# taz.de -- Doping und Golf: Sperre für ein Wochenende
       
       > Wie verbreitet ist Doping unter Golferinnen und Golfern? Eigenen Angaben
       > zufolge ist das im „Gentlemansport“ eine absolute Seltenheit.
       
 (IMG) Bild: Eher auffällig muskulös: Tiger Woods hat einen kräftigen Schlag
       
       Wird im Golf eigentlich gedopt? Na, warum nicht. Dem Athletenkörper ist
       schließlich egal, zu welchem Zwecke er illegal aufgeplustert wird: [1][ob
       zum Gewichte stemmen], schneller rennen oder um eine kleine Kugel von knapp
       46 Gramm Gewicht zielgenau weit weg zu dreschen. Oder, ganz banal, um nach
       Verletzung fix wieder wettkampffähig zu sein.
       
       Andererseits: Was nutzen Epo & Konsorten, wenn mit austariert elegantem
       Move, zigtausendfach automatisiert, dynamisch ein fernes Ziel angepeilt
       werden muss? Entscheidend sind die ritualisierten Abläufe beim Schwung, auf
       Bruchteile von Millimetern geeicht, mit 120 Muskelpartien (so viele wie in
       keinem anderen Sport) in optimierter Reihenfolge und Stärke. Nutzt da Dope?
       Bogenschützen monstern sich auch nicht zu Kraftpaketen.
       
       Andererseits sehen manche Profis aus wie drogengeboostert. Allen voran der
       monströse US-Amerikaner Bryson de Chambeau und vor einigen Jahren
       [2][Tiger Woods], als er mit einer Art aufgeblasenem Oberkörper in die neue
       Saison startete. Alles nur Hanteln und Muckibude?
       
       Getestet wurde lange nicht. Erst in den 90er Jahren gab es vereinzelte
       Urintests, wohlwissend, dass etwa Wachstumshormone nicht nachweisbar sind.
       2008 gab sich der Golfverband PGA eine Antidopingagenda. Erst 2017 wurden
       bei den British Open Bluttests gemacht; als Test, gerade mal jeder fünfte
       wurde genadelt. Keine Ergebnisse. Na siehste. Alle atmeten auf.
       
       ## Nur zwei prominente Fälle
       
       Seit der Jahrhundertwende sind nur eine Handvoll Spieler für ein
       Vierteljahr gesperrt worden, meist Leute aus der zweiten Reihe: Einer hatte
       „leistungssteigernde Mittel“ genommen, zwei hatten einen Test verpasst,
       einer hatte sich selbst wegen eines Steroidhormons angezeigt, bei einem
       anderen war ein verbotenes Mittel zur Gewichtsreduzierung im Spiel.
       
       Immerhin zwei prominente Fälle sind dokumentiert: Der frühere Major-Sieger
       Vijah Singh aus Fidschi wurde 2013 mit Wirkstoffen aus einem Spray mit
       Wachstumshormonen („The Ultimate Spray“) erwischt. Vor exakt diesem Zeug,
       offenbar sehr beliebt, hatte der Verband vorher ausdrücklich gewarnt. Singh
       argumentierte, es seien doch nur homöopathische Dosen gewesen und bekam die
       geplante Sperre erlassen.
       
       Zuletzt im August war der Nordire Graeme McDowell gesperrt worden, für
       genau ein Wochenende – wegen Amphetaminmissbrauchs. Von wem? Von der
       saudischen [3][Multimilliardentour LIV]. Die haben eigene
       Antidopingrichtlinien, jenseits der Wada-Sportwelt. Wie kam die Substanz in
       McDowell hinein? Durch ein Drogeriemittelchen gegen seine verstopfte Nase,
       erklärte er, und keilte devot nach: „Die Antidopingpolitik von LIV ist auf
       Gründlichkeit und Transparenz ausgelegt. Im Gegensatz zu einigen anderen
       Touren setzt die LIV diese Regeln rigoros durch.“
       
       Der Deutsche Golfverband hat viel Text produziert: 61 Seiten
       Antidopingordnung ADO. Dazu will das Präventionsprogramm „Gemeinsam gegen
       Doping“ vor „Dopingfallen schützen und über die Gefahren informieren“.
       Coaches können per e-Learning sogar ein Antidopingzertifikat erlangen. Der
       DGV schreibt aber auch: „Golf ist ein Gentlemansport, daher spielt Doping
       im Golf keine große Rolle.“
       
       Womöglich sind Tranquilizer das wirksamste Dope im Golf: Zum Beispiel ’ne
       Bierpulle am ersten Abschlag, wie von zweien in meinem Club gern
       praktiziert. Beide waren Bundesligakicker, na ja. Prost.
       
       Hilflos sind Apotheken und Dopinglabore gegen die tückische
       Putting-Krankheit Y… (Den genauen Namen darf man als traditionell
       abergläubischer Golfer nicht schreiben, weil schon das als hochansteckend
       gilt). Y… jedenfalls ist ein plötzliches Nervenzucken beim Putten, was den
       Ball unkontrolliert woanders hinschickt und einen angeblich dem Irrsinn
       nahebringt.
       
       Dagegen hilft vielleicht Klosterfrau Melissengeist (ersatzweise Generikum).
       Steht auch auf keiner Dopingliste.
       
       20 Sep 2024
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Müllender
       
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