# taz.de -- Die Wahrheit: Der Händedruck des Grauens
       
       > Der journalistische Selbstdarsteller Piers Morgan hat mit dem britischen
       > Premierminister Rishi Sunak eine schmutzige Wette abgeschlossen.
       
       Piers Morgan ist besorgt. Ausnahmsweise gilt die Sorge aber nicht ihm
       selbst, sondern der britischen Monarchie. Sollte Charles III., bei dem
       vorige Woche Krebs diagnostiziert wurde, sterben, würde William König,
       sinniert Morgan. „Und sollte dem etwas passieren, während seine Kinder noch
       zu klein zum Regieren wären, fiele die Rolle an Harry und Meghan“,
       schüttelt er sich in Anbetracht des Horrorszenarios: „Niemand in
       Großbritannien will eine Königin Meghan.“
       
       In dem Fall würde Morgan nach Australien auswandern, und das kann ja nun
       wirklich niemand wollen. Doch. Umfragen haben ergeben, dass ihn 98 Prozent
       der Befragten nach Australien oder besser noch zur Hölle wünschen.
       
       Morgan hat eine Laufbahn bei diversen kleinformatigen Schmutzkübeln hinter
       sich. Er war Chefredakteur beim Daily Mirror, in seine Amtszeit fiel der
       Abhörskandal, bei dem seine Leute die Telefone irgendwelcher Prominenter
       anzapften. Morgan ist nun beim Fernseh-Äquivalent dieser Blätter gelandet:
       Talk TV, das dem Medienmogul Rupert Murdoch gehört, lebt von Fake News und
       Skandälchen. Die Moderatoren sind allesamt Kotzbrocken. Der größte unter
       ihnen ist Morgan.
       
       Diesmal hatte er sich sein unappetitliches Pendant aus der Politik als
       Interviewpartner ausgesucht. Morgan führte Rishi Sunak zur Schlachtbank.
       Was hat der britische Premierminister bloß für Berater, dass sie ihn diesem
       Egomanen unbewaffnet – also ohne Hirn – auslieferten. Es ging bei dem
       Interview wie immer um Morgan, aber Sunak durfte unwidersprochen
       behaupten, dass Labour-Chef Keir Starmer ein Freund islamistischer
       Extremisten sei.
       
       Nachdem er Sunak derart in Sicherheit gewiegt hatte, ließ Morgan die Falle
       zuschnappen. Er bot ihm eine Wette an: „Tausend Pfund, dass du bis zu den
       nächsten Wahlen keinen einzigen Flüchtling nach Ruanda schaffst.“
       Schließlich ist Sunaks Plan, diese Menschen ungeachtet ihrer Herkunft nach
       Ruanda abzuschieben, auf den Widerstand der Gerichte gestoßen. Doch der
       Premierminister nahm die Wette an und schüttelte Morgans Hand. Er „arbeite
       daran, diese Leute in die Flugzeuge zu kriegen“.
       
       Eine gute Nachricht für Rassisten, aber seine Berater rauften sich die
       Haare. Am nächsten Tag versuchte Sunak zurückzurudern. Er sei gar nicht
       „der wettende Typ“, sagte er. Ach? Dieser Mann hat sein Vermögen als
       Manager eines Hedgefonds gemacht, mit dem er Millionen durch Glücksspiele
       verdiente. Und dann heiratete er auch noch die Tochter eines Milliardärs.
       
       Nun hatte er endgültig den Aufstieg von dem einen Prozent der Reichsten zu
       dem einen Promille der Superreichen geschafft. Aus Selbstschutz wurde er
       Anführer einer Partei, die sich der Stärkung der Interessen dieser Elite
       widmet. Nach dem Morgan-Interview fragt man sich, wer von den beiden der
       größere Klotzkopf ist. Das Urteil lautet: unentschieden.
       
       12 Feb 2024
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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