# taz.de -- Gewaltvorwürfe beim Turnen: Stabiles Missbrauchssystem
       
       > Ex-Turnerin Tabea Alt und andere werfen dem deutschen Turnsport
       > körperlichen und mentalen Missbrauch vor. Eine neue Kultur ist kein
       > leichter Prozess.
       
 (IMG) Bild: Wie viel Schmerz ist normal? Tabea Alt 2017 bei der EM in Rumänien
       
       Turntraining trotz Schmerzen und Knochenbrüchen, Essstörungen und
       andauernden Demütigungen? Die erstmals öffentlich gewordenen Vorwürfe der
       ehemaligen deutschen Turnerin Tabea Alt aus Stuttgart kommen Ihnen
       irgendwie vertraut vor? Kein Wunder, mehr oder minder identische
       Beschreibungen [1][wurden bereits vor vier Jahren am Bundesstützpunkt in
       Chemnitz] von deutschen Turnerinnen formuliert. Und genau dies beschreibt
       das Problem. Es hat sich anscheinend vielerorts nichts verändert.
       
       Der Deutsche Turner-Bund gelobte damals zwar [2][einen grundlegenden
       Kulturwandel]. Hoffnungsvoll stimmte, dass der DTB nicht die beliebte
       Geschichte vom Einzelfall auftischte, obwohl sich die Vorwürfe in Chemnitz
       auf die Trainerin Gabriele Frehse konzentrierten.
       
       Die Erzählung von Tabea Alt ist zwar ebenfalls nicht frisch, weil sie dem
       DTB schon vor drei Jahren vom systematischen Missbrauch in Stuttgart
       berichtete, als ihr ramponierter Körper das Karriereende einforderte. Weil
       der DTB diese im Vergleich zur Causa Frehse nun viel struktureller
       angelegte Kritik, die sich nicht nur auf den Standort Stuttgart
       beschränkte, offenbar jahrelang ignorierte, muss dem Verband
       Scheinheiligkeit attestiert werden.
       
       ## Viele Hinweise auf missbräuchliche Praktiken
       
       Im Zuge der Aufarbeitung der Chemnitzer Vorfälle gab es schon von anderen
       Turnerinnen und Turnern [3][Hinweise auf missbräuchliche Praktiken] an
       anderen Trainingsstützpunkten. Der DTB sah aber nach eigenen Untersuchungen
       davon ab, Trainer zu sanktionieren. Man habe aus den Ergebnissen, hieß es
       damals ominös, „interne Maßnahmen“ abgeleitet. Derartige Neigungen zu
       intransparenten, internen Lösungen sind schon mal typisch für stabile
       Missbrauchssysteme.
       
       Es ist gewiss kein leichtes Unterfangen für den Verband, eine neue,
       liberale Kultur des Leistungssports mit einer Großzahl von Trainerinnen und
       Trainern voranzutreiben, die jahrzehntelang ein autoritäres System getragen
       haben. Bundestrainer Gerben Wiersma [4][hat bei seinem Amtsantritt
       behauptet, Spitzenturnen mit Spaß sei möglich]. Diese Idee muss endlich
       konkret mit Leben gefüllt werden.
       
       29 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kopp
       
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