# taz.de -- Geiseldeal zwischen Israel und Hamas: Freiheit für palästinensische Frauenrechtlerin
       
       > Khalida Jarrar sitzt oft in israelischen Gefängnissen. Nach dem
       > Geiseldeal ist die feministische Politikerin aus dem Westjordanland
       > wieder auf freiem Fuß.
       
 (IMG) Bild: Khalida Jarrar am Montag nach ihrer Freilassung
       
       BEIRUT taz | Khalida Jarrar überlebte 13 Monate in einer fensterlosen Zelle
       von vier Quadratmetern. Der palästinensischen Politikerin wurde keine
       Straftat vorgeworfen. Am Montag kehrte sie im Rahmen [1][des Geiseldeals
       zwischen Israel und der Hamas] nach Ramallah zurück. Israel hatte als Teil
       des Austauschs 70 Frauen und 20 Kinder aus dem Ofer-Gefängnis nahe Ramallah
       im Westjordanland freigelassen.
       
       Jarrar kam am 9. Februar 1963 in [2][Nablus] im Westjordanland auf die
       Welt. Sie studierte Betriebswirtschaft und erwarb einen Master in
       Demokratie und Menschenrechten an der Universität Birzeit. Von 1994 bis
       2006 leitete sie die Addameer Prisoners’ Support and Human Rights
       Association.
       
       Jarrar ist feministische Politikerin. Sie war ab 2006 Abgeordnete im
       Palästinensischen Legislativrat (PLC), dem Parlament der palästinensischen
       Gebiete. Bis israelische Soldaten 2015 ihr Haus stürmten und sie
       festnahmen. Sie leitet die Gefangenenkommission des PLC, führt die
       Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) an und kandidierte bei den
       Parlamentswahlen im Mai 2021. Die marxistisch geprägte Partei steht dem
       Panarabismus, die als Ideologie einen gemeinsamen arabischen Nationalstaat
       anstrebt, nahe.
       
       1989 führte Jarrar zum [3][Internationalen Frauentag] einen der größten
       Frauenmärsche in der palästinensischen Geschichte an. Das israelische
       Militär löste den Protest gewaltsam auf, steckte viele Teilnehmende ins
       Gefängnis, darunter Jarrar, wegen des „Widerstands gegen die Besatzung“ und
       „Aufwiegelung“. Sie verbrachte einen Monat in Haft. Seitdem darf sie nicht
       mehr reisen. Ihr Ehemann wurde über zehnmal festgenommen.
       
       ## Festnahmen gehörten zuletzt zu ihren Leben
       
       2015 wurde sie erneut verhaftet, wegen „Mitgliedschaft in einer verbotenen
       Organisation, die die Befreiung Palästinas anstrebt“. Nach 15 Monaten wurde
       sie freigelassen, im Sommer 2017 wegen „geheimer Informationen“ erneut
       inhaftiert. Im September 2021 erlangte sie ihre Freiheit, im Dezember 2023
       nahmen israelische Soldaten sie wieder fest. Die meiste Zeit verbrachte sie
       in Isolationshaft.
       
       Nach Angaben palästinensischer und israelischer NGOs, darunter die
       israelische Organisation B’tselem, hält Israel über 10.000
       Palästinenser*innen gefangen. Davon befinden sich 3.340 ohne Anklage
       oder Gerichtsverfahren in Haft. Viele wurden festgenommen, weil sie gegen
       Siedlungen protestierten oder in sozialen Medien posteten. Kinder, die
       Steine auf Soldaten warfen, landen ebenfalls im Gefängnis.
       
       Seit Oktober 2023 hat Israel mindestens 2.650 Palästinenser*innen
       verschleppt, von denen nur 300 vor Gericht kamen. Seit Oktober 2023 sind 60
       Palästinenser*innen in israelischer Gefangenschaft gestorben, davon
       22 durch Folter oder unterlassene medizinische Hilfe. B’tselem dokumentiert
       Folter und sexuellen Missbrauch, Amnesty International berichtete von 27
       Fällen mehrmonatiger Isolationshaft, darunter Ärzt*innen,
       Menschenrechtsverteidiger*innen, UN-Mitarbeitende und
       Journalist*innen.
       
       Jarrar hat sich der Verteidigung palästinensischer Gefangener gewidmet. Im
       Gefängnis unterrichtete sie viele Frauen. „Nur wenn man tiefer in die
       Erzählungen der Gefangenen eintaucht, kann man sich vorstellen, wie es sich
       anfühlt, eine geliebte Mutter zu verlieren, während man in einer kleinen
       Zelle eingesperrt ist, wie man mit einem gebrochenen Bein umgeht, jahrelang
       ohne Familienbesuch auskommen muss, wenn einem das Recht auf Bildung
       verweigert wird und man den Tod eines Kameraden verkraften muss“, schreibt
       Jarrar.
       
       20 Jan 2025
       
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 (DIR) Julia Neumann
       
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