# taz.de -- Neue Rolle für NBA-Legende: Meister und Mensch
       
       > San-Antonio-Spurs-Coach Gregg Popovich hört nach fast 30 Jahren als
       > Trainer in der NBA auf. Er steht für Humanität und schönen Basketball.
       
 (IMG) Bild: In der Rolle seines Lebens: Trainer Gregg Popovich an der Linie in der NBA
       
       Auftritt Gregg Popovich. Zum ersten Mal nach seinem Schlaganfall vor sechs
       Monaten ist der Basketballtrainer, der längst Legendenstatus hat in der
       NBA, vor die Presse getreten. Er hatte etwas klarzustellen. Anfang Mai war
       offiziell geworden, was viele schon geahnt hatten: Popovich ist nicht mehr
       Trainer der San Antonio Spurs, die er seit 1996 zu 1.422 Siegen und fünf
       Meisterschaften gecoacht hat. Wie Nachrufe lasen sich die Huldigungen, die
       zu seinem Abgang erschienen waren. Nun stellte er klar: „Ich habe einen
       neuen Job. Ich bin nicht mehr Trainer, ich bin El Jefe.“ Chef also. Sein
       offizieller Titel: Team President. Er bleibt dem Basketball also erhalten.
       
       Welch besondere Persönlichkeit der 76 Jahre alte Meistertrainer ist, das
       war auch bei diesem Medientermin greifbar. Der von seinem Schlaganfall gut
       erholte, aber immer noch gezeichnete Popovich betrat den Raum ohne fremde
       Hilfe. Begleitet wurde er von Manu Ginóbili und Tim Duncan, zwei ehemaligen
       Spielern, die unter ihm zur Blüte ihrer Kunst gefunden haben. Er wollte
       zeigen, dass er sich mittlerweile ohne Stock fortbewegen kann. Duncan trug
       die Gehhilfe seines ehemaligen Mentors. Und der übergab das Amt vor der
       versammelten Presse [1][an seinen ehemaligen Assistenten Mitch Johnson] und
       bedankte sich bei den beiden ehemaligen Spielern dafür, dass sie ihn durch
       den Reha-Prozess begleitet haben.
       
       Vom besonderen Verhältnis Popovichs zu seinen Spielern war viel geschrieben
       worden, nachdem sein Abschied von der Linie verkündet worden war. An diesem
       Montag wurde es noch einmal vorgeführt. Und die Beobachtenden erinnerten
       sich an die Zeit, in der Ginóbili als der beste Playmaker der Welt galt,
       aber von Popovich konsequent aus der Starting Five herausgehalten wurde.
       Sonderrechte als Superstar – so etwas sollte es unter Popovich eben nicht
       geben. Der immer zurückhaltende Tim Duncan, der fünf Meisterschaften mit
       den Spurs gewonnen hat und dabei dreimal als wertvollster Spieler der
       Finalserie ausgezeichnet wurde, kann man getrost als den Inbegriff eines
       Stars ohne Allüren bezeichnen. Popovich wird gewiss seinen Anteil daran
       haben.
       
       Es waren eben alle gleich für ihn. Und wenn einmal einer auf dem Parkett
       gemacht hat, was ihm gerade einfiel, dann kassierte er schon mal einen
       Anschiss vom Trainer. Tony Parker, von 2001 bis 2018 Guard bei den Spurs,
       wird ein Lied davon singen können. Heute gehört auch Parker zu denen, die
       kein schlechtes Wort über Popovich verlieren. Auch der Franzose hat
       seinen ehemaligen Trainer in der Reha besucht.
       
       ## Politischer Coach
       
       [2][Wie sehr er auch politisch dafür steht, dass alle Menschen gleich
       sind], konnte niemandem verborgen bleiben. So stellte er sich kompromisslos
       hinter [3][Football-Star Colin Kaepernick], als der anfing, bei der
       US-Hymne vor den Spielen auf die Knie zu gehen, um auf die Diskriminierung
       von Schwarzen in der Gesellschaft hinzuweisen. Für einen Absolventen der US
       Army Academy, der fünf Jahre bei der Luftwaffe gedient hat und eine
       Karriere bei der CIA erwogen hat, ist das durchaus bemerkenswert.
       
       Ebenso bemerkenswert wie sein Einfluss auf den Basketball, der in der NBA
       gespielt wird. Bevor er die Spurs 1999 zum ersten Titel geführt hat, ging
       es auf dem Parkett eher öde und nicht allzu dynamisch zu. Es dominierten
       die Dribbler und Distanzschützen in der NBA. Mit Popovich veränderte sich
       das Spiel, es wurde europäischer und schneller. Schon bald war vom
       „beautiful game“ der Spurs die Rede.
       
       Es wurde Pass um Pass gespielt und das Pick and Roll kam durch Popovich
       erst so richtig in der NBA an. Das Zusammenspiel von Guard und Big Men vor
       der gegnerischen Zone war eine europäische Spezialität, heute ist der
       Spielzug auch aus der NBA nicht mehr wegzudenken. So gesehen ist Popovich
       weiter präsent in der Liga, auch wenn er nicht mehr an der Linie stehen
       wird.
       
       7 May 2025
       
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