# taz.de -- Neues vom Kroatien-Wahl-Krimi: Gegen alle korrupten Register
       
       > Wieder ist in der kroatischen Gemeinde Baška Voda das Wahlvolk
       > aufgerufen, ein neues Gemeindeoberhaupt zu wählen. Steht der regime
       > chance endlich an?
       
 (IMG) Bild: Die Qual der Wahl: Die Gemeinde Baška Voda sucht einen neuen Bürgermeister
       
       Ganz Kroatien redet über den [1][Wahlkrimi] an der [2][dalmatinischen
       Küste]. Zum dritten Mal in vier Wochen wird am 15. Juni 2025 versucht,
       einen Bürgermeister für die Gemeinde [3][Baška Voda] zu wählen.
       
       Zwischen Adriastrand und Biokovo-Gebirge sind rund 1.100 Menschen
       aufgerufen, sich zum dritten Mal den Sonntagsanzug und das Sommerkleid
       anzuziehen, die Sonnenbrille aufzusetzen und sich in Badeschlappen oder
       Slippern auf den Weg ins Wahllokal zu begeben, um einen Kreis um Kandidat
       Nummer eins oder Kandidat Nummer zwei zu machen.
       
       [4][In den ersten beiden Runden] war es jeweils zu derart schwerwiegenden
       Verstößen und mutmaßlichen Wahlfälschungen gekommen, dass das
       Verfassungsgericht die Wahl und dann auch ihre Wiederholung für ungültig
       erklärt hatte.
       
       Es ist alles andere als sicher, dass es dieses Mal nicht erneut zu
       Unregelmäßigkeiten kommt. Ein Bekannter, der als Touristenführer in Split
       arbeitet, scherzte: „Keine Sorge, ihr werdet noch neunmal die Wahl
       wiederholen, bis ihr ein Ergebnis habt.“ Er spielte auf die Hartnäckigkeit
       des nun seit 32 Jahren regierenden Bürgermeisters an, der alle Register
       zieht, um an der Macht zu bleiben. Die Mehrheit im Gemeinderat, der über
       Baugenehmigungen, Grundstücksverkäufe und Infrastrukturprojekte
       entscheidet, hat er indes schon nach der ersten Wahlrunde verloren.
       
       ## Illegales Zubetonieren
       
       Sollte das Ergebnis am Sonntag unangefochten bleiben, ist eines sicher, und
       zwar egal wer von den beiden Kandidaten gewinnt: Die Politik der
       Einschüchterung, des illegalen Zubetonierens der Küste, der Demolierung des
       Lebens zugunsten massentouristischer Bewirtschaftung der Landschaft, wie
       wir sie hier bisher kannten, wird ein Ende haben. Zumindest vorläufig und
       zumindest in dieser Gemeinde.
       
       Sie zählt zu den reichsten, schönsten und korruptesten Kroatiens. Dass sich
       ausgerechnet hier, im konservativen und vervetterten Süden der Wind gegen
       die alten Eliten dreht, die sich seit der Unabhängigkeit des Landes vor
       über 30 Jahren die Taschen gefüllt haben, ist für viele überraschend. Für
       Anwohner*innen nicht ganz.
       
       Vor zwei Jahren empfing nur zehn Kilometer von Baška Voda entfernt eine
       Bürgerinitiative die Abrissbagger mit Sekt und Blumen. Jahrelang hatte
       sie dagegen gekämpft, dass einer der politisch einflussreichsten
       Unternehmer Kroatiens die spektakulärste Naturbucht dieser Gegend zu einem
       Privatgelände für seine Villa umbaute. Als der Staat schließlich entschied,
       dem Tycoon die Türen einzutreten, die Bucht wieder der Öffentlichkeit
       zugänglich zu machen und den Magnaten einzubuchten, war das eine Ermutigung
       für andere, öffentlich ihre eigenen windigen Politiker zu kritisieren.
       
       Einige werden jetzt sicher fragen: Schreibt diese Kolumnistin auch noch mal
       [5][über was anderes] als über diese drei Buchten, und wieso sollte uns das
       interessieren, wir wollen da doch eigentlich höchstens mal baden gehen?
       
       ## Urteile ignorieren
       
       Nun, eventuell wird in diesen drei Buchten deutlich, welche verheerenden
       Auswirkungen auf das Leben jedes Einzelnen es hat, wenn niemand mehr dem
       Rechtsstaat vertrauen kann, weil der von populistischen
       Politiker*innen korrumpiert ist.
       
       Dass nun eine neue Generation den kroatischen Staat wieder auf rechtlich
       sichere Füße stellen will, ist mir schon mal drei Kolumnen wert. Erst recht
       angesichts der gegenläufigen Entwicklung in den USA unter Donald Trump oder
       in Deutschland unter Alexander Dobrindt, die beide die Urteile ihrer
       Gerichte ignorieren.
       
       Ich hoffe im Sinne der Bürger*innen der drei Buchten und der
       taz-Leser*innen, dass wir am Sonntag mit den dalmatinischen Lokalwahlen
       vorläufig durch sind und nicht noch neun Runden und neun Kolumnen brauchen,
       bis die Opposition hier die Chance bekommt zu beweisen, dass es auch anders
       geht.
       
       14 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Korruption-bei-Buergermeisterwahl/!6088992
 (DIR) [2] /!vn6054879/
 (DIR) [3] https://baskavoda.hr/de
 (DIR) [4] /Kommunalwahlen-in-Kroatien-/!6088399
 (DIR) [5] /So--ein-Woertchen-mit-Potenzial/!6079374
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Doris Akrap
       
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