# taz.de -- Vorwürfe gegen AfD-Spitzenkandidaten: Krah kräht wieder
       
       > Zwei Vorermittlungsverfahren wurden gegen Maximilian Krah eingeleitet. In
       > der extrem rechten Partei rumort es zunehmend.
       
 (IMG) Bild: Rechtsextreme Skandalnudel und AfD-Spitzenkandidat bei der Europawahl: Maximilian Krah
       
       Berlin taz | Die Parteiführung würde ihren Spitzenkandidaten derzeit [1][am
       liebsten verstecken], aber das kann sie wohl vergessen. Denn chinesische
       Spionageaffäre hin, russischer Korruptionsskandal her: Am Donnerstag ist
       Maximilian Krah längst wieder im Angriffsmodus. „Trump zeigt, wie man
       koordinierte Angriffe von Presse, Geheimdiensten und Teilen der Justiz
       übersteht“, twittert er, teilt Bilder mit Solidaritätsadressen von
       selbsternannten Patrioten, die noch immer zum AfD-Spitzenkandidaten für die
       Europawahl halten.
       
       Bereits zuvor hatte er die Strategie des rechtsextremen Verlegers Götz
       Kubitschek geteilt. Darin heißt es, es gehe nur darum, „die einzige
       Opposition in Deutschland an der Machtbeteiligung zu hindern“. Auch Höcke
       schaltete sich am Donnerstag ein: Er sprach von einer „Schmutzkampagne“
       staatlich finanzierter NGOs und westlicher Geheimdienste.
       
       Die Botschaft bei allen drei ist die gleiche: Die Welt ist aufgeteilt in
       Freund und Feind – deswegen muss jeder Vorwurf gleich Kampagne,
       (Welt-)Verschwörung oder Verleumdung sein. Die Reihen sollen sich nun
       schließen und AfD-Anhänger, -Wähler und -Politiker*innen sollen
       angesichts der nicht abreißenden Skandale ihrer Spitzenkandidaten die
       Scheuklappen wieder aufsetzen.
       
       Nur tun sie das nicht, im Gegenteil: In der AfD rumort es gewaltig. Äußern
       tun sich im Moment allerdings nur diejenigen, deren Karriere bereits zu
       Ende ist. Am Donnerstagmorgen hat etwa die scheidende AfD-Europaabgeordnete
       Silvia Limmer [2][im Liveinterview] beim Deutschlandfunk den Bundesvorstand
       um Tino Chrupalla und Alice Weidel regelrecht rund gemacht: Die
       Parteispitze hätte schon lange und „in Gänze“ über Krahs problematische
       Verbindungen und Mitarbeiterwahl Bescheid gewusst. Schon 2022 habe sie
       persönlich einen Brief mit Loyalitätsvorwürfen gegen Krah und sein
       Abstimmungsverhalten an Chrupalla und Weidel überbracht.
       
       ## Vorstand setzte sich für Krahs Kandidatur ein
       
       „Sie können das in den Medien nachlesen“, sagte sie, „jeder konnte das.
       Auch der Bundesvorstand.“ Dennoch habe sich der Vorstand für Krahs
       Kandidatur eingesetzt. Angesichts dessen sei es „blamabel“, sich nun
       wegzuducken. Für manche in der AfD, so Limmer, sei das Mandat nur ein
       „Geschäftsmodell“ zum Geldverdienen. Auch unter Abgeordneten mit Zukunft in
       der AfD ist die Unzufriedenheit groß, äußern wollen sie sich allerdings
       nicht, aus Angst vor Konsequenzen vom Bundesvorstand und aus dem
       Höcke-Lager. Denkbar scheinen nach den Skandalen angesichts der großen
       Unzufriedenheit plötzlich selbst wieder Abspaltungspläne.
       
       Mittlerweile hat die Erzählung der AfD von der vermeintlich patriotischen
       Kraft in der letzten Woche tiefe Risse bekommen, denn immer mehr Fakten
       sprechen dafür, dass die AfD eher Team Landesverrat ist: Nicht nur hat Krah
       einen mutmaßlichen chinesischen Spion beschäftigt, der mittlerweile in
       U-Haft sitzt, sondern er soll auch Geld aus China und Russland angenommen
       haben.
       
       Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden bestätigte der taz, dass sie zwei
       Vorermittlungsverfahren wegen Abgeordnetenbestechung gegen Krah eingeleitet
       hat – eines am 18. April nach [3][Medienberichten] über mutmaßliche
       russische Zahlungen. Ein weiteres führt sie wegen des Vorwurfs chinesischer
       Zahlungen. Die Verfahren stünden nicht im Zusammenhang mit der
       Spionageaffäre, heißt es weiter.
       
       Hier allerdings könnte Krah ein weiteres Verfahren drohen – je nachdem, wie
       viel er von den Geheimdienstaktivitäten seines Mitarbeiters Jian G. wusste
       oder sie sogar unterstützte. Indizien dafür gibt es jedenfalls: Krah wirkte
       aktiv mit an chinesischer Einflussnahme, vernetzte Akteure, ermöglichte G.
       Zugang zu sensiblen Stellen und reiste gemeinsam mit ihm nach China, ließ
       sich Reisen teils von China bezahlen.
       
       Der Groll in der AfD ist groß, weil Krah tatsächlich schon bei der
       Aufstellungsversammlung in Magdeburg [4][einiges auf dem Kerbholz] hatte.
       Die Parteiführung ist sehenden Auges mit einer rechtsextremen Skandalnudel
       angetreten: Mehrfach ist Krah suspendiert worden, es gab Ungereimtheiten
       bei Auftragsvergaben und vielfach wurde über seine Mitarbeiterwahl
       kontrovers diskutiert – etwa einen Franzosen, der vorher wegen
       Antisemitismus in Le Pens Partei rausgeflogen war. Für diverse andere
       rechte Parteien in Europa gilt Krah als rotes Tuch.
       
       ## Im Fokus des FBI
       
       Hinzu kommen nun die neuen Skandale: Krah geriet wegen Russland-Connections
       bereits in den Fokus des FBI, das bei ihm 8.000 Euro Bargeld fand. Und auch
       beim Zweitplatzierten Petr Bystron, gegen den ebenfalls ein
       Vorermittlungsverfahren läuft, sind viele Fragen offen: Audioaufnahmen des
       tschechischen Geheimdienstes sollen belegen, wie Bystron raschelnd Geld
       zählte und sich darüber beschwerte, dass er 200-Euro-Scheine in deutschen
       Tankstellen und Geschäften nicht ausgeben könne. Beide sind gute Freunde
       des Putin-Vertrauten und Oligarchen Wiktor Medwedtschuk.
       
       Der Bundestag hat all das zum Anlass genommen, die Verstrickungen der AfD
       zum Gegenstand einer aktuellen Stunde zu machen. Für SPD, Union, Grüne und
       FDP sprachen jeweils Mitglieder des Parlamentarischen Kontrollgremiums, in
       dem Abgeordnete über geheimdienstliche Aktivitäten hinter verschlossenen
       Türen informiert werden. Dirk Wiese von der SPD warf der AfD „geheuchelte
       Vaterlandsliebe“ vor und sagte: „Jetzt wird allen klar, warum Sie gegen
       Bargeldverbot in Deutschland sind – dann wäre nämlich Schluss mit diesen
       Machenschaften.“
       
       Mark Henrichmann von der CDU brachte die nicht abreißenden
       Korruptionsskandale auf die Formel „Russia Today, China tomorrow“. Aus
       seiner Sicht rechtfertigten die Skandale, dass man die AfD nicht in das
       parlamentarische Kontrollgremium wähle: „Jedermann muss befürchten, dass
       jedes Geheimnis aus diesem geheim tagenden Gremium exklusiv bei Putin und
       Xi Jinping auf dem Schreibtisch landet.“ Der Grüne Konstantin von Notz
       sprach von „devotem Hofschranzentum“.
       
       Und am Ende wollte China auch noch ein bisschen mitreden: Noch während die
       Debatte im Bundestag lief, wurde die Deutsche Botschafterin in Peking
       einbestellt.
       
       25 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Spionage-Verdacht-in-der-AfD/!6006718
 (DIR) [2] https://www.deutschlandfunk.de/afd-spionagevorwurf-gg-ep-mitarbeiter-interview-mit-sylvia-limmer-afd-mdep-dlf-caad6175-100.html
 (DIR) [3] https://www.sueddeutsche.de/politik/usa-afd-russland-maximilian-krah-1.6560770?reduced=true
 (DIR) [4] /AfD-Parteitag-in-Magdeburg/!5946568
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gareth Joswig
       
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