# taz.de -- England, Wales, Schottland, Nordirland: Das Land mit den vier Fußballteams
       
       > Warum existiert im Fußball eigentlich kein Team Großbritannien? Es gibt
       > im United Kingdom doch auch keine vier Könige.
       
 (IMG) Bild: Bei Olympia 2012 kickte das Team Great Britain mit. Prompt interessierte sich David Beckham für das seltene Phänomen
       
       [1][England] spielt im letzten Vorrundenspiel gegen [2][Wales]. Und ich
       frage mich – wie so oft –, warum. Warum treten die Briten gegeneinander an?
       Warum haben sie nicht einfach – so wie jedes andere Land dieser Welt – ein
       [3][britisches Nationalteam]? Ein König, ein Team. Nicht?
       
       Man stelle sich doch mal vor, es gäbe kein deutsches Nationalteam. Das
       hätte zwar durchaus seine Vorteile und würde uns den ein oder anderen
       Schland-Fan ersparen. Dafür gäbe es dann aber zum Beispiel ein bayerisches
       Nationalteam in weiß-blau karierten Trikots, das manchmal in der
       EM-Vorrunde auf das Team Preußen träfe. Okay, der Vergleich hinkt etwas,
       aber die Begründung könnte eine ähnliche wie in Großbritannien sein: Die
       Tradition will es so.
       
       Denn in England, dem „Mutterland des Fußballs“, wurde [4][1863 die Football
       Association] (FA) gegründet. Ein Jahr vor der Gründung der Scottish
       Football Association, 1872, hatte bei Glasgow das allererste offizielle
       Länderspiel der Fußballgeschichte stattgefunden: die schottische
       Männerauswahl gegen die englische. Es endete völlig unspektakulär mit 0:0.
       
       Bald darauf gründeten noch Wales und Nordirland jeweils ihren eigenen
       Fußballverband, und seitdem halten die britischen Fußballtraditionalisten
       daran fest: ein Königreich, aber vier Ligen und vier Nationalteams!
       (Eigentlich sind es sogar fünf, wenn man die [5][gibraltarische
       Fußballnationalmannschaft] dazuzählt.)
       
       ## Wann ist jemand englisch? Und wann schottisch?
       
       Aber wer entscheidet denn nun, ob jemand Engländer:in, Schott:in,
       Waliser:in oder Nordir:in ist? Die Briten sind da flexibel: Geburtsort,
       Herkunft der Eltern oder Großeltern. Wichtig ist: Einmal entschieden, kann
       die Nationalelf nur noch schwer gewechselt werden.
       
       Doch beim [6][Internationalen Olympischen Komitee], da können sich die
       Briten mit ihren diversen Nationalteams – die es übrigens auch im Hockey
       und Rugby gibt – nicht durchsetzen. Beim Fußball verzichtete man ab den
       70er Jahren sogar ganz auf die Teilnahme, da die vier Verbände sich nicht
       einigen konnten, wie ein Großbritannienteam zusammengestellt werden sollte.
       Vor allem, weil die Verbände aus Schottland, Nordirland und Wales immer
       wieder fürchten, die englische FA könnte zu viel Einfluss bekommen und sie
       dadurch ihren Sonderstatus als eigenständige Verbände verlieren. Und die
       anhaltende Rivalität zwischen Schottland und England macht es auch nicht
       einfacher, aufeinander zuzukommen.
       
       Bei den [7][Olympischen Spielen in London 2012] schaffte man es dann – auch
       auf Wunsch der Politik –, ein Team GB aufzustellen, hauptsächlich mit
       englischen und walisischen Spielern. Bei den Frauen waren auch Schottinnen
       dabei. Beide Teams kickten sich jeweils bis ins Viertelfinale und
       scheiterten dann – die Frauen an einem Staat mit demselben Staatsoberhaupt,
       Kanada, die Männer an Südkorea. Und sind damit der englischen Tradition
       treu geblieben.
       
       Nationalteams hin oder her, der Fußballer Gary Lineker wusste schon 1990:
       „Am Ende gewinnen immer die Deutschen.“ Mal sehen.
       
       13 Jul 2025
       
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