# taz.de -- Nach Brand in Flüchtlingsunterkunft: Viele Fragen offen
       
       > Nach dem tödlichen Feuer in der Unterkunft im thüringischen Apolda sind
       > Ursache und Ablauf des Einsatzes weiter unklar. Die Rettungskräfte stehen
       > in der Kritik.
       
 (IMG) Bild: Feuerwehreinsatz in Apolda am frühen Sonntagmorgen. In der Unterkunft waren 245 Menschen gemeldet
       
       Leipzig taz | Es ist etwa fünf Uhr am Sonntagmorgen, als das Feuer
       ausbricht. Warum, das ist weiterhin ungeklärt. Aber der Brand hat
       schwerwiegende Folgen: Ein Mensch stirbt in den Flammen. Mutmaßlich, das
       muss die Obduktion erst noch eindeutig klären, ein neunjähriger Junge.
       Dieser wird seit dem Brand vermisst.
       
       Einen Tag nach dem Brand in der Geflüchtetenunterkunft im thüringischen
       Apolda bleiben weiterhin Fragen offen. Was war die Ursache? Wer ist der
       Tote? Wann kamen die Einsatzkräfte? Und was passiert nun mit den Menschen,
       die erneut ihr Zuhause verloren haben?
       
       Klären wollen diese Fragen nun Politiker*innen, Initiativen und die
       Staatsanwaltschaft Erfurt. Erst am Montag konnten die
       Brandermittler*innen mit Spürhunden den grauen Plattenbau nach
       Hinweisen auf einen Sprengsatz durchsuchen. Wegen der durch den Brand
       entstandenen Hitze war das am Sonntag noch nicht möglich. Bis
       Redaktionsschluss gab es zu den Untersuchungen keine neuen Erkenntnisse.
       Hinweise auf Fremdverschulden gebe es bislang nicht, sagte ein
       Polizeisprecher am Montag. Es werde in alle Richtungen ermittelt. Die
       Staatsanwaltschaft leitete ein Todesermittlungsverfahren ein.
       
       Der Thüringer Innenminister Georg Maier (SPD) sagte der taz, es gebe zwar
       momentan keine Hinweise auf einen Anschlag, man werde jedoch alles dafür
       tun, die Ursache zu einhundert Prozent aufzuklären. Ein Zusammenhang mit
       dem [1][Brandanschlag auf eine Geflüchtetenunterkunft in Apolda im Oktober
       2022] ist nach aktuellen Erkenntnissen unwahrscheinlich.
       
       ## Feuerwehr erst nach 30 Minuten vor Ort
       
       Noch nicht abschließend geklärt ist außerdem, wer die Person ist, die bei
       dem Brand ums Leben gekommen ist. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es
       sich um [2][den vermissten 9-Jährigen] aus der Ukraine handelt.
       Abschließend klären muss das aber die gerichtsmedizinische Untersuchung,
       die für den Dienstagvormittag geplant ist.
       
       Der Junge war mit seiner Familie aus der Ukraine nach Apolda gekommen, sie
       sind Rom*nja. Nach taz-Informationen wird die Mutter des Jungen derzeit im
       Krankenhaus versorgt, die restliche Familie wurde in Apolda untergebracht.
       Andere Geflüchtete, die zuvor in der Unterkunft gelebt hatten, wurden in
       eine Notunterkunftshalle im nahegelegenen Hermsdorf gebracht.
       
       Kritik regte sich derweil am Einsatz der Feuerwehr. Demnach soll es bis zu
       dreißig Minuten gedauert haben, bis die Rettungskräfte eingetroffen seien.
       Ein Sprecher der Feuerwehr Apolda dementierte die Vorwürfe gegenüber der
       taz. So sei bereits nach acht Minuten der erste Einsatzwagen eingetroffen,
       der die Sicherheitslage hochgestuft habe, woraufhin fünf Minuten später der
       Löschzug eingetroffen sein soll.
       
       Initiativen wie die „Seebrücke Erfurt“ kritisieren dennoch, dass die
       Geflüchteten nach Nationalitäten getrennt evakuiert und versorgt worden
       seien. Dabei seien ukrainische und russische Geflüchtete priorisiert
       worden. Auch die Versorgung mit Wasser und Essen sei mangelhaft gewesen.
       
       Anders schätzte Migrationsministerin Doreen Denstädt von den Grünen die
       Lage am Sonntag ein. Sie lobte die Arbeit der Einsatzkräfte und sprach von
       einem „reibungslosen und für die Betroffenen nicht zusätzlich belastenden
       Ablauf“. Ob es hier tatsächlich zu Fehlern kam, sollen die Ermittlungen
       klären.
       
       Ebenfalls unklar ist derzeit noch, wo die Betroffenen in Zukunft leben
       sollen. Sultana Sediqi, eine Aktivistin, die die Geflüchteten unterstützt,
       kritisierte die Massenunterkünfte als Gefahrenquelle. „Es kann keine
       erneute Lösung sein, Menschen in Lagern unterzubringen und sie damit erneut
       zur Angriffsfläche zu machen“, so Sediqi.
       
       Auch Katharina König-Preuss, die migrationspolitische Sprecherin der
       Linksfraktion im Thüringer Landtag, wandte ein, dass die Halle in Hermsdorf
       für eine längere Unterbringung nicht geeignet sei. Für die Klärung der
       weiteren Unterbringung sieht sie die Kommunen in der Verantwortung. Aber
       sie gehe davon aus, dass das Land die Kommune dabei unterstützen wird.
       
       5 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sarah Ulrich
       
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