# taz.de -- Die Wahrheit: Arschgesicht
       
       > Neues aus Neuseeland: Es gab doch einige sehr schöne Nachrichten in 2024.
       > Hier mal eine kleine Liste.
       
       Der Südhalbkugelsommer ist Saure-Gurken-Zeit für unsere unterbesetzten
       Redaktionen. Das letzte Jahr war tragisch für Neuseelands Medienhäuser, die
       einsparten und einkrachten. Doch kuriose Nachrichten zu produzieren,
       schafften sie dennoch. Hier ist meine Best-of-Liste 2024.
       
       Im Januar löste die Polizei in Hastings den mysteriösen Fall um gestohlene
       Gartenzwerge und Elfen, und ein Unbekannter drückte einem Mann in Auckland
       5.000 Dollar Bargeld in die Hand und rannte weg. Ebenso erfreulich war,
       dass die Band Chumbawamba im März dem stellvertretenden Premierminister
       Winston Peters untersagte, ihren Hit „Tubthumping“ auf Politshows zu
       spielen.
       
       Kein Aprilscherz: Eine Swipe-Karte für ein Gebäude in Wellington, die dort
       2003 aus einem Auto gestohlen wurde, tauchte zwei Jahrzehnte später in der
       Antarktis auf. Im Sand von Taranaki ein weiterer obskurer Fund: Eine
       Strandspaziergängerin hielt eine halb verbuddelte Sexpuppe für eine Leiche
       und alarmierte die Polizei.
       
       Doch die Story des Jahres trug sich im Oktober zu. Künstler Josh Drummond
       wollte ein Porträt von Premierminister Christopher Luxon auf TradeMe
       versteigern, dem Kiwi-Äquivalent zu Ebay. Ein schauerliches Gemälde in
       Rosa, das den böse grinsenden konservativen Politiker am Ausgang eines
       fleischfarbenen Tunnels zeigt. Geburtskanal oder After? Letzteres lag
       deutlich näher.
       
       ## Nicht familienfreundlich
       
       Der Erlös sollte der LGBTQ+-Organisation Rainbow Youth und Kindern in Gaza
       zugute kommen. Doch die Online-Plattform löschte die wohltätige
       Versteigerung als anstößig: nicht „familienfreundlich“ sei diese Abwertung
       eines Staatsträgers. Dabei war das Konterfei dem neuesten Porträt von King
       Charles nachempfunden, das den Monarchen von fleischfarbenem Rosarot
       ummantelt zeigt.
       
       Dass TradeMe die Versteigerung stoppte, löste Proteste aus, denn dort wird
       viel Anstößigeres verscherbelt. Man kann Nazi-Waffen kaufen,
       neuseeländische MAGA-Kappen gegen Jacinda Ardern („Make Ardern Go Away“),
       Knochen des ausgestorbenen Moa-Vogels, und Premierminister Luxon auf einer
       Kaffeetasse mit anzüglichem Slogan. Drummond bot daraufhin das Bild in
       veränderter Form an. Der fleischliche Hintergrund war schwarz übermalt und
       somit nur noch das Gesicht des Premiers erkennbar. Für 2.008 Dollar ging es
       an ein Pärchen in Christchurch.
       
       Doch damit war die Kunstaktion nicht vorbei. Der letzte Akt folgte im
       Dezember in einer Bar. Da präsentierten die neuen Besitzer und der Künstler
       das Werk als finale Enthüllung. Vor Publikum zog Drummond eine schwarze
       Folie ab: die „Farbe“, die dem Bild zum Verkauf verholfen hatte, war ein
       Fake. Gewollter Nebeneffekt: Die pinke Oberfläche ist nun klebrig bis
       schleimig. „Jetzt fühlt es sich so an, wie es aussieht“, so Drummond.
       
       9 Jan 2025
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anke Richter
       
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