# taz.de -- Monat der Männergesundheit: Auch du, lieber Mann
       
       > Im November sollen sich Männer um ihre Gesundheit kümmern. Bei der
       > Kampagne „Movember“ geht dabei um mehr als einen hübschen Schnurrbart.
       
 (IMG) Bild: Männergesundheit geht auch ohne Bart
       
       Lieber Mann, wie geht es dir? Nein, wirklich – wie fühlst du dich? Hast du
       heute Gemüse gegessen? Ausreichend Wasser getrunken? Genug geschlafen? Wann
       hast du letzte Mal mit deinen Freunden gesprochen? Und wann mit deinem
       Urologen?
       
       Hast du schon Pläne für den 19. November gemacht, für den internationalen
       Männertag? Vielleicht könntest du dich an diesem Tag um deine Gesundheit
       kümmern. Ein paar Vorsorgeuntersuchungen vereinbaren, ein wenig Yoga
       machen, im Tagebuch deine Gefühle sortieren – wie wäre das?
       
       Falls du das nicht alles an einem Tag schaffst, bleibt dir noch der Rest
       vom November, es ist noch Zeit, im Monat der Männergesundheit. Wenn du der
       Welt mitteilen möchtest, dass du dich jetzt um dich selbst kümmerst, kannst
       du dir einen Schnurrbart wachsen lassen. [1][Dann bist du Teil einer
       Aktion, einer Bewegung, zeigst dich solidarisch, beim „Movember“].
       
       Die Kampagne, die nach Moustache (engl. Schnurrbart) und November benannt
       ist, soll Aufmerksamkeit schaffen und Spendengelder sammeln für eine in
       Sachen Gesundheit vernachlässigte Gruppe: die Männer. Sie sollen so dazu
       motiviert werden, zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen und auch mal über ihre
       psychische Gesundheit zu sprechen.
       
       ## Männer sind so verletzlich
       
       Klingt das irgendwie albern? Einen Monat lang Schnurrbart tragen und auch
       mal über Gefühle sprechen? Tatsächlich ist die Lage ziemlich ernst: Männer
       sterben im Schnitt fünf Jahre früher als Frauen. Das ist kein Naturgesetz,
       es liegt nicht in ihrer Biologie. Manches ist das Resultat von ihrem
       Gesundheitsverhalten. Männer spielen ihren Schmerz öfter runter, ignorieren
       häufiger Krankheiten und körperliche Symptome.
       
       [2][Männer gehen deswegen seltener zum Arzt,] [3][sie essen weniger
       gesund], sie nehmen mehr Drogen. Sie verpassen häufiger
       Vorsorgeuntersuchungen und sterben deswegen vermeidbare Tode an
       [4][männerspezifischen Krebsarten wie Prostata- und Hodenkrebs.] Sie nehmen
       seltener psychologische Hilfe in Anspruch als Frauen, ihre psychischen
       Erkrankungen sind unterdiagnostiziert und unterbehandelt. [5][73 Prozent
       aller Suizide werden von Männern begangen.]
       
       Männer leben außerdem riskanter: Ihre Berufe sind gefährlicher, sie
       verletzen sich dreimal so häufig bei Arbeitsunfällen wie Frauen. 95 Prozent
       der Verunglückten bei Arbeitsunfällen mit Todesfolge sind männlich. Männer
       sind häufiger Opfer von Gewalt, die meistens von anderen Männern ausgeht.
       
       Sind die Männer also selbst schuld, müssten sich einfach mal besser um
       sich kümmern? Ein bisschen vielleicht, aber das ist nicht alles.
       
       ## Und dann noch die HPV-Impfung
       
       Viele Männer haben weniger regelmäßig Kontakt zum Gesundheitssystem als
       Frauen, für die ein Frauenarztbesuch meist selbstverständlich ist,
       gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen inklusive. Einen Abstrich für die
       Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs zahlt die Krankenkasse.
       Brustkrebsuntersuchungen gibt es für Frauen routinemäßig ab 30 Jahren, die
       Hälfte von ihnen nimmt das in Anspruch.
       
       [6][Wollen sich Männer gegen Prostatakrebs schützen, müssen sie oft
       explizit nachfragen.] Die Vorsorgeuntersuchung wird ab 45 Jahren empfohlen,
       aber nur 24 Prozent der Männer nehmen das in Anspruch. Und eine
       routinemäßige Untersuchung für Hodenkrebs gibt es gar nicht, da muss der
       Mann selbst tasten. Manches wird zwar gerade besser: Die [7][HPV-Impfung],
       die vor Gebärmutterhalskrebs schützt, war lange nur für junge Frauen
       vorgesehen. Inzwischen wird sie aber genauso für Jungen empfohlen, denn
       auch bei Männern kann das Virus Tumorerkrankungen auslösen.
       
       Das ist ein Anfang, [8][aber gendersensible Medizin braucht es für beide
       Geschlechter:] Für Frauen, deren Schmerz so oft nicht ernst genommen wird,
       und für Männer, die sich ihren Schmerz oft gar nicht erst eingestehen. Wie
       so oft, macht das Patriarchat alles schlimmer: [9][Studien zeigen, dass
       Männer, je mehr sie an herkömmliche Rollenbilder glauben, umso mehr die
       Sorge um sich selbst vernachlässigen.] Dann vertun sie sich mehr, schätzen
       sich grundsätzlich gesünder ein als Frauen. Dabei sind sie ähnlich viel
       krank.
       
       Lieber Mann, natürlich kannst du das nicht alles im November lösen, und
       auch nicht durch einen Schnurrbart. Aber du solltest wissen, dass auch du
       verletzlich bist.
       
       7 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://de.movember.com/
 (DIR) [2] https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/Geda2010/Arztbesuch.pdf?__blob=publicationFile
 (DIR) [3] /Fleischkonsum-und-Maennlichkeit/!5895554
 (DIR) [4] https://www.urologie-fuer-alle.de/news/maennergesundheit-prostatakrebs-hodenkrebs-psyche/
 (DIR) [5] https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/Tabellen/suizide.html
 (DIR) [6] /Lebensstil-von-Maennern/!5638033
 (DIR) [7] /Archiv-Suche/!5891911&s/
 (DIR) [8] /Geschlechtersensible-Medizin/!5750217
 (DIR) [9] https://psychosozial-verlag.de/programm/2000/2700/3181-detail
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Luisa Faust
       
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