# taz.de -- US-Notenbank senkt Leitzins: Biden feiert, Trump ist sauer
       
       > Erstmals seit 2020 senkt die US-Notenbank den Leitzins. Dadurch werden
       > Kredite günstiger, Hauskäufer müssen weniger für Schulden bezahlen.
       
 (IMG) Bild: Breaking News in der New Yorker Börse: Geld leihen wird in den USA wieder billiger
       
       Washington dpa | Die US-Notenbank Fed hat das erste Mal seit Ausbruch der
       Coronapandemie den Leitzins verringert und steuert auf weitere
       Zinssenkungen in diesem Jahr dazu. Das Vorgehen der Federal Reserve deutet
       darauf hin, dass sie den Druck auf die Wirtschaft mindern möchte und
       gleichzeitig zuversichtlich ist, im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise
       einen nachhaltigen Erfolg erzielt zu haben. [1][Die jüngsten
       Wirtschaftsprognosen der Notenbank zeichnen ein optimistisches Bild der
       Inflationsrate.] Inmitten des US-Wahlkampfs beschäftigt die
       Fed-Entscheidung aber auch die Politik – beim republikanischen
       Präsidentschaftskandidaten Donald Trump scheint sich die Begeisterung in
       Grenzen zu halten.
       
       Für Unternehmen und Verbraucher in den USA dürfte die deutliche Zinssenkung
       um 0,5 Prozentpunkte eine Erleichterung darstellen. Kredite werden
       günstiger, weswegen Firmen eher investieren und Bürgerinnen und Bürger
       weniger für Schulden ausgeben müssen.
       
       Der Leitzins liegt nun in einer Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent. Bisher
       ist der Fed zwar der Drahtseilakt gelungen, die Inflation mit ihrer
       Hochzinspolitik in den Griff zu bekommen, ohne die Wirtschaft zu sehr
       auszubremsen. Doch jüngste Daten deuten darauf hin, dass der Arbeitsmarkt
       zu schwächeln beginnt.
       
       „Wir versuchen, eine Situation zu erreichen, in der wir die Preisstabilität
       wiederherstellen können, ohne dass es zu einem schmerzhaften Anstieg der
       Arbeitslosigkeit kommt“, betonte Fed-Chef Jerome Powell. Er machte jedoch
       deutlich, dass derzeit nichts auf eine gestiegene Rezessionsgefahr
       hindeute. Dennoch scheint sich die Fed mit ihrem jüngsten Zinsentscheid nun
       vor allem auf die konjunkturellen Risiken zu konzentrieren.
       
       ## Mehr Zinssenkungen als bisher erwartet
       
       Denn der Kurswechsel der Notenbank der weltgrößten Volkswirtschaft ist
       durchaus beachtlich. Noch im Juni rechnete die Fed im Mittel mit einem
       Leitzins von 5,1 Prozent in diesem Jahr. Dieser Wert wurde in der neuen
       Prognose auf 4,4 Prozent nach unten korrigiert. Das deutet auf einen
       weiteren großen Schritt um 0,5 Prozentpunkte oder zwei kleine Senkungen um
       je 0,25 Prozentpunkte hin.
       
       „Die US-Notenbanker gehen bei der wohlvorbereiteten Zinswende direkt in die
       Vollen. Die fortschreitende Abkühlung am Arbeitsmarkt, die inzwischen
       mindestens so stark gewichtet wird wie die noch immer erhöhte Inflation,
       dürfte hierfür den Ausschlag gegeben haben“, meint Elmar Völker, Analyst
       der Landesbank Baden-Württemberg. Auch Fed-Chef Powell entgegnete auf die
       Frage, ob die Fed nun die hohe Inflation für besiegt erklären könne: „Nein,
       das tun wir nicht. (…) Wir sagen nicht „Mission erfüllt“ oder so etwas.“
       
       Die Prognose der Fed für die Teuerungsrate ist aber durchaus optimistisch:
       Sie soll im kommenden Jahr bei durchschnittlich 2,1 Prozent (Juni: 2,3
       Prozent) liegen. Die US-Notenbank strebt auf mittlere Sicht eine
       Inflationsrate von 2 Prozent an. Recht hoffnungsvoll geben sich die
       Notenbanker auch bei der Kerninflation – sie berücksichtigt Lebensmittel-
       und Energiepreise nicht und gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung
       von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate. Hier rechnet die Fed im
       kommenden Jahr mit durchschnittlich 2,2 Prozent (Juni: 2,3 Prozent).
       
       „Die Notenbank wird die Inflation genau im Auge behalten, die zuletzt
       aufgrund der Energiepreisentwicklung deutlich gesunken ist, im großen
       Dienstleistungssektor der US-Wirtschaft aber keinesfalls auf dem Zielniveau
       der Notenbank liegt“, urteilt Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust.
       
       ## Trump ist nicht begeistert
       
       Für die Fed ist der Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise ein Balanceakt.
       Bei zu hohen Zinsen besteht die Gefahr einer Rezession. Werden die Zinsen
       zu früh gesenkt, könnte die Inflationsrate wieder ansteigen. Im Sommer 2022
       lag sie bei mehr als 9 Prozent.
       
       Kurz vor der Präsidentenwahl am 5. November spielt die Zinspolitik der Fed
       auch im Wahlkampf eine Rolle. Donald Trump, der nach der Präsidentenwahl im
       November wieder ins Weiße Haus einziehen will, warf der Fed in der
       Vergangenheit vor, mit Zinssenkungen vor der Wahl die Stimmung zugunsten
       der aktuellen Regierung des demokratischen Präsidenten Joe Biden verbessern
       zu wollen. Auf den Zinsentscheid reagierte der Republikaner nun mit den
       Worten: „Ich denke, es zeigt, dass die Wirtschaft sehr schlecht ist, wenn
       man (die Zinsen) so deutlich senkt – vorausgesetzt, sie spielen nicht nur
       Politik.“
       
       US-Präsident Biden hingegen feierte die Entscheidung der Notenbank und
       bewertete die Lage erwartungsgemäß völlig anders: „Wir haben gerade einen
       wichtigen Moment erreicht: Die Inflation und die Zinssätze sinken, während
       die Wirtschaft stark bleibt.“ Die hohe Inflation hatte Bidens
       Präsidentschaft überschattet – und die wirtschaftliche Lage ist für die
       Menschen im Land das Topthema bei der anstehenden Wahl. Für die Demokraten
       geht US-Vizepräsidentin Kamala Harris ins Rennen. Sie nannte die
       Fed-Entscheidung „eine willkommene Nachricht für die Amerikaner, die die
       Hauptlast der hohen Preise zu tragen haben.“
       
       Angesprochen auf Trump betonte Fed-Chef Powell, dass Länder mit
       unabhängigen Zentralbanken wie die USA oftmals eine niedrige Inflationsrate
       aufweisen würden. Trump hatte während seiner Zeit im Weißen Haus immer
       wieder öffentlich Druck auf die Fed ausgeübt. Powell betonte: „Wir dienen
       keinem Politiker, keiner politischen Figur, keinem Anliegen, keiner Sache,
       gar nichts. Es geht nur um maximale Beschäftigung und Preisstabilität im
       Namen aller Amerikaner.“
       
       Die New Yorker Börsen profitierten am Mittwoch letztlich trotz erneuter
       Rekorde nicht nachhaltig von der deutlichen Zinssenkung der Fed. „Dafür,
       dass die große Senkung nur von einem Teil der Akteure erwartetet worden
       ist, fallen die ersten Reaktionen an den Börsen eher überschaubar aus“,
       kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC
       Partners. [2][Auch der Euro profitierte nur kurz vom Fed-Zinsentscheid.]
       
       19 Sep 2024
       
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