# taz.de -- Nach Kommentaren über Para-Athlet*innen: Sat.1 stoppt TV-Show mit Mockridge
       
       > Luke Mockridge sorgt mit verunglimpfenden Kommentaren für Empörung. Seine
       > Entschuldigung hilft nicht, Sat.1 stoppt die TV-Show vor
       > Erstausstrahlung.
       
 (IMG) Bild: Luke Mockridge beim Deutschen Fernsehpreis 2023
       
       Paris dpa | Seine [1][Podcast-Häme über Para-Sportler*innen] kostet den
       Comedian Luke Mockridge eine geplante TV-Show bei Sat.1. Die spöttischen
       Aussagen des Komikers hatten kurz vor Abschluss der [2][Paralympics in
       Paris] für Wirbel gesorgt, der private Fernsehsender verzichtete daraufhin
       auf den für 12. September geplanten Start des neuen TV-Formats „Was ist in
       der Box?“ mit dem schon länger umstrittenen 35-Jährigen.
       
       Auch der Versuch einer Entschuldigung half Mockridge nichts mehr.
       „Selbstverständlich war es nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins
       Lächerliche zu ziehen – besonders während dieser großartigen Paralympischen
       Spiele“, beteuerte der Komiker bei Instagram.
       
       Sat.1-Sprecher Christoph Körfer sagte, Mockridge habe sich zwar „öffentlich
       glaubhaft für seine unangebrachten Worte entschuldigt“. Der Sender wünsche
       aber, dass der Comedian einen Weg finde, „seiner Entschuldigung Taten
       folgen zu lassen und das Thema im Sinne aller Menschen mit Behinderung und
       im Sinne aller Para-Sportlerinnen und Sportler, die uns aus Paris mit ihren
       Leistungen beeindruckt und verzaubert haben, weiter aufzuarbeiten“.
       
       ## Vogel: Aussagen unfassbar und menschenverachtend
       
       Die Aussagen von Mockridge würden nicht den Werten des Senders entsprechen,
       sagte Körfer. Die spöttischen Sätze entstammen dem Podcast „Die Deutschen“,
       der bereits im August ausgestrahlt worden war, aber erst kurz vor der
       Schlussfeier der Paralympics größere Aufmerksamkeit bekam. „Es gibt
       Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken – und wer als
       Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen“, hatte Mockridge unter anderem
       gesagt.
       
       Die nach einem Trainingsunfall im Rollstuhl sitzende zweimalige
       Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel hatte bei Instagram einen Ausschnitt
       aus dem Podcast gepostet und bezeichnete die Worte von Mockridge als
       unfassbar und menschenverachtend.
       
       Kugelstoß-Weltmeister und Paris-Silbermedaillengewinner Niko Kappel sagte
       der Deutschen Presse-Agentur: „Luke Mockridge und seine beiden Mitstreiter
       haben Pech, dass Menschenverachtung, Ignoranz und Geschmacklosigkeit nicht
       paralympisch sind. Sonst hätten sie diese tollen Spiele als Athleten
       erleben können und wären heiße Gold-Kandidaten gewesen.“
       
       ## Mockridge: Behinderte haben schwarzen Humor
       
       Bei der ausgelassenen Medaillenparty im Deutschen Haus am Vorabend der
       Paralympics-Schlussfeier drehten sich die Gespräche zwar nur am Rande um
       Mockridge. Doch in der Heimat nahm die Debatte um den Comedian und seine
       TV-Zukunft immer mehr an Fahrt auf. Bei seiner neuen Show „Was ist in der
       Box?“ sollten andere Comedians den geheimnisvollen Inhalt einer mysteriösen
       Box erraten. Bis Ende Oktober wollte Sat.1 zunächst acht Folgen
       ausstrahlen.
       
       Mockridge bemühte sich, die Diskussionen um seine TV-Zukunft mit einem
       reumütigen Statement einzufangen. „Aus meiner eigenen Erfahrung bei der
       Arbeit mit behinderten Menschen habe ich immer einen scharfen, schwarzen
       Humor erlebt, den ich gefeiert habe. Dass es mir nicht gelungen ist, das
       richtig zu vermitteln, und dass ich Menschen verletzt habe, tut mir
       wirklich leid“, schrieb er: „Es fuckt mich auch ab, dass Medien zum Ende
       dieser Paralympischen Spiele mehr über mich sprechen und nicht über das
       Turnier.“
       
       ## Verband empfiehlt Mockridge: Para-Sport anschauen
       
       Vor der Entschuldigung hatte der Deutsche Behindertensportverband (DBS) mit
       einer Einladung an Mockridge reagiert. „Wir möchten dazu ermuntern, sich
       Para-Sport live anzuschauen, um zu erleben, zu welch beeindruckenden
       Leistungen Menschen mit Behinderungen in der Lage sind – und, um zu
       verstehen, welche Bereicherung sie für unsere Gesellschaft sind.“
       
       Der Comedian versicherte, die Einladung „sehr gerne“ annehmen zu wollen. Er
       freue sich „auf den Perspektivwechsel und darauf, aktiv zu lernen. Comedy
       und Sport sollen Spaß machen – immer! Heute hat das nicht geklappt, und das
       geht auf meinen Deckel“, hieß es in seinem Statement abschließend.
       
       Der Präsident des Behinderten- und Rehasportverbands Berlin hatte vor
       Mockridges Stellungnahme von einer „Entgleisung sondergleichen“ gesprochen.
       „Das kann weder als Comedy, noch als bloße Dummheit abgetan werden“, sagte
       Özcan Mutlu. „Solche herabwürdigenden Äußerungen sind absolut inakzeptabel
       und verdienen scharfe Verurteilung.“ Mockridge solle sich zutiefst schämen.
       
       ## Ärger im Fernsehgarten
       
       Schon in der Vergangenheit hatte Mockridge für Wirbel gesorgt, unter
       anderem mit einem irritierenden Auftritt im „ZDF-Fernsehgarten“. „Die Witze
       allerdings, die Luke Mockridge heute von sich gegeben hat, trafen weder
       unseren Humor, noch den des Publikums. Mehr gibt es leider nicht zu sagen,
       der Auftritt spricht für sich selbst“, hatte das ZDF damals mitgeteilt.
       
       Der Komiker Mockridge hatte einst zu den Sender-Gesichtern von Sat.1
       gezählt. Im August 2021 hatte er eine Auszeit angekündigt und war seither
       im Fernsehen kaum mehr in Erscheinung getreten. Der geplante Neustart bei
       Sat.1 fällt nun zumindest vorerst aus.
       
       8 Sep 2024
       
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