# taz.de -- „Mai der Besetzungen“ der Klimabewegung: Occupy for future
       
       > Die Aktivist:innen von End Fossil besetzen europaweit
       > Bildungseinrichtungen. In Berlin machte die HU und eine Schule in
       > Hellersdorf den Anfang.
       
 (IMG) Bild: Studierende tauschen sich am Mittwoch Vormittag im besetzten Hörsaal aus
       
       Berlin taz | An den zwei Mitarbeitenden der Sicherheitsfirma vorbei geht es
       die Treppen rauf zum Emil-Fischer-Hörsaal der HU. Vor dem Eingang zum
       Hörsaal ist ein Tisch aufgebaut, auf dem Kaffee und ein großer
       Linseneintopf stehen. Im Hörsaal sitzen etwa 20 Menschen auf dem Boden und
       besprechen sich. Luftmatratzen und Schlafsäcke sind zu kleinen Schlaflagern
       zusammengelegt. Auf einem Transparent, was die Studierenden draußen ans
       Fenster gehängt haben, steht groß: „Die HU ist besetzt“.
       
       Bereits am Dienstagnachmittag haben Student:innen aus einer
       Vollversammlung heraus den Hörsaal der Humboldt-Universität in Mitte
       besetzt. Die Aktion ist Teil der neuen Besetzungswelle #mayweoccupy der
       Klimabewegung [1][End Fossil], in deren Rahmen Schüler:innen und
       Student:innen Hörsäle und Schulen in ganz Europa in Beschlag nehmen.
       „Die fossile Wirtschaft wird weiterhin den Planeten aus Profitgier
       zerstören, wenn junge Menschen nicht eingreifen“, sagt
       End-Fossil-Sprecherin Rina Kern der taz am Mittwoch.
       
       Die Studierenden fordern etwa die verbindliche Umsetzung des bereits
       bestehenden Klimaschutzkonzeptes der HU sowie eine Verschärfung der
       Zivilklausel, die Forschung zu Rüstungstechnologien an der HU explizit
       ausschließt. Außerdem sollen die seit dem Winter eingeschränkten
       Öffnungszeiten der Grimm-Bibliothek langfristig auch außerhalb der
       Klausurmonate ausgeweitet werden, um allen Studierenden den nötigen Raum
       fürs Studium zu geben.
       
       Neben konkreten Forderungen an die Hochschulleitung verfolgt die
       internationale Kampagne noch ambitioniertere Ziele. So unterstützten die
       Aktivist:innen die Forderung der Gruppe Debt4Climate nach einem
       [2][Schuldenschnitt für den globalen Süden.] „Deutschland und andere Länder
       des globale Nordens stehen durch ihre kolonialen Verbrechen und das
       bestehende Ungleichgewicht beim CO2-Ausstoß in der Schuld“, sagt Levi, der
       seinen Nachnamen nicht nennen will, der taz. Außerdem unterstützen die
       Besetzer:innen die Kampagne „RWE Enteignen“, die eine
       Vergesellschaftung der Energieproduktion fordert.
       
       Die Hochschulleitung zeigte sich wenig erfreut: „Aufgrund der Besetzung
       kommt es zu erheblichen Beeinträchtigungen des Lehrbetriebs. Vorlesungen
       müssen entfallen oder werden ins Digitale verlegt“, sagt Sprecherin Heike
       Bräuer am Mittwoch der taz. „Die Nutzung der Räume der Universität für die
       Auseinandersetzung über gesellschaftliche Themen endet dort, wo dies die
       Ausübung von Forschung und Lehre beeinträchtigt.“ Das Präsidium hatte
       angekündigt, die Besetzung zunächst für 24 Stunden zu dulden. Für
       Mittwochnachmittag ist ein Gespräch zwischen Universitätsleitung und
       Aktivist:innen angesetzt. Die Studierenden hingegen haben bereits für
       fünf Tage ein Programm erarbeitet. Wie lange sie bleiben, machen sie von
       der Reaktion der Hochschulleitung abhängig: „Wir wollen gehört und ernst
       genommen werden“, erklärt Kern.
       
       Bereits im November [3][besetzte End Fossil einen Hörsaal der TU.] Nach
       acht Tagen beendeten die Studierenden die Besetzung freiwillig. An der
       aktuellen Besetzungswelle ist ein deutlich breiteres Bündnis beteiligt:
       „Mit den Besetzungen wollen wir den Protest in den Alltag tragen“, sagt
       Kern.
       
       In Marzahn-Hellersdorf besetzte eine Gruppe von rund zwanzig
       Schüler:innen am Dienstagmorgen die Aula des Melanchthon-Gymnasiums.
       Nachdem die Schulleitung angeboten hatte, die Forderungen der Gruppe
       kommende Woche zu diskutieren, beendeten die Schüler:innen die Besetzung
       freiwillig am Nachmittag.
       
       3 May 2023
       
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