# taz.de -- Überwachung der Elbe wegen Niedrigwasser: Schifffahrt und Fische in Gefahr
       
       > Die Trockenheit sorgt dafür, dass viele Flüsse und Seen weniger Wasser
       > führen. In Niedersachsen soll die Elbe nun extra eng kontrolliert werden.
       
 (IMG) Bild: Niedrigwasser: Bei Schloss Pillnitz sind am Elbufer schon die sogenannten Hungersteine zu sehen
       
       Lüneburg dpa | Die [1][anhaltende Trockenheit] sorgt in vielen Flüssen und
       Seen derzeit für niedrige, teils sogar sehr niedrige Wasserstände. An
       Niedersachsens größtem Fluss, der Elbe, soll in dieser Woche deswegen
       zusätzlich zu den regulär laufenden Untersuchungen ein Sondermessprogramm
       beginnen.
       
       Damit wollen Experten mögliche Auswirkungen des Niedrigwassers auf die
       Gewässergüte des Flusses untersuchen, wie der Niedersächsische
       Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN)
       mitteilte. Vor allem für Fische und andere Lebewesen können niedrige
       Wasserstände und ein geringer Sauerstoffgehalt zur Gefahr werden.
       
       Aktuell sind an der Elbe schon sehr niedrige Wasserstände zu beobachten. Am
       Pegel Neu Darchau südöstlich von Hamburg betrug der Wasserstand vergangenen
       Mittwoch 83 Zentimeter. Damit lag der Wert laut NLWKN etwa 37 Zentimeter
       unter dem mittleren Niedrigwasser. Seit Beginn der Messungen an dem Pegel
       1874 wurde der aktuelle Messwert erst sechsmal unterschritten. Der
       niedrigste jemals dort gemessene Wert liegt bei 61 Zentimetern, das war
       2019. Neue Niedrigstwerte wurden in diesem Jahr laut der Behörde landesweit
       bis zum Freitag noch an keinem Pegel registriert.
       
       Mit dem Sondermessprogramm werden nun zusätzliche Proben gezogen und
       untersucht, um mehr Informationen über die Gewässergüte zu erhalten. Auf
       die Maßnahme hat sich die Flussgebietsgemeinschaft Elbe (FGG Elbe)
       verständigt, zu der neben dem Bund zehn Bundesländer gehören.
       
       ## Problem Sauerstoffgehalt
       
       In Niedersachsen wird die Elbe regelmäßig an der Gütemessstation
       Schnackenburg (Landkreis Lüchow-Dannenberg) untersucht. „Bislang sind uns
       durch unsere ganzjährig durchgeführten regulären Messungen zur Entwicklung
       der Gewässergüte keine nachteiligen Veränderungen bekannt“, sagte
       NLWKN-Gewässerexperte Jörn Abel in einer Mitteilung.
       
       Allerdings liegt der Sauerstoffgehalt in der Elbe an der Grenze zu Hamburg
       den Angaben zufolge bereits bei 3,5 Milligramm pro Liter. Unter 3 bis 4
       Milligramm [2][droht Lebewesen ein Sauerstoffmangel,] wie ein
       NLWKN-Sprecher sagte. Weiter flussabwärts bei Stade liegt der Gehalt
       dagegen bei unkritischen Werten zwischen 6,5 und 7 Milligramm.
       
       Für die Schifffahrt hat das Niedrigwasser bereits Folgen: Die Elbfähre „Amt
       Neuhaus“ bei Bleckede im Landkreis Lüneburg musste ihren Betrieb
       einstellen. Zudem bereitet dort eine Sandbank in der Elbe Probleme, die nun
       weggebaggert werden soll. Pendler und Ausflügler müssen deshalb vorerst
       weite Umwege in Kauf nehmen.
       
       ## Fahrrinnen zu flach
       
       Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe rief Schiffs- und Bootsfahrer
       dazu auf, die Wasserstände im Hinblick auf die Anforderungen ihrer Schiffe
       stets zu überprüfen. Wegen der gesunkenen Pegelstände verringere sich auch
       die Tiefe der Fahrrinnen. Zudem lagere sich vermehrt Sediment in der Elbe
       ab, hieß es.
       
       Mit Blick auf das gesamte Bundesland ist die Situation laut dem
       Landesbetrieb verschieden: In der Region Hannover und im Raum Lüneburg etwa
       hätten Gewässer die mittleren Niedrigwasserstände erreicht oder schon
       unterschritten. Das gilt auch für das südliche Niedersachsen. Der fehlende
       Regen sei an den Gewässern Rhume, Gande, Garte und Hahle bereits deutlich
       erkennbar, teilte der NLWKN mit.
       
       In anderen Landesteilen, etwa im Emsland oder in Ostfriesland sieht es
       besser aus: Dort hätten sich die Wasserstände durch Niederschläge in den
       vergangenen Wochen leicht erholt.
       
       Eine Entspannung der Lage ist laut dem Landesbetrieb in den kommenden Tagen
       nicht zu erwarten. Denn schon zum Sommeranfang Mitte Juni meldeten die
       NLWKN-Experten niedrige Wasserstände [3][für Gewässer, Moore] und das
       Grundwasser – trotz eines feuchten Winterhalbjahres.
       
       Laut den Experten ist dies auch eine Folge der trockenen Jahre 2018 bis
       2020 und zuletzt 2022. Die Niederschlagsdefizite hätten sich über die Jahre
       angehäuft, teilte der Geschäftsbereichsleiter Wasserwirtschaft beim NLWKN,
       Martin Gottwald, schon im Juni mit. Grundwasser- und tiefere Bodenspeicher
       sind noch nicht ausreichend regeneriert. „Die Gewässer reagieren daher im
       Hinblick auf die Wasserführung derzeit sensibler [4][auf die ausbleibenden
       Niederschläge] der vergangenen Wochen als zu dieser Zeit im Jahr üblich“,
       sagte Gottwald.
       
       24 Jul 2023
       
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