# taz.de -- UN-Abzug aus Mali: Die UNO geht, der Terror kommt
       
       > Der Abzug der UN-Truppen aus Mali wird immer schwieriger. Konvois werden
       > angegriffen, eine Ortskraft der Bundeswehr soll getötet worden sein.
       
 (IMG) Bild: Das könnte sich wiederholen: Ein Schild des islamischen Staats im Jahr 2013
       
       Cotonou taz | „Es ist alles sehr besorgniserregend und komplex. Die
       Menschen sind mehr und mehr gestresst. All das was sie erleben, setzt sich
       im Kopf fest“, beschreibt Khader Touré das, was gerade in Mali passiert.
       Der Journalist ist in der nordostmalischen Stadt Gao Direktor des
       Radio-Senders Annia. Gao ist noch Standort der UN-Stabilisierungsmission
       [1][Minusma]. Noch sind auch Angehörige der Bundeswehr im Camp Castor vor
       Ort. Doch bis zum Jahresende ist Schluss, wie die Militärregierung von
       Oberst Assimi Goïta Mitte des Jahres entschieden hat.
       
       Die Minusma stellt der enge Zeitplan vor große Herausforderungen, wie
       Missionsleiter El-Ghassim Wane am [2][Montag vor dem UN-Sicherheitsrat] in
       New York betont hat. Aufgrund des engen Zeitplans sei es ein komplexes
       Unterfangen. Es gehe um die Rückführung von knapp 13.000 uniformierten
       Mitarbeiter:innen, die Übergabe von zwölf Lagern und den Transport von rund
       5.500 Containern mit Ausrüstung.
       
       Spätestens seit dem Wochenende ist außerdem deutlich, was lange Zeit eher
       abgetan wurde: der Rückzug lässt UN-Ortskräfte auf der Strecke. Die
       Terrorgruppe Islamischer Staat behauptet, sie habe einen Malier
       hingerichtet, der als [3][Ortskraft] für die Bundeswehr gearbeitet habe.
       Fotos dazu finden sich in sozialen Medien. Es scheint allerdings nicht
       bestätigt zu sein, dass der Ermordete zuletzt noch Ortskraft gewesen ist.
       Dennoch wirft der Vorfall Fragen auf, denn dieses Risiko schätzte die
       Bundeswehr bisher als gering ein. Seit Beginn der UN-Mission im Jahr 2013
       ist diese in Gao zum zentralen Arbeitgeber geworden.
       
       Auch für Blauhelmsoldat:innen gilt der Abzug der Mission als
       risikoreich. Wane sagte, dass ein Konvoi, der zwischen Ber und der Stadt
       Timbuktu unterwegs war, gleich zweimal von mutmaßlichen Extremisten
       angegriffen wurde. Vier Soldat:innen wurden dabei verletzt, zwei
       Fahrzeuge beschädigt. Dabei ist die Strecke keine 60 Kilometer lang. Doch
       aufgrund der Regenzeit und prekären Sicherheitslage benötigte er 51
       Stunden. Auch das zeigt die Komplexität des Minusma-Abzugs.
       
       ## Ausbreitung terroristischer Gruppen
       
       In einem am Freitag bekannt gewordenen Experten-Bericht warnte die UN
       ebenfalls vor einer Ausbreitung der Terrorgruppen. Es heißt, dass in
       weniger als einem Jahr der „Islamische Staat der größeren Sahara“ (ISGS)
       die von ihm kontrollierte Fläche praktisch verdoppelt habe. Ein Brennpukt:
       Die Stadt Timbuktu im Norden. In den vergangenen Wochen haben Berichte
       zugenommen, dass sie erneut von terroristischen Gruppen belagert wird wie
       2012.
       
       „Timbuktu ist abgeriegelt. Man kommt gar nicht mehr hin“, sagt Khader
       Touré. Am Wochenende wurde dort ein Kind bei einem Angriff ermordet und
       vier weitere Personen verletzt. Neben der Angst vor Gewalt heißt das: Die
       Versorgung mit Lebensmitteln wird zunehmend komplizierter. Unterstützung
       würde viele Bedürftige gar nicht mehr erreichen, so Touré.
       
       Es gibt aus dieser Region auch zunehmend Berichte von Kämpfen zwischen
       Malis Streitkräften und den einstigen Tuareg-Rebellen, die sich zur
       Koordination der Azawad-Bewegungen (CMA) zusammengeschlossen haben. Am
       Dienstag erklärte die CMA, es gebe nun schon zum zweiten Tag in Folge
       Luftangriffe von Malis Armee auf ihre Stellungen bei Anéfis, das nördlich
       von Gao in der Wüste liegt.
       
       Die CMA wirft Malis Militärmachthabern vor, die Friedensabkommen von 2015
       zwischen Malis damaliger Regierung und den Tuareg-Rebellen nicht mehr zu
       respektieren, und kritisiert, dass die UN-Mission beim Abzug Einrichtungen
       im Tuareg-Gebiet an Malis Streitkräfte übergibt. Sie dementiert ihrerseits
       Behauptungen, sich wieder mit Dschihadisten zusammengeschlossen zu haben.
       Die Sorge um einen Zusammenbruch des Tuareg-Friedensprozesses in Mali wurde
       auch im UN-Sicherheitsrat am Montag laut.
       
       29 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /UN-Truppen-in-Mali/!5941656
 (DIR) [2] https://press.un.org/en/2023/sc15398.doc.htm
 (DIR) [3] /Nach-Aus-der-UN-Mission/!5950094
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katrin Gänsler
       
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