# taz.de -- Nachhaltige Elektronik: Ein blauer Engel für die faire Maus
       
       > Eine kleine Firma bemüht sich, faire Computermäuse herzustellen. Nun
       > erhält ihr Produkt das Siegel des Umweltbundesamtes.
       
 (IMG) Bild: Alles fancy auf Elektronikmessen wie hier auf der IFA in Berlin – aber sozial und ökologisch hergestellt sind die Produkte kaum
       
       Hamburg taz | Die „faire Maus“ der Firma „Nager IT“ hat als erstes Modell
       das Siegel Blauer Engel des Umweltbundesamtes erhalten. Es zertifiziert
       umwelt- und gesundheitsverträgliche Produkte und Dienstleistungen. Auf
       Elektronikprodukte mit dem Blauen Engel gibt es etwa mindestens fünf Jahre
       Garantie, Ersatzteile müssen für mindestens zehn Jahre zu einem
       angemessenen Preis verfügbar und auf der Website veröffentlicht sein.
       Außerdem gelten Vorschriften, beispielsweise für Recyclingmaterialien.
       
       Neben ökologischen Aspekten wurden erstmalig auch grundlegende
       Sozialstandards an Produktion und Lieferketten gesetzt. Etwa müssen bei der
       Rohstoffgewinnung Sorgfaltspflichten und Anforderungen an
       Arbeitsbedingungen eingehalten und vor-Ort-Initiativen zum
       verantwortungsvollen Bergbau unterstützt werden. Das gilt für Stufen 1 und
       2 der Lieferkette, sprich die Endproduktionsstätte sowie alle ihre
       Zulieferbetriebe.
       
       „Der Blaue Engel für Computer wurde kritisiert, weil er keine
       Sozialstandards berücksichtigte“, so Rosemarie Bähne, Green-IT-Expertin
       beim Umweltbundesamt. Nun sei es endlich so weit, Anforderungen an
       Sozialstandards müssen von den ausgezeichneten Produkten erfüllt werden.
       „Wir hätten uns durchaus strengere Regeln vorstellen können, aber sie
       müssen auch umsetzbar sein“, sagt Bähne. Auch bei der Überarbeitung der
       Standards für andere IKT-Produkte, wie Server und Router, sollen künftig
       soziale Kriterien aufgenommen werden. „Nager IT mit der fairen Maus geht da
       als super Beispiel voran und ist bei den Sozialstandards weiter als die
       Kriterien“, so Bähne.
       
       Die ausgezeichnete faire Maus mit einem Gehäuse aus Recycling-Kunststoff
       und einem Scrollrad aus Holz würde durch das Umweltzeichen ehrlicherweise
       „nicht fairer und umweltfreundlicher“, [1][so Susanne Jordan, die Frau
       hinter Nager IT]. Aber es herrsche mehr Transparenz auf ihrer Website zu
       Ersatzteilen. Außerdem habe man ökologische Aspekte noch einmal genauer
       betrachtet, da bisher soziale im Fokus gewesen seien. So musste Jordan etwa
       herausfinden, welche Zusatzstoffe beim Recyclingprozess verwendet werden.
       Als kleines Unternehmen sei es schwer gewesen, an diese Information zu
       gelangen. Vor allem aber könne Nager IT mit dem Blauen Engel endlich
       zeigen, dass die fairen Mäuse wirklich sozial und ökologisch nachhaltig
       sind. Besonders [2][für die öffentliche Beschaffung sei das wichtig].
       
       ## Zu zwei Dritteln fair
       
       Trotz Blauem Engel könne die Maus an vielen Stellen noch verbessert werden,
       bleibt Jordan kritisch. Insbesondere der Demokratieabbau in vielen
       ostasiatischen Ländern mache ihnen zu schaffen. „Da haben wir keinen Plan,
       wie wir weiter machen sollen. Als kleine Firma kommen wir an Grenzen“. Vor
       10 Jahren seien sie in China auf einem guten Weg gewesen, es habe viel
       Austausch mit NGOs vor Ort gegeben. Das sei nun nicht mehr möglich.
       
       Bezogen auf die gesamte Lieferkette, könne man die faire Maus „mit gutem
       Gewissen als zu zwei Dritteln fair bezeichnen“, das fairste, was es im
       Bereich Elektronik gebe, heißt es auf der Nager-IT-Website. Die
       Lieferketten seien komplex und an der Maus über 100 Fabriken und Minen
       beteiligt. Es brauche deshalb auch strengere und mehr politische
       Regelungen, fordert Jordan, etwa ein stärkeres und gut umgesetztes
       Lieferkettengesetz.
       
       Frustriert ist Jordan vom Trend zur kabellosen Maus, da die „per se
       umweltschädlicher ist“, deshalb habe die faire Maus ein Kabel. Auch
       Green-IT-Expertin Bähne bestätigt, dass Mäuse mit Kabel umweltverträglicher
       seien, da sie ohne Batterien oder Akkus auskommen – und damit auch keine
       problematischen Umweltauswirkungen und Arbeitsbedingungen etwa von der
       Bereitstellung von Lithium verursachen. Diesen grundlegenden Unterschied
       kann der Blauer Engel allerdings nicht sichtbar machen.
       
       Nager IT bietet nur ein Modell seiner Maus an. Es ist symmetrisch geformt
       und somit für Rechts- und Linkshänder geeignet, wie Jordan erklärt. „Die
       Vielfalt an individuellen Mäusen für jede Hand, die wir aus den Läden
       kennen, kann es nur geben, weil die Arbeitsbedingungen so schlecht sind.“
       „Die Vielfalt an individuellen Mäusen für jede Hand, die wir aus den Läden
       kennen, kann es nur geben, weil die Arbeitsbedingungen so schlecht sind.“
       Sie fragt: „Muss es so individuell sein? Oder kann ich mich daran gewöhnen,
       dass die Maus einen halben Zentimeter länger oder kürzer als meine Hand ist
       und dafür fair?“
       
       Anmerkung der Redaktion: In der ersten Version des Artikels war nicht
       deutlich geworden, dass die Maus für Rechts- wie für Linkshänder geeignet
       ist. Außerdem haben wir die Beschreibung der ausgezeichneten fairen Maus
       präzisiert.
       
       26 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
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