# taz.de -- Niederlage Puigdemonts in Katalonien: Das Momentum ist vorbei
       
       > Die katalanischen Separatisten haben keine Mehrheit mehr. In der
       > spanischen Region wählte man lieber pragmatisch.
       
 (IMG) Bild: Nach der Wahl: Pedro Sánchez, Regierungschef von Spanien und Generalsekretär der PSOE
       
       Die katalanische Unabhängigkeitsbewegung [1][hat deutlich an Zuspruch
       verloren]. Das zeigt das Wahlergebnis vom Sonntag. Erstmals seit den 1980er
       Jahren gibt es keine Parlamentsmehrheit für die nationalistischen
       katalanischen Parteien. Stimmenwechsel hin zu den auch in Madrid
       regierenden Sozialisten und vor allem diejenigen, die zu Hause blieben,
       sind dafür verantwortlich.
       
       Die Unabhängigkeitsbewegung lebte von einer Welle der Begeisterung und vom
       Wunsch, ein besseres Katalonien zu schaffen. Nichts davon ist geblieben.
       Nach dem Referendum 2017, der Unabhängigkeitserklärung, die nur symbolisch
       blieb, zerstritten sich die Befürworter der Unabhängigkeit. Eine Koalition
       der Republikanischen Linken Kataloniens (ERC) und Junts, der Formation des
       im Exil lebenden Carles Puigdemont, zerbrach.
       
       Eine Minderheitsregierung wurschtelte sich durch; [2][ERC-Regierungschef
       Pere Aragonès] konnte nicht einmal einen Haushalt aushandeln – Junts
       versagte ihm die Unterstützung. Neuwahlen sollten deshalb zum
       Befreiungsschlag werden – aber das ging nun gehörig schief. Die ERC verlor
       13 der 33 Abgeordneten. Dass Puigdemont 3 Sitze dazugewinnen konnte, wiegt
       das nicht auf.
       
       Die Zeiten haben sich geändert. Anders als noch während des Referendums hat
       Madrid ein freundliches Gesicht. Der dort regierende Pedro Sánchez spricht
       nicht wie sein konservativer Vorgänger Mariano Rajoy von Konfrontation und
       Repression, sondern von Aussöhnung – und er setzt diese mit Begnadigung und
       Amnestie um.
       
       Ein wichtiger Teil derjenigen, die den Weg an die Urnen fanden, erkannten
       diese Bemühungen an und straften zugleich die Unabhängigkeitsbewegung für
       ihre Zerstrittenheit und fehlende Realpolitik ab. Die Menschen wollen – nur
       zu verständlich – Lösungen für ihre Probleme. Darauf hofften sie, als sie
       sich von Spanien unter der konservativen Partido Popular, die das Land
       totsparte, lossagen wollten. Und darauf hoffen sie auch jetzt, wo sie die
       Sozialisten zur stärksten Kraft machten. Kurz: Sie wählten Pragmatismus
       statt Zukunftsträume.
       
       13 May 2024
       
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