# taz.de -- Football-Team Hamburg Sea Devils: Die Seeteufel bleiben heimatlos
       
       > Die Hamburg Sea Devils wollten in der European Football League hoch
       > hinaus. Doch nicht nur sportlich läuft es nicht rund.
       
 (IMG) Bild: Da lief's mal gut: Gegen Thunder Berlin (in weißen Trikots) gewannen die „Seeteufel“ im Juni
       
       Hamburg taz | Für die „Hamburg Sea Devils“ läuft es sportlich mehr schlecht
       als recht. Am Sonntag vergangener Woche verlor das Hamburger Football-Team
       gegen die dänischen „Nordic Storms“ das vierte Saisonspiel in Folge. In der
       „North Division“ der [1][European League of Football] (ELF) belegt die
       Mannschaft den letzten Platz – nur zwei von acht Saison-Spielen konnte das
       Team für sich entscheiden. 2021 und 2022 zog der Verein noch in die
       Playoffs ein.
       
       Dennoch herrscht am Spieltag im Hoheluft-Stadion eine ausgelassene
       Stimmung. Bereits Stunden vor dem Spiel feiern die ersten Fans mit
       Bratwurst, Bier und Musik das vorletzte Heimspiel ihrer „Seeteufel“.
       Getrommelt und gepfiffen werden darf dieses Mal jedoch nicht. Einige
       Anwohner:innen hatten sich in der Vergangenheit über den Stadionlärm
       beschwert, wie der Verein im Vorfeld ankündigte. Obwohl das ELF-Spiel
       europaweit ausgestrahlt wird, wirkt die gut gefüllte, aber überschaubare
       Sportveranstaltung an diesem Tag wie das Spiel eines Regionalligisten.
       
       „Wir sehen, dass der Sport hier immer mehr ankommt“, sagt Mark Weitz,
       Geschäftsführer der „Sea Devils“. Der NFL-Trend und die Strukturen
       expandieren derzeit stark nach Europa – dies mache sich vor allem in
       steigenden Zuschauerzahlen bei den großen Football-Events bemerkbar.
       
       ## Kein geeignetes Stadion in Hamburg
       
       Damit die Sportart langfristig erfolgreich sein kann, brauche es jedoch
       eine geeignete Infrastruktur, so Weitz. Deutschland liege hier deutlich
       hinter den Standards der USA. Für die meisten Vereine sei es deshalb
       schwierig, an Trainings- und Spielplätze zu kommen: „Hier regiert noch
       immer der Fußball“, sagt Weitz. Derzeit könne man vor allem wegen der
       Sommerpause Fußballplätze nutzen.
       
       Aus der Platznot organisierte der Franchise-Verein 2024 eine „Nordtournee“,
       die in Hamburg, Bremen, Lübeck und Hannover ausgetragen wurde. Deren große
       Spielstätten würden nicht nur die Liga-Anforderungen erfüllen, zusätzlich
       wollte man den „Event-Charakter“ erhalten, was auf kleinen Plätzen nicht
       möglich wäre. „Das war allerdings nichts, was wir uns ausgesucht haben“,
       resümiert Weitz. Wie in dieser Saison wolle man die Heimspiele auch in
       Zukunft wieder in Hamburg austragen – mit den „Heimspielen“ im Umland habe
       man viele Fans verloren. Es fehle jedoch ein Stadion, das Verein und Fans
       als „Heimatort“ diene. Das Hoheluft-Stadion sei für die ELF eigentlich
       nicht geeignet, sagt Weitz, allerdings gebe es keine Ausweichmöglichkeiten.
       
       Die [2][Diskussion um ein neues Stadion] in der Hansestadt dauert bereits
       seit Jahren an. Das Hoheluft-Stadion bietet 5.000 Zuschauer:innen Platz,
       danach kommt lange nichts. Die nächstgrößeren Spielstätten sind das
       Millerntor- und Volksparkstadion mit 30.000 und 57.000 Plätzen.
       
       ## Keine Halle für 15.000 Zuschauer
       
       Ein Austragungsort mit 10.000 bis 15.000 Zuschauerplätzen wäre für viele
       Vereine allerdings ideal, meint Weitz. Mittelgroße Stadien seien nicht nur
       wirtschaftlich rentabler. Kleinere Vereine hätten zudem eine Perspektive,
       in größere Sportstätten aufzusteigen. Durch verschiedene Ruhephasen vieler
       Sportarten sei eine solche Anlage auch ganzjährig nutzbar.
       
       Unterstützt wird das Vorhaben vom Hamburger Sportbund und Hamburger
       Fußballverband. Ein mittelgroßes Stadion sei nötig, um den Breitensport
       insgesamt fördern zu können, sagt Verbandspräsident Christian Okun – vor
       allem die HSV-Frauen würden eine Spielstätte benötigen. In kleinen Stadien
       seien Junioren- und Frauen-Länderspiele nicht umsetzbar, da es einer
       gewissen Infrastruktur bedarf. Beide Verbände befinden sich im Austausch
       mit Fußball-, Football- und Rugby-Vereinen.
       
       Wo genau ein solches Stadion gebaut werden soll, wisse man allerdings
       nicht: „Wir nehmen erst einmal alles, was wir kriegen können“, sagt Weitz.
       Ein ehemaliger Geschäftsführer des Vereins brachte vor zwei Jahren das
       Gelände der heutigen Trabrennbahn in Bahrenfeld ins Spiel.
       
       ## Organisatorische Schwierigkeiten
       
       Widerspruch kommt aus der Hamburger Innen- und Sportbehörde. Der Senat
       verfolge einen bedarfsorientierten Ausbau der Sportinfrastruktur, sagt
       Pressesprecher Daniel Schaefer. Spielstätten für den kommerziellen
       Profisport seien nicht Bestandteil der sportpolitischen Ausrichtung der
       Stadt – zumal der kommerzielle Profisport Ausstattungsanforderungen
       erfüllen müsse, die teilweise deutlich über die für den Breitensport
       notwendigen Standards hinausgingen. Die Behörde sei mit Vereinen und den
       Verbänden im Austausch und verweist [3][auf das entstehende
       Regionalligastadion am Diebsteich.]
       
       Das letzte Heimspiel der Seeteufel in dieser ELF-Saison findet am 20. Juli
       im Volksparkstadion statt. Vor zwei Jahren stellte das Team dort mit 32.500
       Zuschauer:innen einen Ligarekord auf. Der Vorverkauf verläuft allerdings
       eher schleppend – lediglich die beliebten Plätze auf Höhe der
       50-Yards-Linie werden knapper. Die Oberränge stehen gar nicht erst zum
       Verkauf. Den Zuschauerrekord von vor zwei Jahren wird man vermutlich nicht
       brechen.
       
       Neben der unklaren Stadionsituation und schwachen sportlichen Leistungen
       hatte der [4][ELF-Verein] in den vergangenen Monaten mit organisatorischen
       Veränderungen zu kämpfen: Vier Tage vor Saisonstart hatten Headcoach und
       Defensive Coordinator ihren Rücktritt bekannt gegeben. Zudem gab es ein
       „Hin und Her“ in der Defense, so Weitz. Solche Rückschläge würden sich ins
       Team übersetzen – und mangelnde Leistung in die Ticketzahlen.
       
       ## Es kriselt in der Liga
       
       Generell kriselt es in der jungen Football-Liga. Erst letzte Woche
       kündigten acht Vereine an, die „[5][European Football Alliance]“ zu
       gründen. Die neue Gewerkschaft kritisiert unter anderem die mangelnde
       Transparenz und finanzielle Misswirtschaft der ELF-Führung. Die „Berlin
       Thunder“ kämpfen derzeit in einem Insolvenzverfahren um ihr Überleben.
       
       „Sea Devil“-Chef Weitz sieht dennoch optimistisch in die Zukunft. Die Liga
       befände sich im Aufbau, sein Verein in der Umstrukturierung. Erst vor
       Kurzem habe man neue Talente verpflichten können. Zudem rekrutiere man
       immer wieder Sportler aus der Jugend: „Noch ist nichts verloren“, sagt
       Weitz, „und der Weg, den wir gehen, ist der richtige.“
       
       13 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://europeanleague.football/
 (DIR) [2] /Nach-Trennung-von-Sponsor-Lukoil/!5838035
 (DIR) [3] /Viertel-am-Hamburger-Diebsteich/!5709608
 (DIR) [4] /American-Football-in-Europa/!5857807
 (DIR) [5] https://madridbravos.com/efa-a-new-alliance-to-transform-european-american-soccer-is-born/
       
       ## AUTOREN
       
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