# taz.de -- BSW gründet Landesverbände im Norden: Vertraute und Männer nach vorne
       
       > In Niedersachsen und Bremen gründen sich am Wochenende Landesverbände des
       > BSW. Am meisten Strahlkraft im Norden hat die Ortsgruppe in Oldenburg.
       
 (IMG) Bild: Im EU-Wahlkampf war das Bündnis Sahra Wagenknecht in Bremen präsent: Wahlkampfveranstaltung auf dem Marktplatz am 31. Mai 2024
       
       Bremen taz | Nach den [1][Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen] holt das
       Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) nun nach und nach im Rest Deutschlands die
       formelle Gründung in Verbänden auf Landesebene nach. Dieses Wochenende
       institutionalisiert sich am Samstag der Landesverband Bremen und am Sonntag
       soll der Landesverband Niedersachsen gegründet werden.
       
       Dass dafür nicht Hannover, sondern Oldenburg mit seinen knapp 170.000
       Einwohner*innen gewählt wurde, ist kein Zufall: Oldenburg ist der
       Wahlkreis der Bundestagsabgeordneten und BSW-Bundesvorsitzenden [2][Amira
       Mohamed Ali]. Ihr Einfluss im Wahlkreis scheint groß. Die ehemalige
       Linksfraktion des Rats der Stadt mit ihren vier Mitgliedern ist am 4.
       Januar gesammelt aus der Linken aus- und als BSW aufgetreten – vier Tage
       vor der offiziellen Gründung der Partei auf Bundesebene.
       
       An dieser Gründung war einer von ihnen direkt beteiligt: Das Oldenburger
       Ratsmitglied Jonas Höpken, damals noch Linke, war laut Nordwest Zeitung
       Vorsitzender des Vereins, der die Parteigründung seit September 2023
       vorbereitet hat. Er gilt als Vertrauter von [3][Sahra Wagenknecht] und
       [4][Oskar Lafontaine].
       
       Und noch eine Verbindung gibt es zur Bundesebene: Das Oldenburger
       Ratsfraktionsmitglied Holger Onken, Kandidat des BSW für Niedersachsen bei
       der Europawahl, ist liiert mit der Vereinsvorsitzenden Amira Mohamed Ali.
       Er kandidiert nun für den Vorstand im niedersächsischen Landesverband.
       
       ## Nur wenige Interessierte konnten schon Mitglied werden
       
       Auch in anderen Kommunen in Niedersachsen sind bereits Mandatsträger von
       der Linken zum [5][BSW] gewechselt. Ins BSW aufgenommen zu werden, ohne ein
       Mandat mitzubringen, ist bisher gar nicht so einfach: In Niedersachsen gibt
       es offenbar zwar Tausende Interessierte, aber nur 60 Parteimitglieder.
       
       In Bremen ist es ähnlich: 258 Menschen haben sich dort als
       Unterstützer*innen des BSW registriert; 92 von ihnen haben einen
       Mitgliedsantrag gestellt. 24 sind mittlerweile aufgenommen. „Wir wachsen
       langsam“, sagt Christopher Schulze, Landesbeauftragter für das BSW Bremen.
       
       Als solcher bereitet er zum einen die Verbandsgründung auf Landesebene vor
       und spricht zum anderen mit allen potenziellen Parteimitgliedern; er gibt
       dann eine Empfehlung an den Bundesvorstand ab, der letztendlich über
       Aufnahme oder Nichtaufnahme eines jeden einzelnen Mitglieds entscheidet.
       
       Die zentral gesteuerte Aufnahme solle verhindern, dass die neue Partei von
       Neuzugängen inhaltlich schnell in eine andere Richtung geführt wird, wie es
       etwa der ursprünglich wirtschaftsliberalen [6][AfD] passiert sei – aber
       auch, so Schulze, dass politische Wendehälse die junge Partei als
       Karriereschanze missbrauchen.
       
       Auch der Bremer Landesbeauftragte Christopher Schulze hat Verbindungen ins
       nahe Oldenburg und zur Bundesspitze. Der 36-Jährige leitet das
       Wahlkreisbüro von Mohamed Ali in Oldenburg. Er kandidiert am Samstag für
       den Vorstand des Bremer Landesverbandes. „Das muss man natürlich trennen“,
       sagt Schulze. „Die Arbeit im Wahlkampfbüro ist beruflich, der
       Vorstandsposten ist ein Ehrenamt.“
       
       Gemeinsam mit dem selbstständigen Digitalunternehmer Alper Iseri will
       Schulze in Bremen eine Doppelspitze bilden. Der 47-jährige Iseri hat bis
       auf eine kurze Phase als SPD-Mitglied bisher weder mit Parteien noch mit
       Ämtern Erfahrungen gemacht, bringe aber, so Schulze, „großen
       unternehmerischen Sachverstand“ mit.
       
       Neben Schulze und Iseri als Doppelvorstand kandidiert in Bremen auch noch
       Manfred Steglich als Landesgeschäftsführer – bis 2008 führte der
       Sozialwissenschaftler die Geschäfte der Linksfraktion in der Bremer
       Bürgerschaft. Der Bremer Landesverband will sich demnach mit drei Männern
       an der Spitze aufstellen. Eine Quote brauche man nicht, sagt Schulze: Man
       habe sich bei den zu besetzenden Ämtern für die Leute entschieden, die
       aufgrund ihrer Erfahrung am besten geeignet seien.
       
       Nicht an der Bremer Parteispitze berücksichtigt wird damit Cornelia Barth,
       BSW-Mitglied seit Januar, die von 2007 bis 2013 und noch einmal von 2018
       bis 2022 Landesvorsitzende der Bremer Linken war. „Wir wollen auch etwas
       frischen Wind reinbringen“, begründet Schulze die Entscheidung für Iseri.
       
       Zunächst gilt für die neuen Landesverbände das Bundesparteiprogramm. Wie
       sie sich auf Landesebene inhaltlich positionieren, werde man noch
       debattieren müssen, sagt Schulze.
       
       Zunächst findet diese Debatte nicht in der Öffentlichkeit statt: Bei den
       Gründungsversammlungen ist die Presse jeweils nur für eine Rede der
       Bundesvorsitzenden zugelassen. Das ist für Parteitage ungewöhnlich. Man
       wolle die vielen neuen Mitglieder im Politikgeschäft nicht gleich
       überfordern, erklärt Schulze – alle sollten sich erst mal in Ruhe
       kennenlernen, künftige Parteitage sollen dann öffentlich sein.
       
       13 Sep 2024
       
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