# taz.de -- Verbandschef über manipulierte Spiele: „Wir lassen das nicht schleifen“
       
       > Offenbar wurde der Ausgang von Fußballspielen manipuliert, auch in der
       > Oberliga Hamburg. Verbandschef Christian Okun über Datenscouts und das
       > Darknet.
       
 (IMG) Bild: Ball liegt auf dem Elfmeterpunkt: Eigentlich weiß vorher keiner, ob der reingeht oder nicht
       
       taz: Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen, dass [1][offenbar vorsätzlich
       Fußballspiele manipuliert] worden sind? 
       
       Christian Okun: Besonders überrascht hat mich das nicht. Es ist schon so,
       dass wir uns nach Erscheinen der [2][ARD-Doku zu dem Thema vor einem Monat]
       mit der Thematik beschäftigt haben. Allerdings stellt der Artikel das alles
       sehr nebulös dar. Mir konnte die Redaktion auch nicht sagen, um welche
       Spiele es in Hamburg genau gehen soll.
       
       taz: Was wissen Sie denn derzeit über die Vorwürfe? 
       
       Okun: Es gibt Anhaltspunkte, dass in ganz Deutschland, also auch in
       Hamburg, irgendwelche Datenscouts rumlaufen. Das gibt es immer wieder mal.
       Über Wetten oder etwaige Spielmanipulationen wissen wir derzeit nichts
       gesichert.
       
       taz: Datenscouts? 
       
       Okun: Das sind Menschen, die auf die Anlagen kommen und über ihr Handy –
       verbal oder schriftlich – Daten an Dritte weitergeben. Nicht nur den
       Spielstand, sondern auch, wer den Ball hat, in welche Richtung es gerade
       geht, wer gleich einen Elfmeter schießt. Am vorletzten Wochenende wurden
       auch in Hamburg Leute aufgegriffen, unter anderem bei Altona 93.
       
       taz: Was ist der Unterschied zu den Livestreams, die Sie anbieten? 
       
       Okun: Wir übertragen in dieser Saison alle Spiele der Gamesright Oberliga.
       Jeder kann sich die Spiele auf dem Streaming-Portal des HFV angucken. Es
       gibt aber einen großen Unterschied zu der Datenübertragung durch
       Datenscouts, denn wenn ich mir den Stream anschaue, ist der Zeitverzug
       zwischen dem Tor und der Übertragung der Szene zu groß. Die Datenscouts
       hingegen vermitteln die Fakten sekundenschnell an die Wettanbieter. Die
       Datenmenge von Audio oder Text ist geringer als bei Video. Das bedeutet
       konkret, dass wir unser Streaming-Angebot als unproblematisch für diesen
       Zusammenhang sehen können.
       
       taz: Was können die Vereine tun, wenn sie solche Datenscouts bemerken? 
       
       Okun: Sicher erkennen kann man die Personen nicht. Aber wenn einem Verein
       das auffällt, sollten sie die Personen der Anlage verweisen, zur Not
       mithilfe der Polizei. Wir haben am Montag vergangener Woche die Vereine
       auch darüber informiert. Die wissen Bescheid, wir sind in Kontakt und
       lassen die Vereine nicht allein. Denn das, was die Datenscouts tun, ist
       verboten. Genauso, wie es verboten ist, auf deutsche Amateurspiele zu
       wetten.
       
       taz: Es passiert trotzdem. 
       
       Okun: Wenn Sie die Internetseite eines Wettanbieters in Deutschland
       aufrufen, gibt es dort keine Amateurspiele, auf die gewettet werden kann.
       Aber wie bei nahezu allen Dingen: Wenn man die Spiele finden will, findet
       man die auch im Internet. Dieses Problem können aber weder der HFV noch der
       DFB lösen. Ich kann dem Darknet nicht einfach den Stecker ziehen.
       
       taz: Wie untersuchen Sie die Vorwürfe jetzt? 
       
       Okun: Es gibt derzeit eine Datenanalyse in Zusammenarbeit mit dem Deutschen
       Fußballbund (DFB). Sollte es Anhaltspunkte für Unregelmäßigkeiten geben,
       würde der DFB grundsätzlich immer die betreffenden Landesverbände über
       entsprechende Auffälligkeiten informieren. In diesem Fall würden wir
       Gespräche mit den Vereinen suchen und uns die Details genauer anschauen:
       Welche Spieler stehen zum Beispiel auf dem Spielbericht, welcher Schiri hat
       gepfiffen oder welche Einflüsse auf die Tabellensituation hat ein Ergebnis?
       
       taz: Was hat das Wetten mit Spielmanipulation zu tun? 
       
       Okun: Nicht zwangsläufig etwas. Die Wette auf ein Spiel ist nicht immer
       verbunden mit einer Manipulation. Im Moment habe ich keine gesicherte
       Erkenntnis darüber, dass in Hamburg oder anderswo Spiele tatsächlich
       manipuliert worden sind. Indizien darauf sind sehr hohe Wetteinsätze auf
       Spiele, bei denen man solche Summen normalerweise nicht hat, oder viele
       kleine Wetten auf ein Spiel. Das haben wir aber bisher nicht vermittelt
       bekommen. Der DFB hat dazu noch nichts rausgefunden.
       
       taz: Wie geht es jetzt weiter? 
       
       Okun: Wir gehen der Sache nach, analysieren das. Die Analyse ist nicht
       trivial. Wenn sich Beweise auf Wetten oder Spielmanipulationen finden,
       werden wir das zur Anzeige bringen. Ende September steht ohnehin eine
       Konferenz von Landesverbänden und DFB an. Da werden wir das besprechen.
       Außerdem werden wir uns mit den Verantwortlichen der Oberliga-Mannschaften
       zusammensetzen und für das Thema sensibilisieren. Ob daraus weitere
       Maßnahmen entstehen, werden wir noch beraten. Wir haben keinerlei
       Interesse, das schleifen zu lassen.
       
       16 Sep 2024
       
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