# taz.de -- Heftige Kämpfe in Mali: Tuareg wieder Kriegspartei
       
       > Beim Abzug der UN-Blauhelme rückt Malis Armee erstmals in einen
       > UN-Stützpunkt im Tuareg-Autonomiegebiet vor. Es droht ein neuer
       > Bürgerkrieg.
       
 (IMG) Bild: Nicht mehr lange – aber wer kommt dann? UN-Blauhelme in Timbuktu, März 2021
       
       Berlin taz | Noch bevor die UN-Mission in Mali (Minusma) das Land verlässt,
       bricht der Frieden zwischen Malis Regierung und den Tuareg-Rebellen im
       Norden des Landes zusammen, dessen Überwachung die zentrale Aufgabe der
       UN-Blauhelme gewesen ist. Die UN-Mission gibt seit Anfang August einen
       Stützpunkt nach dem anderen auf – und nun rückt Malis Armee auch dort nach,
       wo bisher Rebellen der Tuareg-Allianz CMA (Coordination des Mouvements de
       l’Azawad) das Sagen hatten.
       
       „Azawad“ hieß der kurzlebige Separatistenstaat, den aufständische Tuareg
       2012 im Norden Malis ausriefen, bevor dort radikale Islamisten die
       Kontrolle übernahmen und [1][schließlich 2013 Frankreich militärisch
       eingreifen musste], um Mali vor einer islamistischen Machtübernahme zu
       retten.
       
       2015 einigten sich Malis neue gewählte Regierung und CMA im
       Friedensabkommen von Algier auf einen Autonomiestatus für die nordmalischen
       Regionen Gao, Kidal und Timbuktu, die zusammen „Azawad“ gebildet hatten.
       Unter anderem sollte die Regierungsarmee erst dann wieder einrücken, wenn
       sie die einstigen Tuareg-Rebellen integriert hatte. Überwacht werden sollte
       dies von der UN-Mission. Bis heute sind die Institutionen des malischen
       Staates nicht überall im Norden Malis präsent, was nationalistische Kräfte
       in der fernen Hauptstadt Bamako nie akzeptierten.
       
       Seit dem Sturz der gewählten Regierung durch zwei Militärputsche 2020 und
       [2][2021 sind diese nationalistischen Kräfte in Mali] an der Macht und die
       weitere Umsetzung des Abkommens von Algier liegt auf Eis. Eine im Juli in
       Kraft getretene neue Verfassung, die die Militärherrschaft festigt, lehnt
       die CMA ab, weil sie die Autonomieregeln nicht berücksichtige.
       
       ## Weitere Eskalation
       
       Am vergangenen Donnerstag zog die CMA offiziell ihre Repräsentanten aus
       Bamako zurück. „Wir sind in der Hauptstadt nicht mehr sicher“, erklärte
       CMA-Delegationsleiter Attaye Ag Mohamed. Ob damit das Friedensabkommen
       insgesamt tot war, blieb offen.
       
       Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt räumte die Minusma ihre erste Basis in
       „Azawad“ – in Ber in der Wüste außerhalb von Timbuktu – und Malis Armee
       rückte in die Basis ein, angeblich unter Schutz russischer Wagner-Kämpfer,
       die sich den Weg freischossen, denn das Umland und der Ort Ber stehen unter
       Tuareg-Kontrolle. Bei Zusammenstößen mit „bewaffneten terroristischen
       Gruppen“ bei Ber seien sechs Soldaten getötet worden, erklärte die Armee am
       Sonntag. Am Freitag hatte die CMA erklärt, sie habe in dieser Region „einen
       komplexen Angriff der malischen Streitkräfte und Wagner abgewehrt“.
       
       Nach [3][offizieller malischer Darstellung] wurde das Camp Ber am Sonntag
       früh von der Minusma an Malis Streitkräfte übergeben. Der französische
       RFI-Rundfunk berichtete aber, der Vormarsch von Malis Armee aus Timbuktu
       ins 60 Kilometer entfernte Ber habe schon am Freitag begonnen. Neben den
       sechs toten Soldaten gebe es auch 20 getötete Rebellen.
       
       Die UN-Mission [4][erklärte am Sonntagnachmittag]: „Minusma hat ihren Abzug
       aus Ber vorgezogen, aufgrund der Verschlechterung der Sicherheitslage.“ Man
       rufe alle Seiten dazu auf, „von Handlungen abzusehen, die die Operation
       weiter verkomplizieren könnten“. Die CMA sagte, die UNO dürfe ihre Basen in
       „Azawad“ erst dann übergeben, wenn die malischen Parteien darüber „einen
       Konsens aufgrund der unterzeichneten Sicherheitsabkommen“ erzielt hätten.
       
       Momentan sieht es nach weiterer Eskalation aus. Am Montag meldeten lokale
       Medien, der CMA-Stabschef für Timbuktu, Hussein Houlam, sei bei einem
       malischen Luftangriff auf eine CMA-Wagenkolonne zehn Kilometer nordöstlich
       von Ber getötet worden. Die Tuareg-Rebellen riefen umgehend zur
       Generalmobilmachung auf.
       
       14 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Tuareg-in-Mali/!5041649
 (DIR) [2] /Neuer-Putsch-in-Mali/!5774236
 (DIR) [3] https://twitter.com/FAMa_DIRPA/status/1690834601474699264
 (DIR) [4] https://twitter.com/UN_MINUSMA/status/1690721459604250624
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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