# taz.de -- Ein Song für Emma Coronel: Neue Karriere vor der Kamera
       
       > Mariel Colón Miró vertrat als Anwältin „El Chapo“ und dessen Frau Emma
       > Coronel. Als Sängerin hat sie dieser nun ihren Song „La Señora“ gewidmet.
       
 (IMG) Bild: Emma Coronel verlässt das Gericht, umgeben von Leibwächtern, in dem ihr Mann El Chapo zu lebenslanger Haft verurteilt wurde
       
       Emma Coronel spielt Emma Coronel. Wer könnte auch besser die Geschichte der
       jüngsten Ehefrau des mexikanischen Mafiachefs Joaquín „El Chapo“ Guzmán
       Loera darstellen als sie selbst? Das dachte sich wohl auch die Sängerin
       Mariel Colón Miró und entschied, die 35-Jährige als Protagonistin in ihrem
       jetzt veröffentlichten Videoclip „La Señora“ einzusetzen.
       
       Die Musikerin war, by the way, die juristische Verteidigerin von „El
       Chapo“, und später auch Coronels rechtlicher Beistand. Als Künstlerin nennt
       sie sich denn auch „La Abogada“, die Anwältin. Fast naheliegend, dass sie
       sich in ihrem neuen Song dem Leben ihrer Freundin und [1][Ex-Mandantin
       Emma] widmet.
       
       Man kann also von einem Familienbetrieb sprechen, von dem alle irgendwie
       profitieren. Wobei Guzmán Loera deutlich schlechter wegkommt als die beiden
       Ladys. Der Chef des Sinaloa-Kartells verbüßt in den Vereinigten Staaten
       [2][eine lebenslange Gefängnisstrafe], unter anderem, weil er um die 3.000
       Menschen selbst umgebracht oder deren Tod angeordnet haben soll. Coronel,
       die Jahre später festgenommen wurde, konnte den Knast im September 2023
       nach 2 ½ Jahren vorzeitig verlassen.
       
       Wahrscheinlich hat sie sich wie die meisten in den USA verurteilten
       Mafia-Mitglieder auf einen Deal eingelassen: Namen gegen Straffreiheit.
       Angesichts von fast 100.000 Menschen, die jährlich in den USA durch
       Fentanyl sterben, gilt das Sinaloa-Kartell, ein Hauptlieferant des
       synthetischen Opiats, in den Vereinigten Staaten neben Migrant*innen als
       Feind Nummer 1. Wer plaudert, ist Gold wert.
       
       Moral und Rechtsstaatlichkeit spielen keine Rolle. Nicht bei den Behörden
       und schon gar nicht bei den Kriminellen. Dabei könnte man ja meinen, es
       gäbe in der Mafia einen ethischen Kodex. Doch auch da unterscheidet sich
       der illegale Markt nicht von seinem legalen Pendant.
       
       Verhaftet in Texas 
       
       Das zeigt sich in diesen Tagen an der Festnahme von El Chapos Sohn Joaquín
       Guzmán López und dem neben „El Chapo“ wichtigsten Mann des
       Sinaloa-Kartells: Ismael Zambada „El Mayo“. Die beiden wurden am 25. Juli
       nahe der texanischen Stadt El Paso verhaftet, nachdem sie dort mit einem
       Flugzeug gelandet waren.
       
       Bis heute ist unklar, warum die beiden ins Nachbarland geflogen sind.
       Insbesondere bei „El Mayo“ ist das verwunderlich. Der 76-jährige hielt sich
       Expert*innen zufolge meist in seiner Heimatregion auf und wurde dort nie
       gefasst.
       
       Nach der Festnahme wirft er Guzmán López vor, dieser habe ihn getäuscht.
       Der Chapo-Sohn habe behauptet, man fliege zu einem Treffen mit Rubén Rocha,
       dem Gouverneur von Sinaloa, um ihn dann zu entführen und in El Paso den
       US-Behörden auszuliefern. Ob das stimmt? Vielleicht.
       
       US-Angaben zufolge hat Guzmán López darüber verhandelt, sich in den USA zu
       stellen. Die mexikanische Regierung hat schlicht keine Ahnung, was genau
       passiert ist und beschwerte sich deshalb in Washington. Zambada dagegen ist
       an böswillige Hinterhalte gewöhnt: Sein Sohn sagte im Prozess gegen El
       Chapo aus, legte dort Teile der Struktur des Sinaloa-Kartells offen und
       belastete damit auch seinen Vater.
       
       Ein Leben an der Seite des Mörders 
       
       Die in den USA lebende Emma Coronel ist da zurückhaltender. Sie sei aber
       immer noch dieselbe, nur in ihren Aussagen vorsichtiger, betont sie. „Es
       sind heftige Dinge passiert, auch gute“, resümiert sie in dem bei Latinos
       beliebten Sender Univision ihr Leben an der Seite des Massenmörders Guzmán.
       
       Wobei nicht jede ihrer Entscheidungen freiwillig gewesen sein dürfte. Die
       damalige Schönheitskönigin wurde im Alter von 17 Jahren mit dem mehrfach
       verheirateten 49-jährigen Chapo in einer 800-Seelen-Gemeinde vermählt. Sie
       liebe ihn aber immer noch, betont sie.
       
       Mit der Unterstützung von „La Abogada“ will Coronel, neuerdings mit
       knallblond gefärbten Haaren, nun also Karriere vor der Kamera machen.
       Helfen soll dabei auch Mario Delgado, der den Text von „La Señora“
       geschrieben hat. Der Mann hat Erfahrung in dem Metier. Als Verfasser von
       Narcocorridos hat er bereits für Emmas Mann gedichtet. „Ich bin kein
       Massenmörder, sondern einfach nur Joaquín Guzman“, heißt es in einem seiner
       Songs. Na dann.
       
       20 Aug 2024
       
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