# taz.de -- Pentagon Leaks: Offene Geheimnisse
       
       > Die Enthüllung der vertraulichen Dokumente könnte Auswirkungen auf den
       > Ukrainekrieg haben.
       
 (IMG) Bild: Manöver des ukrainischen Militärs im Donbass
       
       Die USA sind besorgt, die Ukraine spricht von Fälschung, Russland schweigt.
       Andere wichtige Akteure in Verbindung mit dem neuen massiven Datenleck in
       Washington – darunter Israel und Südkorea – suchen noch nach einer Position
       zu der Veröffentlichung von Dokumenten verschiedener US-Geheimdienste,
       genannt „Pentagon Leaks“.
       
       Die Dokumente tragen den Aufdruck: „Top Secret“, „Secret“ und „NOFORN“ –
       Letzeres ist eine Abkürzung für „nicht für Ausländer“. Wer die Dokumente in
       Umlauf gebracht hat und ob weitere folgen werden, ist in Washington
       Gegenstand von Untersuchungen. Hunderte, möglicherweise Tausende von
       Geheimnisträgern im Washingtoner Militär- und Geheimdienstapparat hatten
       Zugang zu den Dokumenten.
       
       Der bisherige Umfang der Leaks erinnert an die Wikileaks-Veröffentlichungen
       von vor zehn Jahren. Darin wurden sowohl Kriegsverbrechen der USA im Irak
       aufgedeckt als auch unschöne Details über die Haltung der USA zu ihren
       Verbündeten. John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA,
       hält weitere Datenlecks für möglich.
       
       Wie vor zehn Jahren, als die damalige Außenministerin Hillary Clinton eine
       Entschuldigungstour bei Alliierten machen musste, versucht jetzt
       Verteidungsminister Lloyd Austin den Schaden im eigenen Lager zu begrenzen.
       Entgegen den offensichtlichen Beweisen wollen die USA ihre Verbündeten
       glauben machen, dass US-amerikanische Geheiminformationen wirklich geheim
       bleiben.
       
       ## USA ermunterten zu Waffenlieferungen
       
       Die neuen Dokumente enthalten Details, die Auswirkungen auf den Krieg in
       der Ukraine haben könnten. Unter anderem besagen sie, dass der Krieg im
       Donbass in diesem Jahr zu einem Stillstand kommen wird, dass der Ukraine
       beim gegenwärtigen Munitionsverbrauch schon Anfang Mai ein Teil ihres
       Nachschubs ausgeht und dass die Söldnereinheit Wagner effizienter ist als
       das russische Militär.
       
       Die Dokumente enthalten bislang unveröffentlichte Landkarten von
       Kriegsschauplätzen und Details über Todesfälle sowie über Termine und
       Mengen von Waffen- und Munitionslieferungen an die Ukraine. Auch Karten von
       ukrainischen Luftabwehrsystemen sollen unter den Dokumenten sein.
       
       Andere Dokumente zeigen, dass die USA versuchen, sowohl Israel als auch
       Südkorea zu Waffenlieferungen – direkt oder über Umwege – an die Ukraine zu
       ermuntern. Die Dokumente enthalten auch Hinweise darauf, dass die USA den
       ukrainischen Präsidenten überwachen und dass sie glauben, der israelische
       Geheimdienst Mossad habe Mitarbeiter ermuntert, an
       Antiregierungsdemonstrationen teilzunehmen.
       
       Der Weg der Geheimdokumente an die Öffentlichkeit ist anders als bei
       Wikileaks und auch anders als bei Edward Snowden. Dieses Mal erschienen sie
       zuerst auf dem Online-Messenger-Dienst Discord, auf der vor allem
       Jugendliche in der englischsprachigen Welt Computerspiele spielen. Nach
       gegenwärtigem Stand der Informationen datieren die ersten Leaks schon vom
       Jahresanfang. Von Discord aus sollen die Geheimdokumente an andere
       Internetseiten weitergereicht worden sein. Russische Nutzer sollen sie
       unter anderem auf Telegram eingespeist haben.
       
       Die US-Behörden bestreiten die Authentizität der Dokumente nicht.
       Allerdings ist bei mehreren die Rede von nachträglichen „Manipulationen“.
       
       11 Apr 2023
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dorothea Hahn
       
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