# taz.de -- Autohändler feuert Betriebsrat: „Skandalöser Angriff“
       
       > Der Autohändler „Nord Ostsee Automobile“ hat dem Vorsitzenden des
       > Betriebsrats in Hannover gekündigt. Die IG Metall geht auf die
       > Barrikaden.
       
 (IMG) Bild: Solidarität mit Betriebsrat: Kundgebung der IG Metall in Hannover
       
       Hannover taz | Vor dem Arbeitsgericht Hannover wehen am Dienstagmittag rote
       Fahnen der IG Metall. Rund 100 Gewerkschafter*innen sind gekommen, um
       ihre Solidarität mit einem gekündigten Betriebsratsvorsitzenden
       auszudrücken. Der Autohändler „Nord-Ostsee Automobile“ hatte den
       Betriebsratsvorsitzenden Florian P. von seiner Arbeit freigestellt, ihm
       Hausverbot erteilt und die Betriebsratsarbeit untersagt.
       
       Im Gespräch mit der taz schildert Florian P. vor Ort, wie es zu der
       Situation gekommen war. Im Rahmen der Tarifverhandlung sei ihm aufgefallen,
       dass einige kaufmännische Angestellte des Unternehmens in der falschen
       Entgeltgruppe eingruppiert waren. Daraufhin habe er die Geschäftsleitung
       informiert und zusammen mit der IG Metall eine Geltendmachung eingereicht,
       um die entsprechenden Mitarbeiter*innen richtig einzustufen. P.
       erhielt daraufhin ein mündliches Hausverbot von dem Unternehmen, wurde
       vorerst freigestellt und konnte seine Betriebsratsarbeit nicht fortsetzen.
       
       Nord-Ostsee Automobile hat seinen Sitz in Heide und vertreibt hauptsächlich
       Fahrzeuge von Mercedes-Benz. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.700
       Mitarbeiter*innen an 31 Standorten in verschiedenen Bundesländern –
       zwei davon in Hannover.
       
       Eigentlich wollte die [1][IG Metall] vor dem Arbeitsgericht Hannover eine
       einstweilige Verfügung erwirken, um das Hausverbot und die Freistellung als
       Betriebsrat aufzuheben. Nord-Ostsee Automobile kam dem angesetzten
       Gerichtstermin jedoch mit einem Schuldeingeständnis zuvor und erkannte die
       einstweilige Verfügung an. Die Verhandlung wurde kurzfristig abgesagt.
       
       ## Betriebsübergreifende Solidarität
       
       Susanne Heyn, zweite Bevollmächtigte der IG Metall Hannover, erklärt bei
       der Kundgebung: „Wir machen uns heute dafür stark, dass Florian seine
       Arbeit wieder aufnehmen kann, um sich für Gerechtigkeit und Demokratie bei
       Nord-Ostsee Automobile einzusetzen.“ Außerdem fordert sie das Unternehmen
       auf, die „Angriffe auf Betriebsratsmitglieder“ sofort zu stoppen. Das
       Vorgehen des Unternehmens sei ein „skandalöser Angriff auf die
       Betriebsratsarbeit“ und „auf unsere Demokratie“, sagte Heyn.
       
       Zur Kundgebung gekommen sind IG Metall-Mitglieder aus verschiedenen
       Hannoveraner Betrieben wie MOIA Operations, Hanomag, VW-Nutzfahrzeuge und
       der Mercedes-Benz Niederlassung Hannover.
       
       Stavros Christidis, Betriebsratsvorsitzender bei VW-Nutzfahrzeuge, erklärt
       in seinem Redebeitrag, auch im Jahr 2024 hätten Betriebe eine
       Verantwortung, kollegial mit Gewerkschaftern und Betriebsräten umzugehen.
       „Man bewältigt keine Konflikte, indem man Leute rausschmeißt“, sagt
       Christidis. Auch angesichts des [2][Rechtsrucks in der Gesellschaft] ginge
       es nicht um das Reden, sondern um das Machen im Betrieb. Unterstützung gibt
       es auch von Stefan Drechsler vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB)
       Hannover, der erklärt: „Solidarität endet nicht vor dem Werkstor, sondern
       sie gilt überall.“ Auch der [3][DGB] stehe fest an der Seite von Florian
       P..
       
       Mittlerweile hat Florian P. eine schriftliche außerordentlich Kündigung
       erhalten, gegen die er gerichtlich vorgehen will. In einer Pressemitteilung
       erklärt die IG Metall, sie sehe die Kündigung gelassen, da Nord-Ostsee
       Automobile „eklatante Fehler“ vor dem Ausspruch der Kündigung gemacht habe.
       So seien etwa die Gründe für die Kündigung bisher völlig unklar. Außerdem
       sei der Rausschmiss ohne die vorherige Anhörung des Betriebsrates erfolgt.
       P. habe sich aus Sicht der Gewerkschaft nichts zu Schulde kommen lassen.
       
       P. selbst bedankt sich am Dienstag in einer kurzen Rede vor dem Amtsgericht
       dafür, dass so viele Gewerkschafter*innen gekommen sind. Es zeige,
       dass er nicht allein dastehe. „Ich hoffe, das anderen Leuten so etwas nicht
       passiert“, sagt P.. Er hoffe, seine Arbeit als Betriebsrat bald wieder
       aufnehmen zu können.
       
       27 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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