# taz.de -- Die DFB-Auswahl nach der WM: Keine Breite ohne Spitze
       
       > Für den DFB war die Frauenfußball-WM ein Desaster. Doch das große
       > Aufräumen bleibt aus – dabei ist das Nationalteam so wichtig.
       
 (IMG) Bild: Alexandra Popp ärgert sich nach einer vergebenen Torchance im Spiel gegen Südkorea
       
       Es war dann schnell vorbei. Schneller als alle erwartet hatten. [1][Mit dem
       Vorrundenaus der deutschen Auswahl] bei der Weltmeisterschaft hatte nun
       wirklich niemand gerechnet. Zu leicht schien die Gruppe mit Gegnern aus
       Südkorea, Kolumbien und Marokko. Einen Rückflug hatte man sich erst gar
       nicht reserviert für diesen frühen Zeitpunkt.
       
       DFB-Chef Bernd Neuendorf hatte sich für das Achtelfinale angekündigt. Er
       musste dann zu Hause bleiben und hat von dort aus Bundestrainerin Martina
       Voss-Tecklenburg eine Weiterbeschäftigungsgarantie gegeben, [2][noch bevor
       die Gründe für das frühe Scheitern analysiert waren]. Die Trainerin selbst
       hat dann auch gesagt, dass sie weitermachen möchte. Damit war das Thema vom
       Tisch.
       
       Kaum einer redete mehr über die große Krise des Fußballs der Frauen im
       Lande. Der Großteil der WM-Reporterinnen aus Deutschland reiste ab, als
       wäre mit dem Aus der Deutschen auch der Frauenfußball insgesamt zu Grabe
       getragen worden. Während in Australien und Neuseeland das Turnier
       weiterlief, beschäftigte sich die Fußballnation Deutschland mit Harry Kane
       oder schaute sich auf Social Media irgendein Tor von Lionel Messi gegen
       irgendeinen Klub aus den USA an, von dem zuvor kaum jemand je gehört hatte.
       
       Ein gutes Jahr lang war der Frauenfußball in Deutschland in aller Munde.
       Die Europameisterschaft in England mit dem Finale gegen die Gastgeberinnen
       in Wembley war das Fußball-TV-Ereignis des Jahres 2022. Was folgte, war ein
       Jahr der Rekorde in der Bundesliga. Über 7.000 Zuschauer sind im Schnitt zu
       den Spielen der Frauenfußball-Bundesliga gekommen. Dreimal so viele wie in
       der Saison zuvor. Über 38.000 Zuschauerinnen waren dabei, als der 1. FC
       Köln im großen Stadion des Klubs gegen Eintracht Frankfurt gespielt hat.
       
       ## Mädchenfußball in der Krise
       
       Und unten an der Basis meldeten erstmals seit 2011 wieder mehr Klubs eine
       Mädchenmannschaft für den Spielbetrieb an als in der Vorsaison. 8.700
       Mädchenmannschaften hatten im Bereich des DFB gekickt, nachdem der Verband
       vor der Heim-WM im Land der damals amtierenden Weltmeisterinnen 2011 in
       Deutschland massiv für das Spiel der Frauen geworben hatte. In der Saison
       2021/22 waren es nicht einmal mehr halb so viele. Nun zeigte die Kurve
       endlich wieder nach oben. Die Erfolge bei der EM schienen an der Basis
       Wirkung zu zeigen.
       
       Und jetzt? Ist nach dem WM-Desaster der Aufbruch schon wieder beendet? Die
       Bedeutung der Nationalmannschaft ist im Frauenbereich weitaus größer als
       bei den Männern. Auch wenn die Stadien voller geworden sind, sind es einzig
       die Spiele des Nationalteams, mit denen sich Massen vor die TV-Geräte
       mobilisieren lassen.
       
       Über 10 Millionen Leute haben zugeschaut, wie die Deutschen in Australien
       gegen Kolumbien verloren haben. Wenn die Frauen des FC Bayern in der
       Champions League gegen den FC Barcelona gewinnen, bekommt das dagegen kaum
       jemand mit. Das DFB-Team ist der große Aufmerksamkeitsgenerator.
       
       Umso erstaunlicher ist es, [3][wie schnell es nach dem WM-Aus in
       Deutschland ruhig geworden ist]. Wo ist sie, die Task Force Frauenfußball,
       die analysiert, wie es sein kann, dass eine deutsche Auswahl nicht mehr in
       der Lage ist, den Gegnerinnen ihr Spiel aufzudrücken? Und wo ist der
       DFB-Präsident, der erkennt, dass es da um mehr geht als um eine sportliche
       Krise.
       
       „Ohne Breite keine Spitze“, hat Bernd Neuendorf gesagt, als er die
       [4][Frauenfußballstrategie FF27] des Verbands präsentiert hat, deren Ziel
       es ist, endlich wieder mehr Mädchen für Fußball zu begeistern. Das ist
       gewiss nicht falsch. Richtig ist aber auch, dass der Frauenfußball ohne
       Spitze keine Breitenwirkung entfalten kann.
       
       19 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [2] /Deutsches-Ausscheiden-bei-der-WM/!5944198
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 (DIR) [4] https://www.dfb.de/frauen-im-fussball/strategie-2027/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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