# taz.de -- Syrien nach dem Sturz Assads: Hoffnungsvoller Durchbruch
       
       > Die jüngste Gewalt verunsicherte Syrien und die Welt. Das Abkommen mit
       > den Kurden gibt Hoffnung, dass das Land doch vereint werden kann.
       
 (IMG) Bild: Auf den Straßen Jubel nach der Einigung von Interims-Präsident al-Scharaa und dem Anführer der kurdischen SDF-Streitkräfte Abdi
       
       Damaskus dpa | Die kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF)
       haben sich mit den neuen Machthabern des Landes auf eine vollständige
       Eingliederung in die staatlichen Institutionen geeinigt. Laut der
       staatlichen Nachrichtenagentur Sana wurde das Abkommen von
       Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa und SDF-Oberkommandeur Maslum Abdi
       unterzeichnet. Drei Monate nach dem Machtwechsel in Syrien stellt die
       Einigung mit dem von Kurden geführten Militärbündnis SDF im Nordosten einen
       wichtigen Schritt im Bemühen der islamistischen Übergangsregierung dar, das
       Land zu vereinen.
       
       Mit dem Abkommen geben die Kurden ihre bisherige Rolle als eine
       eigenständige militärische und administrative Macht in Syrien auf. Die
       Einigung umfasst zentrale Punkte wie die politische Teilhabe aller Syrer
       unabhängig von ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit und die Anerkennung
       der kurdischen Gemeinschaft als Bevölkerungsgruppe mit vollen
       Staatsbürgerrechten.
       
       Die islamistische Übergangsregierung soll damit die Kontrolle über zivile
       und militärische Einrichtungen im Nordosten des Landes erlangen, darunter
       Grenzübergänge zum Irak und zur Türkei, Flughäfen sowie Öl- und Gasfelder.
       Zudem wurde eine sichere Rückkehr aller Vertriebenen vereinbart.
       
       „Dies ist ein großer, großer Erfolg für die Übergangsregierung, vor allem
       nach den schrecklichen Ereignissen der vergangenen Tage“, sagte Charles
       Lister vom Middle East Institute in Washington dem Wall Street Journal.
       
       ## Militäroperation oder Massaker?
       
       Zuvor hatte die Übergangsregierung [1][nach einer Welle der Gewalt in den
       Küstengebieten] im Westen die Lage dort nach eigener Darstellung wieder
       unter Kontrolle gebracht. Die „Militäroperation“ gegen Anhänger des
       gestürzten Langzeitherrschers Baschar al-Assad sei beendet worden, teilte
       das Verteidigungsministerium mit.
       
       Nach jüngsten Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte
       kostete das Blutvergießen mehr als 1.500 Menschen das Leben, die meisten
       davon waren Zivilisten. Besonders die [2][religiöse Minderheit der
       Alawiten], der auch Assad angehört, [3][war den Aktivisten zufolge ins
       Visier geraten.]
       
       Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle berichtete von
       „Massakern“. Die Übergangsregierung sah hinter dem heftigen Gewaltausbruch
       einen Versuch der Assad-Loyalisten, das Land in einen neuen Bürgerkrieg zu
       stürzen.
       
       Dass die neuen Machthaber just zu diesem Zeitpunkt eine Einigung mit dem
       von Kurden angeführten Militärbündnis SDF im Nordosten erzielten, könnte
       einen Wendepunkt für die Entwicklungen in dem arabischen Land darstellen.
       
       ## Wendepunkt für Syrien?
       
       „Für die internationale Gemeinschaft bedeutet eine potenzielle Lösung des
       Konflikts zwischen den SDF und Damaskus einen enormen Fortschritt für den
       Übergang in Syrien“, sagte Nahost-Experte Lister dem Wall Street Journal.
       
       Der Nordosten Syriens wird bislang überwiegend von den SDF-Truppen
       kontrolliert, die während des langjährigen Bürgerkriegs mit Unterstützung
       der Vereinigten Staaten gegen die Terrormiliz Islamischer Staat kämpften.
       Dort haben sich die SDF eine eigene Selbstverwaltung aufgebaut. Die Türkei
       betrachtet sie als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei (PKK),
       stuft sie als Terrororganisation ein und bekämpft sie.
       
       Die kurdische Führung hatte in den vergangenen Wochen mit den neuen
       Machthabern in Damaskus über ihre Zukunft verhandelt. Das nun vereinbarte
       Abkommen dürfte – vorausgesetzt, es wird wie vereinbart umgesetzt – eine
       der wichtigsten Herausforderungen für die neue Regierung beseitigen. Beide
       Seiten betonten die Einheit des Landes und lehnen nach eigenen Angaben eine
       Teilung Syriens ab.
       
       ## Israel greift erneut Ziele in Syrien an
       
       Unterdessen griff Israels Luftwaffe in der Nacht erneut Ziele im Süden
       Syriens an. Kampfflugzeuge hätten in der Nacht Radaranlagen,
       Kommandozentren und Waffenlager attackiert, teilte die israelische Armee
       mit. Diese hätten eine Bedrohung für den Staat Israel und dessen
       Streitkräfte dargestellt und seien angegriffen worden, um „künftige
       Bedrohungen“ zu beseitigen.
       
       Nach dem Sturz al-Assads im Dezember hatte Israel mit Hunderten Angriffen
       die militärischen Einrichtungen und Arsenale seiner Regierungstruppen
       großteils zerstört. Seither weitete die israelische Armee ihre Aktivitäten
       in dem Nachbarland aus. Syriens Übergangsregierung fordert den Rückzug
       Israels.
       
       11 Mar 2025
       
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