# taz.de -- Israels Militäroffensive: Pulverfass Dschenin
       
       > Israels Militär zieht mit Massenaufgebot ins Flüchtlingslager von
       > Dschenin. Die palästinensischen Sicherheitskräfte habe jede Kontrolle
       > verloren.
       
 (IMG) Bild: Das israelische Militär nennt es Militäroperation: das Flüchtlingslager Dschenin im Westjordanland am 03.07.2023
       
       Ausgerechnet im Flüchtlingslager von Dschenin [1][startet die israelische
       Armee ihre größte Militäroperation seit 20 Jahren]. Die Bilder der
       Panzerfahrzeuge, der Bulldozer und der Rauchwolken, die aus den
       bombardierten Häusern aufsteigen, wecken düstere Assoziationen. Das
       Flüchtlingslager war während der zweiten Intifada schon einmal Schauplatz
       heftigster Gefechte. Die Mission der SoldatInnen lautete einst wie jetzt:
       [2][Vergeltung für und Prävention von Terroranschlägen].
       
       Völlig unterschiedlich ist indes inzwischen die politische Gemengelage.
       Damals bekämpften sich der Hardliner Ariel Scharon und der legendäre
       PLO-Chef Jassir Arafat. Heute sind Israels Regierungschef Benjamin
       Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zwar auch nicht gerade
       beste Freunde.
       
       Aber es besteht seit Beginn der politisch-geografischen Aufteilung der
       Palästinensergebiete in Westjordanland und Gazastreifen 2007 eine enge
       Zusammenarbeit von Israels Armee und den palästinensischen
       Sicherheitskräften gegen den gemeinsamen islamistischen Feind.
       
       Diese [3][Sicherheitskooperation] funktioniert erstaunlich gut – nur in
       Dschenin nicht. Gegen Abbas, den Präsidenten ohne gültiges Mandat, formiert
       sich der Widerstand. Die Stadt im nördlichsten Zipfel des Westjordanlandes
       entgleitet ihm, seine Sicherheitstruppen haben keine Kontrolle mehr über
       die bewaffneten Guerillas. Dieses Vakuum soll das israelische Militär
       füllen. Schuld an der Misere ist der Palästinenserpräsident selbst, auch
       weil er Wahlen stets abzuwenden wusste und [4][vom Abtreten nichts hören
       will].
       
       Die marode Sicherheitslage ist aber auch Israel anzukreiden. Netanjahu wäre
       es nur recht, wenn Abbas’ Sicherheitstruppen für Ruhe sorgen im
       Westjordanland. Seine ultrarechten Koalitionspartner hingegen sehen
       gerade in Abbas und seiner Autonomiebehörde ein Problem, das es zu
       zerstören gilt. [5][Annexion] und weg mit den palästinensischen
       Sicherheitskräften, an deren Stelle Israels Armee rückte.
       
       Eine Rückkehr ins Jahr 1994. Gefechte wie in Dschenin gäbe es dann wieder
       überall im Westjordanland.
       
       3 Jul 2023
       
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 (DIR) Susanne Knaul
       
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