# taz.de -- Ausbeutung in der Tech-Branche: Giga-Geschäft außer Kontrolle
       
       > Unternehmen wie Google brauchen billige Arbeitskräfte, die ihre
       > KI-Programme trainieren. Im Netz hat sich dafür ein riesiger Schwarzmarkt
       > gebildet.
       
       Ein Post in einer Facebook-Gruppe, es geht um das Training von KI-Modellen
       für Batteriemanagement-Systeme. Das Versprechen, das der Text gibt:
       Schnelles Geld, von zu Hause aus verdient.
       
       „Make over $1000 weekely working on remote jobs … Learn how to Get ready to
       tasks accounts, different profiles, BMS, extensions, free training, proxies
       … Guarantee earning … “
       
       Solche Anzeigen sind typisch für die Gig Economy, in der kleine Aufträge
       kurzfristig an Freelancer („Gigworker“) vermittelt werden. Die
       milliardenschweren Konzerne, meistens aus den USA, rekrutieren auf
       diesem Weg weltweit Arbeitskräfte. Die Anzeigen tauchen in
       LinkedIn-Nachrichten oder Social-Media-Feeds auf und locken mit flexiblen
       Arbeitszeiten, maximalen Freiheiten, kostenlosen Schulungen, garantierter
       Bezahlung und der Chance, im KI-Sektor einen Fuß in die Tür zu bekommen.
       
       Das Jobangebot aus der Facebook-Gruppe ist nachlässig formuliert, es
       enthält zum Beispiel den Rechtschreibfehler „weekely“ statt „weekly“.
       Seriöse Stellenanzeigen sehen normalerweise anders aus. Die Anzeige enthält
       außerdem ein Bild, auf dem ein Screenshot von einem Outlier-Konto zu sehen
       ist. Outlier ist im Silicon Valley ansässig und Teil des 13,8 Milliarden
       Dollar schweren Unternehmens Scale AI, das sich auf Datenannotierung und
       KI-Training spezialisiert hat.
       
       Zu den Kunden von Scale AI gehören in Europa ansässige Firmen wie die
       Unternehmensberatungsriesen Accenture, SAP und Deloitte, die
       [1][US-Tech-Giganten Meta, OpenAI, Anthropic und Microsoft] sowie das Weiße
       Haus und die US-Armee. Outlier selbst verrät nicht, wer zu seinen Kunden
       gehört, aber aus Dokumenten geht hervor, dass Google und Meta darunter
       sind. Durch das Bild lässt die Anzeige vermuten, dass Outlier eines der
       Unternehmen ist, für das Interessenten arbeiten können.
       
       Bei einem näheren Blick auf ähnliche Posts mit Jobangeboten in Feeds und
       Gruppen bestätigt sich der Eindruck: Die Beiträge stammen nicht von
       Personalvermittler*innen. Hinter den Posts verbirgt sich ein Handel mit
       Gigwork-Konten, mit denen Datenannotations- und KI-Training-Aufträge
       akquiriert werden können. Gehandelt wird nicht nur mit Outlier-Konten,
       sondern auch mit Konten von ähnlichen Unternehmen wie CrowdGen, Echolabs
       und Prolific.
       
       Wir sind der Spur dieser Anzeigen gefolgt, um herauszufinden, wer hinter
       ihnen steckt. Dabei haben wir einen ganzen Schwarzmarkt entdeckt.
       
       Damit Menschen sich mit Chat-Bots über beliebige Themen unterhalten
       können, müssen die entsprechenden KI-Modelle erst mit Daten gefüttert
       werden, zum Beispiel mit Texten oder mit Aufforderungen, die Gigworker
       erstellt haben. Hunderttausende von diesen Arbeitskräften erledigen
       manuell kleine Aufgaben zum [2][„Training“ von KI-Anwendungen bei großen
       Tech-Unternehmen].
       
       Die Nachfrage nach diesen Arbeitskräften ist so groß, dass Unternehmen wie
       Outlier auf der ganzen Welt nach ihnen suchen. Sie zahlen dann die
       landesüblichen Honorare. Die Unterschiede zwischen der Bezahlung von
       Auftragnehmern aus dem Globalen Süden und denjenigen aus Europa oder den
       USA sind enorm.
       
       Zum Personalmanagement setzen KI-Unternehmen automatisierte Verfahren ein,
       denen die Arbeitnehmer*innen folgen müssen, um auf deren Plattformen
       Konten anlegen und Geld verdienen zu können. Sie geben ihren Namen, ihre
       Adresse und ihre Telefonnummer an und verifizieren die Nummer über einen
       Bestätigungslink. Dann werden die Personalausweis- und Steuernummern
       verlangt, und schließlich legen die Gigworker die Zahlungsmethode fest,
       meistens PayPal. Sobald ein Konto verifiziert ist, sind die
       Arbeiter*innen „einsatzbereit“.
       
       Durch dieses Anmeldeverfahren können Menschen in Ländern mit niedrigem
       Einkommen das System überlisten, indem sie sich ein Konto beschaffen, das
       mit einem Land mit einem höheren Einkommen verknüpft ist. Dazu benötigen
       sie nur die persönlichen Daten zum Beispiel von Europäer*innen.
       
       Dieses Schlupfloch machen sich wiederum Menschen zunutze, die auf Facebook
       mit Konten handeln. Auf der einen Seite können Menschen aus dem Globalen
       Süden, aus Indien oder von den Philippinen, Konten aus Europa oder den USA
       kaufen und ein westliches Honorar erhalten. Auf der anderen Seite können
       Kontoinhaber*innen in den USA oder Europa Gigworker aus dem Globalen
       Süden damit beauftragen, ihre Arbeit zu erledigen. Sie teilen sich dann das
       Geld.
       
       Der oben zitierte Facebook-Post enthielt einen WhatsApp-Link, der in
       verschiedenen Profilen und unterschiedlichen Gruppen auftauchte, dazu einen
       Screenshot mit dem angeblichen Verdienst und dem Kommentar: „Das nenne ich
       pures Glück.“ Der Link führte zu einer WhatsApp-Gruppe namens „Remotask
       Accounts“, benannt nach einem Schwesterunternehmen von Outlier, das ein
       Teil von Scale AI ist und sich auf Datenannotierung spezialisiert hat. Die
       Gruppe steht nicht offiziell mit Remotasks in Verbindung.
       
       Ein Mann mit einer kenianischen Telefonnummer ist der Administrator der
       Messaging-Gruppe. Er behauptet, verifizierte und einsatzbereite
       Outlier-Konten anbieten zu können, die mit den USA, Kanada und den
       Philippinen verknüpft sind.
       
       Wir interagierten in der Gruppe unter dem spanischen Pseudonym „Bartolome“
       und verwendeten eine spanische Telefonnummer. Bartolome wurde direkt von
       einem „Felix“ kontaktiert, der ebenfalls eine kenianische Nummer hat. Felix
       war auf der Suche nach einer Person in Spanien, die ihm ein Outlier-Konto
       einrichtet, das er nutzen (oder vielleicht weiterverkaufen) kann.
       
       Unternehmen wie Outlier sind verpflichtet, für sie tätige
       Arbeitnehmer*innen einer „Know Your Customer“-Prüfung (KYC) zu
       unterziehen. Nach demselben Prinzip überprüfen Banken riskante Kund*innen,
       um Betrug vorzubeugen. Normalerweise verknüpfen die Unternehmen bei der KYC
       Konten mit lokalen Telefonnummern, Adressen und Personalausweis- und
       Steuernummern.
       
       Felix brauchte jemanden mit einer spanischen Telefonnummer und einem
       spanischen Ausweis, um ein Konto für ihn zu eröffnen. Bartolome hatte so
       einen Ausweis und einen spanischen Wohnsitz. Felix fragte ihn nach
       persönlichen Daten wie der Adresse und Telefonnummer. Zwar ist Felix
       physisch in Kenia ansässig, aber um sich für das Outlier-Konto anzumelden,
       braucht er einen spanischen Wohnsitz-Proxy („residential proxy“).
       
       Ein Wohnsitz-Proxy ist eine Alternative zu einem virtuellen privaten
       Netzwerk (VPN). VPNs werden verwendet, um reale Standorte im Internet zu
       verbergen, zum Beispiel um auf regional gesperrte Inhalte von
       Streaming-Diensten zugreifen zu können. Der Datenverkehr wird dann über
       IP-Adressen abgewickelt, die einem VPN-Dienstanbieter gehören. Da solche
       Adressen aber inzwischen bekannt sind, lassen sich VPNs leicht
       identifizieren. Online-Arbeitsplattformen sind verpflichtet, Identitäten
       und Standorte zu überprüfen. Wenn die Kontoinhaber*innen
       kommerzielle VPNs verwenden und entdeckt werden, werden sie gesperrt, um
       Betrug zu verhindern.
       
       Eine Alternative zu VPNs sind Wohnsitz-Proxys, die wie VPNs funktionieren,
       aber zusätzlich mit einer Wohnadresse verknüpft sind. Felix wollte die
       Anti-Betrug-Systeme von Outlier austricksen, die speziell nach VPNs suchen,
       und dazu sein neues Outlier-Konto mit dem spanischen Wohnsitz und der
       Telefonnummer von Bartolome eröffnen.
       
       Bartolome erhielt vom Outlier-Verifizierungssystem eine SMS mit einer
       Anmeldebestätigung. Er sollte seinen Personalausweis hochladen. An dieser
       Stelle brachen wir das Experiment und den Kontakt zu Felix ab.
       
       Der Trick, Outlier-Konten mit fremden europäischen Telefonnummern und
       Ausweisen zu eröffnen, scheint sich herumgesprochen zu haben. Felix
       behauptete, täglich zehn gefälschte Konten zu verifizieren. Die Gruppe, in
       der er Bartolome gefunden hat, bestand aus etwa 1.000 Mitgliedern. Einige
       Mitglieder solcher WhatsApp-Gruppen gehören wahrscheinlich zu kriminellen
       Netzwerken.
       
       Unser Alter Ego Bartolome wechselte die Rolle und versuchte, sich ein
       Outlier-Konto zu beschaffen, mit dem andere für ihn arbeiten würden. So
       traf er auf „Rehan“.
       
       Auch Rehan hat eine kenianische Nummer und bietet in Indonesien und auf den
       Philippinen Outlier-Konten mit EU-Daten an. Er wollte ein Konto verkaufen,
       das angeblich 35 Dollar pro Arbeitsstunde abwirft und schon mit einem
       Wohnsitz-Proxy verifiziert sei. Outlier sei derzeit die beste Plattform.
       Bartolome zeigte sich interessiert. Rehan verlangte für die Zugangsdaten 70
       Dollar, zu zahlen über die Kryptobörse Binance oder den Dienst AirTM.
       
       Auf Binance zahlte Bartolome 70 Dollar auf Rehans Konto „Escobar Crypto“
       ein. Dann fragte er Rehan nach den Kontodaten. Rehan weigerte sich, sie
       herauszugeben, und meinte, Bartolome brauche noch ein Plug-in gegen Betrug,
       das er ihm für weitere 30 Dollar geben könne. Bartolome überwies die 30
       Dollar auf Binance. Aber Rehan wollte nochmal 50 Dollar. Es kam zu einem
       Streit, der übersetzt ungefähr so ablief:
       
       Rehan: Wenn ich die 50 Dollar habe, ist es ein Deal, Mann.
       
       Bartolome: Ich hab schon gezahlt, was wir vereinbart hatten.
       
       Rehan: Ja Mann, ich werd auch liefern. Warum bist du so unhöflich, Mann.
       
       Bartolome: Ich bin weder unhöflich noch wütend. Ich will nur die Daten
       bekommen.
       
       Rehan: Du weißt doch, wie viel das Konto wert ist, Mann. Mach’s nicht so
       schwierig.
       
       Bartolome: Wenn du mir die Daten nicht gibst oder mir das Geld
       zurückzahlst, hast du mich abgezockt. Ich würde jetzt gern bekommen, wofür
       ich bezahlt habe.
       
       Rehan: So macht man keine Geschäfte, Mann.
       
       Bartolome: Ich will nur, dass du dich an unsere Vereinbarung hältst, das
       ist alles.
       
       Rehan: Ich warte aber noch auf das Geld, Mann.
       
       Bist du noch da, Mann?
       
       Willst du die Kontodaten noch haben?
       
       Bartolome war nicht gewillt, die 50 Dollar an Escobar Crypto zu überweisen,
       und beließ es dabei. Da aber plötzlich in der WhatsApp-Gruppe bekannt war,
       dass Bartolome eine spanische Nummer und einen spanischen Ausweis hat,
       fragte ihn ein anderes Mitglied, ob er sich nicht an einem
       Kreditkartenbetrug beteiligen wolle – das Ziel sei eine spanische
       Supermarktkette.
       
       Gigworker, vor allem aus Europa und Nordamerika, erhalten immer wieder
       E-Mail-Anfragen von Gigworkern aus dem Globalen Süden: Sie schlagen ihnen
       vor, Arbeit über deren Konten abzurechnen und ihnen dafür einen Teil ihres
       besseren Honorars zu überlassen. Es ist ein koloniales Modell im digitalen
       Zeitalter: Europäische Bürger*innen können ihren Status und Wohnsitz
       nutzen, um fürs Nichtstun bezahlt zu werden, während
       Auftragnehmer*innen im Globalen Süden für die ganze Arbeit nur einen
       Bruchteil erhalten. Der Schwarzmarkt spiegelt bloß ein legales
       Geschäftsmodell wider: In den USA ansässige Unternehmen beuten weltweit die
       Arbeitskraft billiger Arbeiter*innen aus, um KI-Modelle zu trainieren.
       
       Wir führten ein zweites Experiment durch. Unter dem rumänischen Pseudonym
       „Tudor“ veröffentlichten wir in einer Facebook-Gruppe eine Anzeige für
       Outlier-Gigworker, da Outlier in den Gruppen am häufigsten erwähnt wird.
       Tudor versprach Interessenten, ihnen 40 Prozent von den Honoraren zu
       überlassen. Mitglieder der Facebook-Gruppe schrieben daraufhin Nachrichten.
       
       Sanjib aus Indien hatte kein Interesse an der Arbeit, sondern bot Tudor für
       25 Dollar Zugang zu einem indischen Outlier-Konto an. Kaum jemand ist an
       indischen Konten interessiert, da die Bezahlung zu schlecht ist, aber
       Sanjib wollte es trotzdem versuchen.
       
       Tudor schrieb noch mit sechs anderen Interessenten, alle waren aus Kenia.
       Viele Outlier-Gigworker kommen aus dem ostafrikanischen Land, was daran
       liegen könnte, dass die Outlier-Schwesterfirma Remotasks dort sehr
       umtriebig gewesen war, bis sie im März 2024 alle Geschäfte in Kenia
       einstellte. Viele Menschen dort arbeiteten auf diesen Plattformen. Alle,
       mit denen Tudor Kontakt hatte, sagten, dass sie die regionalen Sperren der
       Plattform durch einen Wohnsitz-Proxy umgehen würden.
       
       Victor sagte, dass er über englischsprachige Outlier-Konten große
       Sprachmodelle trainiere. Seine Spezialgebiete seien Mathematik, Chemie,
       Biologie „und mehr“. Außerdem sei er sehr erfahren. Als Tudor nach Beweisen
       fragte, verwies Victor auf ein Konto aus Kanada, mit dem er schon
       gearbeitet habe. Jetzt kämen aber keine Aufträge mehr rein. Als Tudor ihn
       fragte, wie es ihm gelungen sei, die regionalen Sperren zu umgehen,
       erklärte Victor, dass minderwertige Arbeitsergebnisse zu gesperrten Konten
       führen würden, seine Arbeit aber einwandfrei sei. VPNs verwende er nicht,
       sondern einen Proxy. Das Angebot von Tudor fand er nicht schlecht, für die
       Arbeit über das kanadische Konto erhalte er aber 50 Prozent.
       
       Jonathan aus Nairobi beschrieb sich als Experten für mathematische
       Problemlösungen. Auch er arbeite hauptsächlich für Outlier, zuletzt über
       ein italienisches Konto. Als Beweis schickte er Bilder, die Daten,
       Projektnamen und die IP-Adresse des italienischen Proxys enthielten, die er
       für den Kontozugang verwendet hatte.
       
       Mugo aus Kenia behauptete, „Projektleiter/Koordinator“ bei Remotasks zu
       sein, was unwahrscheinlich ist, da das Unternehmen ja seine Präsenz in
       Kenia eingestellt hat. Mugo sagt, er leite ein Team von Gigworkern, habe
       aber immer wieder Probleme, weil Outlier seine Konten als betrügerisch
       einstufe.
       
       Mugo: Du suchst nach Leuten, die für Outlier arbeiten? Ich hab ein sehr
       fähiges Team an der Hand.
       
       Tudor: Was können sie übernehmen und wo wohnen sie?
       
       Mugo: Alles Mögliche: Mathe, Physik, Chemie oder KI-Training. Sie sind in
       Kenia, ich hab mit ihnen schon für Outlier gearbeitet, aber mir fehlen
       gerade Konten.
       
       Tudor: Wo ist das Problem? Wird es schwieriger, für Outlier zu arbeiten?
       
       Mugo: Ja, weiß nicht genau, warum sie ständig meine Konten sperren. 40
       Konten von mir haben sie gesperrt.
       
       Tudor: Kann’s an den Proxys liegen?
       
       Mugo: Nein, da bin ich mir sicher. Du hast also Arbeit?
       
       Tudor: Ich muss mal schauen.
       
       Mugo: Wenn du Arbeit hast, immer her damit.
       
       Gigworker in Europa haben eine Veränderung bei Outlier bemerkt. Ein
       amerikanischer Student in Deutschland, der für Outlier arbeitet, berichtet,
       dass das Unternehmen verdächtige Konten schneller zu sperren scheint. Es
       untersuche auch aktiv die Betrugsfälle auf Facebook.
       
       Wir haben Outlier um eine Stellungnahme dazu gebeten, wie das Unternehmen
       sicherstellt, dass Aufträge wirklich von Personen bearbeitet werden, die
       sich auf der Plattform angemeldet haben. Außerdem haben wir gefragt, ob das
       Unternehmen Maßnahmen dagegen ergreift, dass Clickworker im Zuge ihrer
       Arbeit mit mutmaßlichen Kriminellen in Kontakt geraten, die auf sensibles
       Material zugreifen könnten.
       
       Outlier hat nicht direkt auf unsere Fragen geantwortet. Ein Sprecher lässt
       in einer Erklärung mitteilen, dass auf der Plattform ein „vielschichtiges“
       und „zuverlässiges“ System strenger technischer Schutzmaßnahmen Betrug
       vorbeuge. Alle Mitwirkenden müssten ihre Identität verifizieren, bevor sie
       Aufträge annehmen können. Konten, auf denen verdächtige Aktivitäten
       festgestellt werden, würden umgehend geprüft und nötigenfalls gesperrt. Die
       Schutzmaßnahmen entsprächen den Branchenstandards und würden kontinuierlich
       geprüft und verbessert, um rechtzeitig auf etwaige Risiken zu reagieren.
       
       Doch das scheint nicht ausreichend zu sein. Diese Recherche zeigt: Wenn
       KI-Unternehmen wie Meta oder Google das Training von großen Sprachmodellen
       an Unternehmen wie Outlier auslagern, weitet das die Lieferkette aus, ein
       potenzieller Schwarzmarkt entsteht.
       
       In der Gig Economy war eine gemeinsame Kontonutzung auf der ganzen Welt
       schon immer üblich. Mehrere Familienmitglieder können über ein einziges
       Konto arbeiten und so ihren Beitrag zum gemeinsamen Haushaltseinkommen
       leisten. Ein ganzer Trupp an Arbeitskräften kann zu einem einzigen Konto
       gehören.
       
       Manche Lebensmittelkuriere und Uber-Fahrer*innen vermieten ihre Konten. Ein
       Gigwork-Experte, der anonym bleiben möchte, sagt dazu: „Das hilft vor allem
       Migrant*innen ohne Papiere, da sie keine legale Arbeit bekommen können.
       Teilweise machen die Kontoinhaber*innen damit Geld, manchmal ist es
       aber ein Zeichen der Solidarität und niemand muss dafür bezahlen. Vor allem
       im Vereinigten Königreich scheint das unter Kurieren weit verbreitet zu
       sein.“
       
       In Südamerika ist das Teilen von Konten gängige Praxis, sagt ein anderer
       Insider. Solche Konten können sogar als eine Art Währung funktionieren:
       Plattformnutzer*innen geben manchmal ein wertvolles Konto ab, um
       Schulden zu begleichen.
       
       Dieses Prinzip haben sich weltweit Gruppen zu eigen gemacht, die damit
       Geschäfte machen. Unsere Recherchen legen nahe, dass das Outsourcing von
       KI-Training direkt kriminellen Netzwerken in die Hände spielen könnte. Die
       Unternehmen wissen schlicht nicht mehr, wer an ihren Projekten arbeitet.
       
       22 May 2025
       
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