# taz.de -- Tuareg-Rebellen gegen Regierung: Malis Norden versinkt im Krieg
       
       > Kämpfe zwischen Malis Regierungstruppen und Tuareg-Rebellen um die
       > Kontrolle von Militärbasen eskalieren. Zunehmend sind Islamisten
       > involviert.
       
 (IMG) Bild: Malis Militärmachthaber Assimi Goita beim Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg im Juli 2023
       
       Berlin taz | Der Krieg zwischen Malis Armee und aufständischen Tuareg im
       Norden des Landes ist wieder voll entbrannt, und die Regierung gerät
       zunehmend in Bedrängnis. Am Sonntag tobten schwere Kämpfe um den Ort Bamba,
       der am Niger-Fluss etwa in der Mitte zwischen den beiden
       Provinzhauptstädten Timbuktu und Gao liegt. Die politische Plattform der
       [1][Tuareg-Rebellenallianz CMA] (Koordination der Azawad-Bewegungen)
       reklamierte die Einnahme von Bamba und die Übernahme seiner Militärbasis
       für sich. Die Armee sprach von andauernden heftigen Kämpfen.
       
       Erst am Samstag hatten die Tuareg-Rebellen zunächst 98 und dann 81 tote
       Regierungssoldaten bei Angriffen auf die Armeebasis Dioura in Zentralmali
       zwei Tage vorher gemeldet. Die Armee hatte wiederum Angriffe auf drei ihrer
       Basen in den Tagen zuvor gemeldet, in unterschiedlichen Landesteilen.
       
       Die Kämpfe in Mali folgen auf den Zusammenbruch des Friedensabkommens von
       2015, in dem die zuvor aufständischen Tuareg Autonomierechte in den drei
       malischen Nordprovinzen Gao, Kidal und Timbuktu zugesprochen bekamen.
       Vollständig umgesetzt wurde das nie, und die seit 2020 in Mali regierenden
       Generäle lehnen es ab. Die im Juni dieses Jahres per Referendum angenommene
       neue Verfassung für Mali stellt aus Rebellensicht eine Aufkündigung des
       Abkommens dar.
       
       Am 11. September erklärte die CMA, sie befinde sich „im Krieg“ gegen die
       malische Regierung, und „alle Bewohner Azawads“ sollten ihren Beitrag zur
       „Rückgewinnung der Kontrolle über das gesamte azawadische Territorium“
       leisten. Azawad ist der Name des Staates, den Tuareg-Rebellen 2012/13
       kurzzeitig in Nordmali ausgerufen hatten.
       
       ## Konkurrenz islamistischer Gruppen in der Sahara
       
       Am 22. September verkündete Malis Präsident, Oberst Assimi Goita,
       seinerseits seine Absicht, Malis „Souveränität über das gesamte
       Staatsgebiet zurückzugewinnen“. Aus Regierungssicht sind die Angreifer
       sämtlich „Terroristen“, und es wird dabei nicht zwischen Tuareg-Rebellen
       und [2][islamistischen Terrorgruppen] unterschieden. Immer wieder wird die
       islamistische JNIM (Gruppe für die Unterstützung des Islams und der
       Muslime) für Angriffe verantwortlich gemacht.
       
       Islamistische Kämpfer beschossen am 7. September ein Passagierschiff, das
       auf dem Niger-Fluss zwischen Timbuktu und Gao unterwegs war, und töteten
       dutzende, wenn nicht hunderte Menschen. Die Stadt Timbuktu ist faktisch von
       der Außenwelt abgeschnitten.
       
       Die JNIM kämpft nicht nur gegen die malische Regierung, sondern auch gegen
       den konkurrierenden „Islamischen Staat in der Großen Sahara“ (ISGS), der
       vor allem um Menaka im Nordosten Malis an der Grenze zu [3][Niger] aktiv
       ist. Die Tuareg-Rebellen der CMA vertreten ihrerseits auch nicht alle
       Tuareg-Gruppen. Diese Konstellation macht es schwer, die Dynamik des neuen
       Krieges zu beurteilen.
       
       Für Aufsehen sorgte vor einer Woche die Explosion einer überladenen
       Militärtransportmaschine bei der Landung am Flughafen von Gao, bei der
       Berichten zufolge 140 Menschen umkamen – malische Soldaten und russische
       Wagner-Kämpfer.
       
       ## Zusammenhang mit Abzug der UN-Mission in Mali
       
       Der Aufschwung der Gewalt fällt zusammen mit dem Abzug der [4][UN-Mission
       in Mali (Minusma)], deren Blauhelme das Friedensabkommen von 2015 mit den
       Tuareg absichern sollten. Auf Wunsch der malischen Militärregierung hatte
       der UN-Sicherheitsrat im Juni das Ende der Mission, an der auch Deutschland
       teilnimmt, zum Jahresende 2023 beschlossen.
       
       Kämpfe haben sich mehrfach am Streit darüber entzündet, wer die
       UN-Militäreinrichtungen in den Tuareg-Autonomiegebieten übernehmen darf.
       Inzwischen geht es aber ganz einfach um die Macht.
       
       2 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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