# taz.de -- Diplomatische Annäherung: Indien und China hoffen auf etwas Entspannung
       
       > Die Außenminister der rivalisierenden Atommächte treffen sich nach fünf
       > Jahren wieder. US-Drohungen könnten bei der Annäherung ungeplant helfen.
       
 (IMG) Bild: Endlich mal wieder etwas Entspannung in der Weltpolitik; Wang Yi, Chinas Außenminister, und Subrahmanyam Jaishankar, Indiens Außenminister, in Peking am Montag
       
       Mumbai taz | Indien und China reden wieder miteinander. Erstmals seit fünf
       Jahren hat mit Subrahmanyam Jaishankar ein indischer Außenminister China
       besucht. Er traf am Montag in Peking im Vorfeld des Außenministertreffens
       der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) in Tianjin seinen
       chinesischen Amtskollegen Wang Yi.
       
       „Wir sollten Handelshemmnisse und Blockaden vermeiden“, sagte Jaishankar
       mit Blick auf Pekings Ausfuhrbeschränkungen. Diese betreffen etwa Indiens
       Zugang zu Seltenen Erden, Spezialausrüstung und Tunnelbohrmaschinen.
       Letztere führten bereits zu einer [1][Kontroverse], in die der damalige
       deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck involviert war: In der
       Volksrepublik hergestellte deutsche Bohrer, die Indien dringend benötigte,
       wurden in China offenbar zurückgehalten.
       
       [2][Jaishankar] warb für eine Normalisierung der bilateralen Beziehungen:
       „Mit gegenseitigem Respekt, Sensibilität und Interesse“ könne das gelingen.
       Man habe sich schon früher verständigt, dass Differenzen nicht zu
       Konflikten führen dürften.
       
       Beide Seiten vereinbarten jetzt die Wiederaufnahme von Direktflügen, den
       Austausch hydrologischer Daten und die Ermöglichung von Pilgerreisen zum
       heiligen Berg Kailash in Tibet, der Indien und China symbolisch religiös
       und geopolitisch verbindet.
       
       ## „Harmonisch kooperieren, gemeinsam erfolgreich sein“
       
       Wang sagte laut dem [3][KP-Blatt Global Times]: „Als zwei benachbarte
       östliche Zivilisationen und große aufstrebende Volkswirtschaften liegt der
       Kern der chinesisch-indischen Beziehungen darin, wie man harmonisch
       koexistieren und gemeinsam erfolgreich sein kann“. Man wolle Vertrauen
       statt Misstrauen, Kooperation statt Rivalität.
       
       Vor dem am Dienstag beginnenden eintägigen Treffen der zehn
       SCO-Außenminister erinnerte Jaishankar daran, dass Terrorismusbekämpfung
       ein zentrales Ziel der Organisation sei – ein Seitenhieb gegen den mit
       Peking verbündeten Nachbarn Pakistan.
       
       Beim dem SCO-Treffen sprachen dann die Minister [4][Indiens] und
       [5][Pakistans] zwar jeweils mit ihrem iranischen Kollegen, doch ein
       bilaterales Gespräch gab es nicht, wohl wegen der jüngsten Spannungen
       [6][im Zuge des militärischen Schlagabtauschs um Kaschmir im Mai].
       
       Doch auch die vorsichtige Wiederannäherung zwischen Delhi und Peking kann
       nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Mai 2020 nahe des Pangong Tso-Sees
       in Ladakh und an der Grenze zum Autonomen Gebiet Tibet zu tödlichen
       Handgemengen zwischen Soldaten beider Seiten kam. [7][Erst 2024 gab es
       wieder ein formelles Treffen zwischen Premierminister Narendra Modi und
       Staatschef Xi Jinping wieder] am Rande des Brics-Gipfels in Russland.
       
       ## Konkurrenz um Einfluss in Asien
       
       Die indisch-chinesische Rivalität geht aber über Grenzkonflikte hinaus. In
       Asien konkurrieren beide um Einfluss. Wirtschaftlich holt Indien auf, ist
       für China aber noch keine ebenbürtige Konkurrenz. Indiens Hoffnung, es
       könnte zur Alternative des Westens statt der Volksrepublik werden, hat sich
       bisher nicht erfüllt.
       
       Auch die Tibetfrage belastet das Verhältnis. [8][Indien beherbergt seit
       1959 den 14. Dalai Lama.] Dessen Wunsch, seine Nachfolge ohne Pekings
       Einfluss zu regeln, weist China scharf zurück.
       
       In Delhi beobachtet man zudem mit Sorge, wie Peking seinen Einfluss in der
       Himalaja-Region ausbaut. Die beiden Großmächte könnte aber Donald Trump
       ungeplant weiter zusammenbringen: Da beide eng mit Russland kooperieren und
       von dort viel Öl importieren, drohen ihnen womöglich bald [9][Trumps
       sogenannte Sekundärzölle]. Ob die Außenminister jetzt auch darüber
       sprachen, ist aber nicht bekannt.
       
       15 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://economictimes.indiatimes.com/industry/transportation/railways/indias-bullet-train-plan-hits-chinese-wall-as-german-tunnel-boring-machines-remain-stuck-at-port/articleshow/122043772.cms
 (DIR) [2] https://x.com/DrSJaishankar/status/1944727477722722568
 (DIR) [3] https://www.globaltimes.cn/page/202507/1338362.shtml
 (DIR) [4] https://x.com/DrSJaishankar/status/1945058388444111161
 (DIR) [5] https://x.com/ForeignOfficePk/status/1945070439354786217
 (DIR) [6] /Kaschmir/!6084214
 (DIR) [7] https://www.mfa.gov.cn/eng/xw/zyxw/202410/t20241023_11514914.html
 (DIR) [8] /Geburtstag-des-Dalai-Lamas/!6095770
 (DIR) [9] /Trump-droht-Putin-mit-hohen-Zoellen/!6100874
       
       ## AUTOREN
       
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