# taz.de -- Wirtschaftsweise zu Bankenkrise: „Die Lage ist schon fragil“
       
       > Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm sieht keine Situation wie bei der
       > Finanzkrise 2008, mahnt aber zur Vorsicht. US-Geldhäuser stützen
       > Regionalbank First Republic.
       
 (IMG) Bild: Große US-Geldhäuser unterstützten unter Einbeziehung der Notenbank die strauchelnden Regionalbank First Republic mit 30 Milliarden Dollar
       
       Berlin/New York rtr/taz | Die Wirtschaftsweise [1][Veronika Grimm] rechnet
       trotz der Probleme um die US-Banken und die Credit Suisse nicht mit einer
       [2][neuen Finanzkrise]. „Wir sind, glaube ich, nicht in einer ähnlichen
       Situation wie 2008“, sagte das [3][Mitglied des Sachverständigenrats zur
       Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung] am Freitag im
       Deutschlandfunk. Die Finanzkrise habe damals auf der schlechten Bonität von
       Finanzprodukten gegründet, die darüber hinaus auch nicht transparent
       gewesen seien. „Das ist heute anders. Es gibt eine größere Transparenz.“
       
       Auch sei die Lage der großen Banken insgesamt besser als damals. So sei die
       Ausstattung mit Eigenkapital infolge der strengeren Regulierung höher.
       „Trotzdem sind natürlich Ansteckungseffekte nie ausgeschlossen“, warnte
       Grimm zugleich. Außerdem gebe es zahlreiche Krisen – vom Energieschock über
       die drohende Deglobalisierung bis hin zu einer hohen Verschuldung. „Das
       macht die Lage schon fragil, man muss also wachsam sein, aber man muss
       jetzt auch nicht in Panik geraten.“
       
       Ähnlich hatte sich zuvor die Vorsitzende des Sachverständigenrats, Monika
       Schnitzer, geäußert. „Der Zusammenbruch erhöht natürlich die Unsicherheit,
       was immer negativ ist“, sagte die Wirtschaftsweise. „Im Gesamteffekt gehe
       ich aber nicht davon aus, dass wir einen deutlichen negativen Effekt auf
       die deutsche Konjunktur erleben werden.“
       
       Der Kollaps der amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) hatte zum
       Wochenstart [4][Schockwellen an den Finanzmärkten] ausgelöst und auch in
       Europa den Bankensektor mit nach unten gezogen. In der Nacht zum Donnerstag
       hatte [5][die angeschlagene Credit Suisse ein Hilfsangebot der Schweizer
       Zentralbank in Höhe von 50 Milliarden Franken] akzeptiert.
       
       ## US-Banken stützen First Republic
       
       Indes ging die Krise im US-Bankensektor weiter. Große US-Geldhäuser
       unterstützten unter Einbeziehung der Notenbank die strauchelnde
       Regionalbank First Republic mit 30 Milliarden Dollar. Insgesamt elf
       US-Banken hätten frisches Geld in diesem Volumen in die First Republic
       investiert, teilten die US-Behörden am Donnerstag noch während der Öffnung
       der US-Börsen mit. Damit wollten sie inmitten der jüngsten
       Banken-Turbulenzen das Zeichen setzen, dass die US-Finanzbranche schnell
       und mit großen Summen bereitsteht, um Sparern und Unternehmen zu
       vermitteln, dass ihr Geld bei den Banken noch sicher und jederzeit
       verfügbar ist.
       
       An den US-Börsen machte sich am Donnerstag angesichts der Entwicklung
       Erleichterung breit. Der Dow-Jones-Index hatte kurz nach Handelsbeginn zwar
       rund 1 Prozent nachgegeben. Als Meldungen über eine Stützungsaktion für die
       angeschlagene First Republic die Runde machten, erholte er sich aber
       deutlich und schloss letztlich knapp 1,2 Prozent im Plus.
       
       Nach dem „Bank Run“, also dem eiligen Räumen vieler Konten bei der
       zusammengebrochenen Silicon Valley Bank (SVB) durch panische Großanleger,
       hatten zum Wochenbeginn Börsianer auch bei der First Republic kalte Füße
       bekommen. Der Aktienkurs sackte daraufhin um bis zu 75 Prozent ab. Auch die
       kurzfristige Sicherung neuer Finanzmittel im Volumen von 70 Milliarden
       Dollar konnte Anleger nicht beruhigen. Analysten hatten die Aktie
       herabgestuft und das Risiko von Einlagenabflüssen benannt. Die
       Rating-Agenturen Fitch und S&P hatten auf Risiken bei Finanzierung und
       Liquidität verweisen.
       
       Nun sicherte sich First Republic am Donnerstag frische Einlagen im Volumen
       von 30 Milliarden Dollar. An der Rettung seien JPMorgan, Citigroup, Bank of
       America, Wells Fargo, Goldman Sachs, Morgan Stanley und andere beteiligt,
       hieß es in einer Erklärung. Die Hilfe wurde von den Banken initiiert, nach
       Angaben eines Insiders von der Regierung aber nachdrücklich unterstützt. In
       Medienberichten war zuvor davon die Rede gewesen, dass auch eine Übernahme
       der First Republic im Gespräch sei, allerdings sei das nicht das
       wahrscheinlichste Szenario, hatte es geheißen.
       
       ## Aktien verlieren zwei Drittel des Werts
       
       Die Aktien der First Republic waren im frühen Handel am Donnerstag noch bis
       auf unter 20 Dollar abgesackt und schlossen am Ende 10 Prozent im Plus bei
       34,27 Dollar. Auf Wochensicht haben sie gleichwohl knapp zwei Drittel ihres
       Wertes verloren. Die 1985 gegründete First Republic verfügte Ende 2022 laut
       ihrem Jahresbericht über Vermögenswerte in Höhe von 212 Milliarden Dollar
       und Einlagen in Höhe von 176,4 Milliarden Dollar.
       
       Die US-Aufsichtsbehörden und das Finanzministerium erklärten am Abend, sie
       begrüßten die Entscheidung der Banken, der First Republic zu helfen. Dies
       zeige die Widerstandsfähigkeit des US-Bankensystems, hieß es in einer
       Erklärung von Finanzministerin Janet Yellen, US-Notenbankchef Jerome Powell
       und anderen hochrangigen Finanz-Akteuren.
       
       Bei Insidern hieß es zudem, auch das Weiße Haus und andere Bundesbehörden
       hätten die Entwicklungen aufmerksam verfolgt. Der Rettungsplan verhindere
       eine vollständige Übernahme der First Republic durch ein größeres Institut,
       was auch nicht im Sinne der US-Regierung gewesen wäre.
       
       17 Mar 2023
       
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