnehmen.
       
       Präsident Karol Nawrocki kündigte eine Sitzung des Sicherheitsrates an und
       schrieb auf X, er habe an einer Besprechung des Einsatzkommandos der
       Streitkräfte teilgenommen. „Die Sicherheit unseres Landes hat für uns
       höchste Priorität und erfordert eine enge Zusammenarbeit“, schrieb der
       nationalkonservative Präsident. (dpa)
       
       ## Polnische Flughäfen wieder in Betrieb
       
       Am Warschauer Chopin-Flughafen, dem größten Flughafen Polens, können
       Flugzeuge wieder starten und landen. Nach dem Eindringen von mehr als einem
       Dutzend Drohnen in den Luftraum des Landes war der Flugbetrieb an vier
       Flughäfen eingestellt worden. Mehrere Flüge wurden an andere Flughäfen des
       Landes umgeleitet. Am Morgen gab die Führung der Streitkräfte das Ende
       dieser Maßnahme bekannt. Reisende müssten sich allerdings auf Verzögerungen
       einstellen, bis sich die Abläufe wieder normalisiert hätten.
       
       Auch an den anderen zunächst gesperrten Flughäfen des Landes,
       einschließlich im ostpolnischen Lublin, konnte der Flugbetrieb wieder
       aufgenommen werden. (dpa)
       
       ## Verteidigungsminister beraten im E5-Format zur Ukraine
       
       Die Verteidigungsminister von Deutschland, Frankreich, Großbritannien,
       Italien und Polen treffen sich am Mittwoch im sogenannten E5-Format in
       London, um über die weitere Unterstützung der Ukraine zu beraten. Neben
       möglicher Militärhilfe dürfte es auch um Sicherheitsgarantien für die
       Ukraine gehen. Das Treffen findet vor dem Hintergrund massiver russischer
       Angriffe auf die Ukraine in den vergangenen Tagen statt.
       
       Im Anschluss an die Gespräche wollen die fünf Verteidigungsminister um
       17.00 Uhr (MESZ) eine gemeinsame Pressekonferenz abhalten. Es handelt sich
       um das fünfte Treffen dieser Art. Vorherige Zusammenkünfte hatten in den
       vergangenen Monaten in Berlin, Warschau, Rom und Paris stattgefunden. Am
       Dienstag trafen sich in London bereits die Verteidigungsminister der
       sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe. (afp)
       
       ## Regierungsvertreter: USA zu Ausweitung von Zöllen für Käufer von
       russischem Öl bereit – wenn EU mitzieht
       
       Die USA sind nach Angaben eines Regierungsvertreter bereit, die Zölle für
       Käufer von russischem Öl auszuweiten – wenn die Europäische Union (EU)
       mitzieht. Bei Gesprächen zwischen US- und EU-Vertretern habe US-Präsident
       Donald Trump die Möglichkeit von Zöllen zwischen 50 und 100 Prozent für
       Ölabnehmer wie China und Indien angesprochen, sagte ein
       US-Regierungsvertreter am Dienstag.
       
       „Die Geldquelle für die russische Kriegsmaschinerie sind die Öleinkäufe
       Chinas und Indiens“, sagte der US-Regierungsvertreter. „Wenn man nicht an
       die Geldquelle herankommt, gibt es keine Möglichkeit, die Kriegsmaschinerie
       zu stoppen.“ Trump sei zwar bereit, allerdings müsse es eine Zusammenarbeit
       mit der EU geben.
       
       Zuvor hatten sich die USA im Ringen um verschärfte Russland-Sanktionen zu
       „starken Maßnahmen“ bereit erklärt. „Alle Optionen bleiben auf dem Tisch“,
       versicherte US-Finanzminister Scott Bessent am Montagabend im Onlinedienst
       X nach Beratungen mit dem EU-Sanktionsbeauftragten David O'Sullivan in
       Washington. Trump hatte sich am Wochenende „nicht glücklich“ über die neuen
       russischen Angriffe auf die Ukraine geäußert und sich grundsätzlich offen
       für schärfere Strafmaßnahmen gezeigt.
       
       „Wir sind bereit, starke Maßnahmen gegen Russland zu ergreifen, aber unsere
       europäischen Partner müssen sich uns dabei vollständig anschließen, damit
       wir erfolgreich sind“, schrieb Bessent, ohne sich inhaltlich zu möglichen
       Sanktionen zu äußern. „Business as usual hat nicht funktioniert“, fügte er
       hinzu.
       
       Im US-Kongress liegt seit Monaten ein parteiübergreifender Gesetzentwurf
       [1][zu verschärften Russlandsanktionen], der Trump nach den Worten des
       federführenden republikanischen Senators Lindsey Graham einen
       „Vorschlaghammer“ zur Verfügung stellen würde. Das Gesetz sieht Strafzölle
       von bis zu 500 Prozent für Länder wie China, Indien oder Brasilien vor, die
       weiter russisches Öl oder Waffen kaufen. Bisher hat Trump lediglich gegen
       Indien erhöhte Zölle angekündigt, diese verdoppelten sich Ende August im
       Zusammenhang mit Ölkäufen aus Russland auf 50 Prozent.
       
       Deutschland und Frankreich machen sich nach Angaben von Diplomaten derweil
       für [2][EU-Sanktionen gegen den russischen Ölkonzern Lukoil] stark. Demnach
       sollen auch Raffinerien in Drittstaaten mit Strafnahmen belegt werden, die
       an russischen Ölexporten in die EU beteiligt sind. [3][Sanktionen müssen in
       der EU] einstimmig von den 27 Mitgliedsländern beschlossen werden. (afp)
       
       10 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /US-Androhung-von-Russland-Sanktionen/!6104035
 (DIR) [2] /EU-Sanktionen/!6104998
 (DIR) [3] /Europas-Rolle-nach-Alaska-Gipfel/!6104900
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Drohnenangriffe
 (DIR) Luftangriffe
 (DIR) Polen
 (DIR) Nato
 (DIR) Donald Tusk
 (DIR) Belarus
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Russland
 (DIR) Podcast „Fernverbindung“
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Neue Stützpunkte für Atomwaffen: Wie Russland aufrüstet
       
       Militärstützpunkte in Belarus bereiten Nato-Staaten Sorge. Moskaus
       „Iskander“-Raketen können Städte wie Berlin in wenigen Minuten treffen.
       
 (DIR) Russische Drohnen über Polen: Testballon in Richtung Nato
       
       Die Drohnen im polnischen Luftraum sind keine gute Nachricht für die Nato.
       Mit gutem Grund wird vermieden, von einem gezielten Angriff zu reden.
       
 (DIR) Russische Drohnenangriffe: Kyjiw unter massivem Beschuss
       
       Die Ukraine wurde erneut von Luftangriffen getroffen. Am stärksten
       betroffen war Hauptstadt Kyjiw. Unter den Opfern: eine Mutter und ihr Baby.
       
 (DIR) Militärexperte über Zapad-Manöver: „Für Belarus besteht ein Risiko“
       
       Mitte September beginnt die größte russisch-belarussische Militärübung seit
       2021. Moskau kann sich's leisten, sei die Botschaft, sagt Experte Joel
       Linnainmäki.
       
 (DIR) Streit zwischen USA und Indien: Was Trumps Zölle gegen Indien bedeuten
       
       US-Präsident Donald Trump verkündet Zusatzzölle gegen Indien. Dabei pflegte
       er zuvor gute Kontakte zu Premier Modi. Wie endet das Zollchaos?