# taz.de -- Neue Waffenruhe im Sudan: Die Lage in Khartum ist ruhig
       
       > Durch den Krieg in Sudan sind Millionen Menschen auf der Flucht, Tausende
       > wurden getötet. Nun gilt eine weitere 72-stündige Feuerpause.
       
 (IMG) Bild: Menschen bereiten in einem Viertel von Khartum Essen zu. Seit April tobt der Krieg zwischen der sudanesischen Armee und den RSF
       
       Khartum AFP/dpa/ots | Nach heftigen Kämpfen ist im Sudan eine neue
       Waffenruhe in Kraft getreten. Rund eine Stunde nach Beginn berichteten
       Einwohner der Hauptstadt Khartum am Sonntagmorgen, die Lage sei „ruhig“.
       Die USA und Saudi-Arabien hatten am Samstagabend die Vereinbarung über die
       neue Feuerpause verkündet, die auf 72 Stunden befristet ist. Die
       Regierungsarmee und die gegen sie kämpfende Miliz RSF hatten anschließend
       verkündet, sie würden die Waffen schweigen lassen.
       
       [1][Seit Mitte April] wird der Sudan von Gefechten zwischen der Armee von
       Militärmachthaber Abdel Fattah al-Burhan und der paramilitärischen
       RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo erschüttert.
       Mehr als 2.000 Menschen wurden seither getötet, mehr als 2,2 Millionen
       Menschen sind auf der Flucht. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind 25
       Millionen Menschen wegen der Kämpfe schutz- und hilfsbedürftig – mehr als
       die Hälfte der Bevölkerung.
       
       In den vergangenen Wochen waren [2][wiederholt Waffenruhen] vereinbart
       worden, die aber immer wieder gebrochen wurden.
       
       Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration der Vereinten
       Nationen (IOM) sind seit Beginn des Machtkampfes mittlerweile knapp 2,2
       Millionen Menschen auf der Flucht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO)
       hatte am Freitag mitgeteilt, dass fast 25 Millionen Menschen in dem Land
       humanitäre Hilfe brauchten. Vier Millionen Kinder und schwangere oder
       stillende Mütter seien akut unterernährt.
       
       ## Statement zur UN-Geberkonferenz zu Sudan
       
       Anlässlich der UN-Geberkonferenz zur humanitären Hilfe im Sudan und der
       Region am Montag, 19. Juni in Genf, erklärt Michael Gabriel, Landesdirektor
       der Welthungerhilfe im Sudan:
       
       „Die Lage im Sudan ist nach wie vor äußerst instabil. Die Kämpfe in Khartum
       und in der Region Darfur dauern an. Vor wenigen Tagen hat die Gewalt eine
       neue Ebene erreicht, als der Gouverneur des Bundesstaates West-Darfur
       öffentlich hingerichtet wurde, als er eine Rede hielt, in der er Gewalt und
       Völkermord anprangerte. In Khartum und in vielen anderen Gebieten des
       Landes ist die Wirtschaft weitgehend zusammengebrochen, und die Menschen
       sind dringend auf Nahrungsmittel, Wasser, Medikamente und Dinge des
       täglichen Bedarfs angewiesen. Schon vor dem Ausbruch der Gewalt vor etwa
       zwei Monaten war fast ein Drittel der Bevölkerung im Sudan von Hunger
       betroffen. Nach Schätzungen des UN-Welternährungsprogramms (WFP) könnte die
       Zahl in den nächsten Monaten von 12 Millionen auf 19 Millionen Menschen
       ansteigen.
       
       Wir hoffen, dass die Geberkonferenz ausreichend Mittel mobilisieren wird,
       um die eskalierende humanitäre Situation zu bewältigen. Schon vor der
       aktuellen Krise war die humanitäre Hilfe massiv unterfinanziert, nur 16 %
       des Finanzbedarfs waren gedeckt. Auch in den ohnehin fragilen
       Nachbarländern wird mehr Geld benötigt, da sie durch die Flüchtlinge
       zusätzliche Lasten tragen.
       
       Auf der Konferenz sollten aber auch dringende Probleme beim humanitären
       Zugang thematisiert werden, wie bürokratische und administrative
       Hindernisse sowie die Angriffe auf Mitarbeiter*innen und Büros von
       Hilfsorganisationen. Schließlich sollte die Konferenz auf die Einhaltung
       des humanitären Völkerrechts und der Flüchtlingskonvention drängen, um die
       Zivilbevölkerung zu schützen und den Sudanes*innen, die vor dem Konflikt
       fliehen, Asyl in den Nachbarländern zu ermöglichen. Die Welthungerhilfe
       arbeitet aktuell im Osten des Landes, wo die Sicherheitslage stabil ist,
       mit den örtlichen Behörden und anderen Hilfsorganisationen zusammen, um den
       Hilfsbedarf vor Ort herauszufinden. Mit finanzieller Unterstützung des
       Auswärtigen Amtes werden Notunterkünfte, Wasser und sanitäre Anlagen für
       vertriebene Menschen bereitgestellt.“
       
       18 Jun 2023
       
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