# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel fliegt Luftangriffe auf Damaskus
       
       > Erneut hat die israelische Luftwaffe Ziele in Damaskus angegriffen. Im
       > Gaza-Streifen droht laut Rotem Kreuz die Versorgung zusammenzubrechen.
       
 (IMG) Bild: Drusische Bewaffnete bewachen einen Kontrollpunkt, nachdem vier Menschen im Vorort Dschaamana in Damaskus getötet wurden, 29. April
       
       ## Israelisches Militär bombardiert Damaskus
       
       Nach Kämpfen zwischen Angehörigen der drusischen Minderheit,
       regierungsnahen Kämpfern und staatlichen Sicherheitskräften in Syrien hat
       das israelische Militär am Freitagmorgen einen Luftangriff auf Ziele um den
       Präsidentenpalast in Damaskus gestartet. Das teilte die israelische Armee
       mit, nannte aber keine weiteren Details. Zuvor hatte Israel die syrische
       Regierung gewarnt, nicht auf Dörfer im Süden Syriens vorzurücken, die von
       den Drusen bewohnt werden. Bei den Kämpfen in den vergangenen Tagen wurden
       Dutzende Menschen getötet oder verwundet.
       
       „Dies ist eine klare Botschaft an das syrische Regime. Wir werden nicht
       zulassen, dass Truppen südlich von Damaskus stationiert werden oder [1][die
       drusische Gemeinschaft bedroht wird]“, teilten der israelische
       Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz
       in einer gemeinsamen Stellungnahme mit.
       
       Der spirituelle Anführer der drusischen Minderheit legte unterdessen ein
       Bekenntnis zu Syrien ab. Scheich Hikmat al-Hidschri sagte am Freitag, die
       Gemeinschaft sei Teil des Landes und weigere sich, sich von Syrien
       abzuspalten. Die Rolle des Staates in der südlichen Provinz Suweida müsse
       wiederhergestellt werden, die Behörden müssten wieder die Kontrolle über
       die Schnellstraße zwischen Suweida und Damaskus übernehmen, forderte er.
       
       „Wir bekräftigen unser Engagement für ein Land, das alle Syrer einschließt,
       eine Nation, die frei von Konflikten ist“, hieß es in einer Erklärung. Am
       Donnerstag hatte Al-Hidschri die Regierung scharf kritisiert und ihr einen
       „ungerechtfertigten, völkermörderischen Angriff“ auf die drusische
       Minderheit vorgeworfen.
       
       Die Zusammenstöße waren am Montag ausgebrochen, nachdem in den sozialen
       Medien die Aufnahme eines Mannes kursiert war, der den Propheten Mohammed
       kritisierte. Diese wurde zunächst dem drusischen Geistlichen Marwan Kiwan
       zugeschrieben, der erklärte, er sei nicht für die Aufnahme verantwortlich,
       die viele sunnitische Muslime verärgerte.
       
       Das syrische Informationsministerium teilte mit, dass elf Mitglieder der
       Sicherheitskräfte des Landes bei den Angriffen getötet worden seien,
       während die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für
       Menschenrechte berichtete, dass 56 Menschen in Sahnaja und dem mehrheitlich
       drusischen Damaskus-Vorort Dscharamana bei den Kämpfen getötet worden
       seien, unter ihnen auch syrische Sicherheitskräfte.
       
       Das israelische Militär vermeldete am Freitag, auf den von Israel
       annektierten Golanhöhen sei ein israelischer Soldat ums Leben gekommen.
       Drei weitere Soldaten seien verletzt worden. Die Verletzten seien in ein
       Krankenhaus evakuiert worden. Der Vorfall werde untersucht. Ob ein
       Zusammenhang zu den Zusammenstößen in Syrien bestand, war zunächst unklar.
       In den vergangenen beiden Tagen hatte das Militär nach eigenen Angaben
       Angehörige der drusischen Minderheit aus Syrien evakuiert.
       
       Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, die im 11. Jahrhundert aus dem
       schiitischen Islam entstand. Mehr als die Hälfte der weltweit etwa eine
       Million Drusen lebt in Syrien. Die meisten anderen Drusen sind im Libanon,
       in Jordanien und in Israel angesiedelt – auch auf den Golanhöhen, die
       Israel 1967 von Syrien erobert und 1981 annektiert hat. (ap)
       
       ## Versorgung von Gaza laut Rotem Kreuz kurz vor Zusammenbruch
       
       [2][Die humanitäre Hilfe für die Bevölkerung im Gaza-Streifen] steht laut
       dem Roten Kreuz kurz vor dem völligen Zusammenbruch. Nach sechs Wochen
       Gewalt und einer zweimonatigen vollständigen Blockade der Hilfslieferungen
       verfüge die Zivilbevölkerung nicht mehr über das Nötigste zum Überleben,
       warnte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Freitag in
       Genf. Die Lieferungen von Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen
       Hilfsgütern müssten unverzüglich wiederaufgenommen werden.
       
       Gemäß dem humanitären Völkerrecht sei Israel verpflichtet, die
       Grundversorgung der Zivilbevölkerung in den von ihm kontrollierten Gebieten
       sicherzustellen. [3][Wenn Israels Blockade anhalte], könnten
       Gemeinschaftsküchen und andere IKRK-Programme nur noch wenige Wochen
       betrieben werden. Auch das Feldlazarett des Roten Kreuzes habe nur noch
       geringe Vorräte an Nahrungsmitteln und medizinischen Gütern, einige
       wichtige Medikamente und Materialien seien bereits aufgebraucht. Die
       Wasser-, Sanitär- und Hygienesituation hat sich den Angaben zufolge
       ebenfalls drastisch verschlechtert.
       
       Verschärft werde die Lage durch wiederholte Angriffe auf
       Gesundheitseinrichtungen und medizinisches Personal. Im April seien 15
       Mitarbeitende medizinischer Dienste, des Zivilschutzes und humanitärer
       Organisationen getötet worden. Laut den UN sind in den vergangenen knapp
       anderthalb Monaten mehr als 420.000 Menschen vor der Gewalt im
       Gaza-Streifen geflüchtet. Viele von ihnen würden auf der Flucht beschossen,
       teilte das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe mit. Die
       palästinensische Terrorgruppe Hamas hatte mit ihrem Überfall auf Israel im
       Oktober 2023 den aktuellen Nahost-Krieg ausgelöst. Nach einer Waffenruhe
       nahm Israel die Angriffe im Gaza-Streifen im März wieder auf. (epd)
       
       ## Drohnenangriff auf Schiff mit Hilfsgütern
       
       Eine internationale Nichtregierungsorganisation (NGO) berichtet über einen
       Drohnenangriff auf eines ihrer Schiffe mit Hilfsgütern für den Gazastreifen
       an Bord. Wie die Gruppe Freedom Flotilla Coalition mitteilt, soll es zu dem
       Angriff in internationalen Gewässern rund 30 Kilometer östlich von Malta
       gekommen sein. Das Schiff drohe mit 30 Helfern an Bord zu sinken.
       
       Es sei ein SOS-Signal abgesetzt worden, woraufhin Zypern ein Rettungsschiff
       entsandt habe. Die NGO stellt ein Video zur Verfügung, das einen Brand auf
       einem ihrer Schiffe zeigt. Wer für den Angriff verantwortlich sein soll und
       ob es Verletzte gab, teilt die Organisation zunächst nicht mit. Die Freedom
       Flotilla Coalition setzt sich für ein Ende der israelischen Blockade des
       Gazastreifens ein. Vor rund 15 Jahren war ein Schiff der Organisation bei
       einem ähnlichen Einsatz vom israelischen Militär geentert worden. Neun
       NGO-Mitglieder starben. (Reuters)
       
       2 May 2025
       
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