# taz.de -- Nach dem Umsturz in Syrien: Zwei kurdische JournalistInnen durch Drohne getötet
       
       > Bei Kämpfen in Nordsyrien sind mehrere Zivilisten, darunter zwei
       > kurdische JournalistInnen getötet worden. Offenbar mit türkischer
       > Unterstützung.
       
 (IMG) Bild: Gedenkdemonstration in dem Dorf Nusaybin im Südosten der Türkei für die getöteten JournalistInnen Cihan Bilgin und Nazim Dastan
       
       Istanbul taz | Bei den Angriffen der „Syrischen Nationalen Armee“ (SNA),
       auf die von [1][kurdischen Milizen kontrollierten Gebiete im Nordosten
       Syriens] sind in den letzten Tagen mehrere Zivilisten getötet worden,
       darunter auch zwei kurdische JournalistInnen aus der Türkei. Die
       Journalistin Cîhan Bilgin und der Journalist Nazim Daştan waren bereits am
       Donnerstag mutmaßlich von einer türkischen Drohne getötet worden, als sie
       über die Kämpfe zwischen der SNA und der kurdischen YPG Miliz am Tischrin
       Staudamm, etwas südlich der zuvor von der SNA eroberten Stadt Manbidsch am
       Euphrat berichten wollten.
       
       Die SNA ist eine von der Türkei unterstützte und mit den neuen Machthabern
       von der HTS in Damaskus verbündeten Miliz, die seit der Eroberung von
       Aleppo mit massiver Unterstützung der Türkei gegen die kurdische YPG Miliz
       vorgeht.
       
       Nach Angaben des [2][alternativen Medienportals Bianet] arbeitete die
       getötete Journalistin Cîhan Bilgin für die kurdische Agentur Hawar, ihr
       Kollege Nazim Daştan war für die der PKK nahestehende Nachrichtenagentur
       Firat unterwegs. Der türkische Journalistenverband forderte bereits am
       Wochenende Aufklärung über den Tod der beiden JournalistIinnen, dem sich
       auch der deutsche Journalistenverband DJV anschloss.
       
       Der DJV Bundesvorsitzende Mika Beuster sagte am Montag: „Wenn sich
       herausstellen sollte, dass Cîhan Bilgin und Nazim Daştan gezielt ermordet
       wurden, weil sie journalistisch tätig waren, muss das Auswirkungen auf die
       diplomatischen Beziehungen zur Türkei haben“.
       
       ## Diplomatische Bemühungen im Hintergrund
       
       Um darüber zu reden, wie ein Krieg zwischen der Türkei und den syrischen
       Kurden noch zu verhindern ist, war [3][Außenministerin Annalena Baerbock
       extra Ende letzter Woche nach Ankara] geflogen, um sich mit ihrem
       türkischen Außenministerkollegen Hakan Fidan zu treffen. Sie warnte
       anschließend eindringlich vor einer türkischen Militärintervention in
       Nordostsyrien, sprach aber auch von türkischen Sicherheitsinteressen, die
       gewahrt werden müssten.
       
       Im Hintergrund laufen seit Tagen intensive diplomatische Bemühungen, um
       einen offenen Krieg in Nordostsyrien und insbesondere einen großen Angriff
       auf die von Kurden bewohnte Stadt Kobanê, unmittelbar an der
       türkisch-syrischen Grenze gelegen, zu verhindern. Fidan hatte seiner
       Kollegin Baerbock zugesichert, dass die Türkei sich zurückhalten werde,
       wenn die neuen Machthaber in Damaskus „ihren Job machen“.
       
       Deshalb war Fidan auch schon selbst in Damaskus, wo er forderte, dass die
       neue Übergangsregierung die mindestens bis zum kommenden März von der
       siegreichen islamischen HTS Miliz gestellt wird, die kurdische YPG Miliz
       und insbesondere Kämpfer in den Reihen der Kurden, die nicht aus Syrien
       stammen, gemeint sind PKK-Militante, entwaffnen müsse.
       
       ## Verbündete US-Truppen sind zum Schutz der Stadt nach Kobanê eingerückt
       
       [4][HTS-Chef Mohamed al-Jolani], ein alter Bekannter von Fidan, hatte dem
       türkischen Außenminister bereits zugesichert, dass alle Milizen ihre Waffen
       in naher Zukunft abgeben müssten, auch die kurdischen Milizen im Nordosten
       und stattdessen eine neue einheitliche syrische Armee aufgebaut würde. Um
       einen unmittelbaren Angriff auf Kobanê zu verhindern, sind in den letzten
       Tagen mit den Kurden verbündete US-Truppen in die Stadt eingerückt.
       
       Die kurdischen Milizen hatten gemeinsam mit den US-Truppen den IS in Syrien
       bekämpft und letztlich besiegt. Aus diesen Kämpfen stammt die derzeitige
       relative Stärke der syrischen Kurden, die im Nordosten eine
       Selbstverwaltung aufgebaut haben, die sie auch im „neuen Syrien“ als
       autonomes Gebiet behalten wollen. Der Militärchef der Kurden, Maslum Abdi
       hat aber bereits angeboten, seine Miliz [5][aus Kobanê] zurückzuziehen und
       unter US-Protektorat in der Stadt eine Demilitarisierte Zone einzurichten.
       
       24 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Gottschlich
       
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