# taz.de -- Berliner Kanutin Pauline Jagsch: Zu gut für eine Hobby-Paddlerin
       
       > Pauline Jagsch ist in der Finalrunde im Kayak-Zweier und -Vierer.
       > Leistungssportlerin wollte die Berlinerin jedoch lange nicht werden.
       
 (IMG) Bild: Pauline Jagsch und Lena Röhlings holten 2018 zusammen den ersten Platz im Zweier bei den deutschen Jugendmeisterschaften
       
       Pauline Jagsch (auf dem Foto links) paddelt, seitdem sie sechs Jahre alt
       ist. Allerdings wollte sie Kanu eigentlich gar nicht als Leistungssport
       machen. Jetzt tritt sie auf der größten Bühne des Sports bei den
       Olympischen Spielen in Paris im Kajak-Zweier und -Vierer an.
       
       Obwohl die heute 21-Jährige Kanufahren zunächst nur als ambitioniertes
       Hobby betrieb, wurde sie wegen ihrer guten Leistungen 2018 vom
       Landeskanuverband Berlin in Mannschaftsboote gesetzt – mit richtigen
       Leistungssportlerinnen. In jenem Jahr gewann Jagsch, und das mit weniger
       Training als ihre Gegnerinnen, die Deutsche Jugendmeisterschaft mit Lena
       Röhlings im Kajak-Zweier.
       
       Nach diesem Erfolg ging sie dann doch auf die Sportschule in Berlin und
       stieß zur A-Kanuauswahl. Jagschs damalige Partnerin Röhlings ist übrigens
       auch dieses Jahr ihre Mitstreiterin im Zweier.
       
       Neben dem Zweier fährt die gebürtige Berlinerin in Paris im Kajak-Vierer
       mit: „Das ist das Schwerste, aber wenn’s läuft das Faszinierendste, das
       Schnellste, halt das Coolste. Ich bin ein Teammensch. Es macht viel mehr
       Spaß, für die anderen mitzukämpfen“, sagt sie über die schnellste
       Bootsklasse ihrer Sportart.
       
       ## Besonderer Druck in Paris
       
       Kanusport ist seit 1992 Deutschlands verlässlichster Medaillensammler bei
       den Olympischen Sommerspielen. Allerdings schaut das Land auch nur alle
       vier Jahre während der Spiele auf diesen Sport: „Die anderen Jahre werden
       auch krasse Leistungen gebracht und WM-Titel geholt, und das interessiert
       dann wieder niemanden“, sagt Jagsch. Wenn die Olympischen Spiele
       stattfinden, sei das Rampenlicht kurz auf die Paddler gerichtet. Das sei
       ganz schön, aber erhöhe den Druck. Man erwartet weitere [1][Plaketten].
       
       In der zweiten Woche der Spiele, wenn üblicherweise die Kanuten an der
       Reihe sind, würden sich alle denken: „Schön, jetzt kommen ja noch ein paar
       Medaillen von den Kanuten“, so Jagsch. Vor 20 Jahren hätte das noch
       gestimmt, aber „die Medaillen holen sich nicht mehr so leicht“.
       
       Die Konkurrenz hat aufgeholt und das bei den [2][letzten Spielen in Tokio]
       unter Beweis gestellt. Dort holten die Frauen in deutschen Rennkanus keine
       einzige Medaille. Das soll sich dieses Jahr wieder ändern, Ziel ist ganz
       klar Edelmetall.
       
       Trotz Medaillendruck und Aufregung hat sich die Berlinerin auf das
       olympische Dorf und die ganzen anderen Sportler gefreut – besonders auf die
       Turner. Die seien faszinierend, da sie Leistung bringen und dabei eine gute
       Figur machen müssten. „Wir können scheiße aussehen, Hauptsache wir paddeln
       schnell“, kommentiert sie trocken.
       
       Schnell ist sie mit ihren Teamkolleginnen auf jeden Fall schon gewesen. In
       ihren jeweiligen Vorläufen am Dienstag kamen sowohl der Kajak-Zweier mit
       Röhlings, als auch der Vierer als Erste ins Ziel. Damit lösten die
       Besatzungen bereits die Finaltickets für die Rennen am Donnerstag und
       Freitag.
       
       Und was wird sie nach den [3][Olympischen Spielen] machen? „Vielleicht,
       dass im nächsten Jahr mal nicht Kanu im Mittelpunkt steht, dass ich mal
       Weihnachten zu Hause bin“, sagt die Berlinerin der taz. In den Jahren
       darauf stehen die nächsten Olympischen Spiele im Fokus: 2028 in Los
       Angeles. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Sportsoldatin Pauline Jagsch
       dort auf dem Wasser sein wird.
       
       7 Aug 2024
       
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