# taz.de -- Gewalt in Syrien: Netanjahu gießt Öl ins Feuer
       
       > Israel will sich mit Rückendeckung für die Drusen einen Verbündeten in
       > Syrien schaffen. Die Geschichte lehrt, dass hier Vorsicht geboten ist.
       
 (IMG) Bild: Sunnitische Beduinen auf der Flucht aus der südsyrischen Provinz Suweida nach Zusammenstößen mit ortsansässigen Drusen
       
       Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat Syrien bombardieren lassen
       und vermarktet Israel als Schutzmacht der dort lebenden Drusen. Die
       langfristigen Folgen dieser Strategie lassen sich nur schwer abschätzen.
       Eigentlich geht es Netanjahu darum, den israelischen Einfluss auf syrisches
       Gebiet auszuweiten. Dort besetzen die israelischen Truppen nicht nur seit
       1967 nach internationalem Recht illegal die Golanhöhen und seit dem Sturz
       des syrischen Diktators Baschar Assads auch [1][eine Pufferzone am Fuße des
       Gebirges].
       
       Indem Israel nun syrische Truppen angreift, versucht es an seiner Grenze
       tief in syrisches Gebiet hinein de facto eine entmilitarisierte Zone zu
       schaffen, in der die syrische Armee nicht operieren kann. Und es versucht
       sich mit den Drusen einen ihm gewogenen Player innerhalb Syriens
       aufzubauen. Ein Proxy-Spiel, das Netanjahu vom Iran gelernt hat. Doch
       können die Drusen für Israel das werden, was die Hisbollah für den Iran
       ist? Es ist zu früh, um das einzuschätzen und es gibt zu viele Unbekannte.
       
       Die erste ist die Frage, ob de Drusen überhaupt mitspielen. Was den Umgang
       mit Israel angeht, sind sie gespalten. Viele syrische Drusen sind
       ausgesprochene Nationalisten. Sie blicken auf eine stolze Geschichte des
       antikolonialen Kampfes zurück, und der legendären drusischen Aufstände
       gegen die französischen Kolonialherrn. Doch gleichzeitig betrachten sie als
       religiöse Minderheit den derzeitigen syrischen Präsidenten Ahmed al-Scharaa
       und seine dschihadistischen Gefolgsleute mit großem Misstrauen.
       
       Aber das macht sie nicht automatisch zu einem israelischen Bündnispartner.
       Und sie kennen die Geschichte der einstigen israelischen Besatzung des
       Südlibanon, als Israel sich dort eine maronitisch-christliche Miliz, die
       sogenannte Südlibanesische Armee SLA aufbaute. Aber gleichzeitig entstand
       dort auch [2][die schiitische Hisbollah], die sich den Widerstand gegen die
       israelische Besatzung auf ihre Fahnen geschrieben hatte. Dieser zwang die
       israelische Armee im Jahr 2000 dazu, aus dem Südlibanon abzuziehen.
       
       ## Halbwertzeit für Bündnispartner
       
       Die SLA löste sich auf. Israelische Bündnispartner wie die SLA haben in der
       arabischen Welt eine geringe Halbwertzeit. Das wissen auch die Drusen. Auch
       in Südwest-Syrien könnte bei dem israelischen Versuch, das Gebiet unter
       seinen Einfluss zu bekommen, ein neuer Widerstand dagegen entstehen,
       ähnlich damals der Hisbollah im Libanon. Der könnte sich unter der
       sunnitisch beduinischen Bevölkerung formieren, die ebenfalls dort lebt oder
       durch syrisch nationalistische Drusen.
       
       Die Grenze zu Syrien war über 50 Jahre lang eine der ruhigsten Israels. Das
       könnte sich ändern. Es ist eine Illusion Netanjahus zu glauben, dass Israel
       den bunten arabischen religiösen und ethnischen Teppich in seiner
       Nachbarschaft militärisch und mit einer Teile- und Herrsche-Politik
       nachhaltig kontrollieren und dominieren kann. Aber eines kann er in jedem
       Fall: Öl in das Feuer des [3][syrischen Chaos] gießen.
       
       18 Jul 2025
       
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 (DIR) Karim El-Gawhary
       
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