# taz.de -- Frauen-DFB-Pokalfinale: Familienfest mit Ultras
       
       > Beim Frauen-Pokalfinale zwischen dem VfL Wolfsburg und dem SC Freiburg
       > hält der Sound des Männerfußballs Einzug. Ist das ein Fortschritt?
       
 (IMG) Bild: Die Pokalverliererinnen vom SC Freiburg erhielten ungewohnte Unterstürzung durch die Ultras
       
       So intolerant, wie die Hardcorefans den Deutschen Fußball-Bund gern
       zeichnen, ist er gar nicht. Rote Rauchschwaden stiegen beim DFB-Pokalfinale
       der Frauen im Freiburger Fanblock auf. Erstmals waren die Ultras, die sonst
       blind dem Männerteam folgen, zur Unterstützung angereist.
       
       Der Sound im Kölner Finalstadion war ein völlig ungewohnter. Statt
       freundlichen Applauses und vereinzelter Trommelschläge schallte Fangegröle
       durch das erstmals beim Pokalfinale ausverkaufte Stadion. [1][Und neben
       Pyro gehörte] natürlich auch das Spruchband „Fick dich DFB“ zur
       Fanfolklore.
       
       Beim DFB fand man die ungewohnte Unterstützung dennoch richtig dufte. Über
       den offiziellen Account des Frauennationalteams und der Bundesliga postete
       man fleißig Filmchen aus der Freiburger Kurve („Weil es einfach so schön
       ist …“) und lobte den Pokalverlierer, der den neunten Pokalsieg des VfL
       Wolfsburg in Serie nicht verhindern konnte, sondern recht deutlich (1:4)
       unterlag: „Das war überragend heute – auf und neben dem Platz.“
       
       Viel hat vermutlich nicht gefehlt, und der DFB hätte vor lauter
       Begeisterung die eigentlich verbotene Pyroaktion weiterverbreitet. Aber
       auch [2][Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg] und die TV-Reporter
       hoben die Freiburger Unterstützung hervor.
       
       ## Neuer Schub mit Ultras
       
       So viel Liebe ist den Ultras vom DFB vielleicht noch nie entgegengebracht
       worden. Wie wichtig stimmungsvolle Stadien für die Vermarktung des
       Fußballs sind, haben die Verbandsfunktionäre natürlich schon bei den
       Männern bemerkt. Nur ist darauf trotz aller Repressalien gegen die Ultras
       durch den DFB oder die Polizei Verlass. Dem Frauenfußball könnten die
       Ultras einen neuen Schub geben, wenn das Freiburger Beispiel Schule machen
       sollte.
       
       Es deutet sich an, dass die Vermarktung des Frauenfußballs als
       friedliebendes Gegenmodell zum Männerfußball keine Zukunft mehr hat, auch
       wenn es dieses Mal im Vorfeld des Pokalendspiels wieder ein großes „Fan-
       und Familienfest“ gab.
       
       Es gibt keinen Frauenfußball. Es gibt nur Fußball. Das ist eigentlich
       fortschrittliches Denken. Aus dieser Logik ergibt sich aber auch, dass der
       Frauenfußball sich von den dominanten Vorgaben des Männerfußballs erst
       einmal kaum emanzipieren kann.
       
       Das wirkt in sehr viele Bereiche hinein. [3][Beim SC Freiburg] betonte man
       nach der Finalniederlage der Frauen die Besonderheit des Ereignisses und
       dass man mit Vereinen wie Wolfsburg, Bayern, Frankfurt und Hoffenheim auch
       künftig nicht mithalten wird. Warum? Die Antwort auf diese Frage setzten
       sie stillschweigend voraus. Weil es bei den Männern so ist. Deren Budget
       bestimmt, was bei den Frauen möglich ist.
       
       19 May 2023
       
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 (DIR) Johannes Kopp
       
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