# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Verteidigungsminister bleibt vorerst
       
       > Die Ukraine wechselt offenbar nicht den Verteidigungsminister. Kyjiw
       > rechnet noch zum Jahrestag des Kriegsbeginns mit russischer
       > Frühjahrsoffensive.
       
 (IMG) Bild: Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow bei der Ukraine-Konferenz auf der US-Airbase Ramstein Ende Januar
       
       ## Resnikow wird diese Woche nicht abgelöst
       
       Trotz zunächst anderslautender Aussagen soll es an der Spitze des
       ukrainischen Verteidigungsministeriums diese Woche noch keinen personellen
       Wechsel geben, wie ein Regierungsvertreter in Kiew mitteilt. David
       Arachamija, Fraktionschef der parlamentarischen Vertretung von Präsident
       Wolodimir Selenski, hatte am Sonntag noch erklärt, Verteidigungsminister
       Olexij Resnikow werde ein anderes Ressort übernehmen. Am Montag schreibt er
       auf Telegram, es stehe keine unmittelbare Kabinettsumbildung an. „Es wird
       diese Woche keine personellen Änderungen im Verteidigungssektor geben“,
       schreibt Arachamija, ohne Details zu nennen. (rtr)
       
       ## Selenski soll an EU-Gipfel teilnehmen
       
       Die Europäische Union plant einem Zeitungsbericht zufolge die Teilnahme des
       ukrainischen Präsidenten Selenski am Gipfel der Staats- und Regierungschefs
       in dieser Woche. Selenski solle auf einer Sondersitzung des EU-Parlaments
       sprechen, berichtet die Financial Times unter Berufung auf mit den Plänen
       vertraute Personen. Allerdings gebe es noch Sicherheitsbedenken. (rtr)
       
       ## IAEA-Chef in Moskau erwartet
       
       Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Rafael Grossi, wird
       diese Woche zu Gesprächen in Moskau erwartet. Zentrales Thema werde die
       Errichtung einer Sicherheitszone rund um das Atomkraftwerk in
       Saporischschja im Süden der Ukraine sein, sagte der russische
       Vize-Außenminister Sergej Rjabkow Staatsmedien zufolge. (rtr)
       
       ## Behörden: Über russischer Stadt Kaluga soll Drohne explodiert sein
       
       Vor der russischen Stadt Kaluga ist nach Behördenangaben eine Drohne in 50
       Metern Höhe über einem Wald explodiert. Zu Schaden gekommen sei niemand,
       teilt Regionalgouverneur Wladislaw Schapscha über Telegram mit. Details zu
       der Drohne nennt er nicht. Kaluga liegt etwa 150 Kilometer südwestlich von
       Moskau und 260 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Russland hat
       mehrfach erklärt, dass ukrainische Drohnen über sein Territorium geflogen
       seien und Schaden an ziviler Infrastruktur verursacht hätten. Die Regierung
       in Kiew hat dies zurückgewiesen. (rtr)
       
       ## Offenbar Wechsel im ukrainischen Verteidigungsministerium
       
       Vor einer erwarteten russischen Frühjahrsoffensive befördert der
       ukrainische Präsident Wolodimir Selenski einen hochrangigen Militär zum
       Verteidigungsminister. Militärgeheimdienst-Chef Kyrylo Budanow löse den
       Zivilisten [1][Olexij Resnikow] an der Spitze des Ministeriums ab, teilte
       der Parlamentsabgeordnete und Selenski-Vertraute Dawyd Arachamija am
       Sonntag mit. Resnikow werde Minister für strategische Industrien. Wann der
       Wechsel in Kraft tritt, blieb zunächst offen.
       
       „Der Krieg diktiert einen Wechsel der Personalpolitik“, erklärte
       Arachamija, der die Fraktion von Selenskis Partei Diener des Volkes leitet.
       Für die Sicherheit relevante Ministerien sollten in Kriegszeiten von
       Personen aus dem Sicherheitsapparat geleitet werden. Während der 56-jährige
       Resnikow Rechtsanwalt ist, blickt der 37-jährige Budanow auf eine steile
       militärische Karriere zurück. Der Politiker Resnikow hatte das Amt im
       November 2021 übernommen, wenige Monate vor der russischen Invasion am 24.
       Februar 2022.
       
       Am späten Nachmittag hatte Resnikow noch erklärt, er wolle seinen Platz
       erst räumen, wenn ihm dies von Präsident Wolodimir Selenski angetragen
       werde. „Die Entscheidung, ob jemand Verteidigungsminister wird oder nicht,
       wird laut Verfassung von einer Person getroffen – dem Oberbefehlshaber und
       Präsidenten der Ukraine, Wolodimir Selenski“, sagte er. Dieser hat sich
       bisher nicht geäußert.
       
       Resnikow war nach einer Reihe von Skandalen um Korruption und
       Geldverschwendung in seinem Ministerium in die Kritik geraten. Unter
       anderem war zuletzt sein Stellvertreter Wjatscheslaw Schapowalow im
       Zusammenhang mit dem Skandal um den Einkauf überteuerter Lebensmittel für
       Soldaten zurückgetreten. Zudem sollen laut Medienberichten in einem anderen
       Bereich der Behörde beim Bau von Kasernen Gelder veruntreut worden sein.
       Resnikow hatte die Vorwürfe gegen ihn stets zurückgewiesen.
       
       Selenski hatte zuletzt bereits eine Reihe hochrangiger Staatsbediensteter
       ausgewechselt und dies mit Korruptionsvorwürfen begründet. Zu den
       aufsehenerregenden Fällen gehörte der eines stellvertretenden
       Verteidigungsministers, der nach einem von ihm bestrittenen Bericht
       zurücktrat, wonach sein Ministerium überhöhte Preise für die
       Truppenverpflegung gezahlt habe. Ressortchef Resnikow hatte Korruption
       entschieden verurteilt und einen Umbau der Antikorruptionsabteilung seines
       Ministeriums angekündigt. (dpa/rtr)
       
       ## Ukraine erwartet russische Offensive noch im Februar
       
       Die Ukraine rechnet mit einer möglichen neuen russischen Offensive noch in
       diesem Monat. Vermutlich werde Russland sie um den Jahrestag des Beginns
       der Invasion am 24. Februar starten, sagte Resnikow am Sonntag vor dem
       Bekanntwerden seiner Ablösung. Vom militärischen Standpunkt aus stünden die
       russischen Reserven dazu allerdings nicht bereit. „Trotz allem rechnen wir
       mit einer möglichen russischen Offensive im Februar“, sagte der Minister.
       „Das ist nur symbolisch, aus militärischer Sicht ist es nicht logisch. Weil
       nicht alle ihre Ressourcen bereit sind. Aber sie tun es trotzdem.“ Resnikow
       sagte, Russland werde seine Offensive vermutlich im Osten oder im Süden der
       Ukraine beginnen.
       
       Im Süden hat Russland bereits 2014 die Halbinsel Krim annektiert und will
       die Kontrolle über den Landkorridor zur Region Cherson erweitern. Im Osten
       bemühen sich die russischen Truppen gemeinsam mit Wagner-Söldnern, den
       gesamten Donbass zu erobern, jenes weitgehend industriell geprägte Gebiet,
       das die beiden Regionen Donezk und Luhansk bilden.
       
       In jüngerer Zeit haben die russischen Streitkräfte dort schrittweise Boden
       gutgemacht. Sie versuchen seit Wochen, die erbittert umkämpfte Stadt
       Bachmut zu erobern und ihren Vormarsch nach einer Reihe von Rückschlägen in
       der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres wieder voranzutreiben.
       
       Der Gründer und Chef der russischen Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin,
       teilte mit, im Norden von Bachmut hielten heftige Kämpfe an. Seine Söldner
       kämpften „um jede Straße, jedes Haus, jedes Treppenhaus“ gegen ukrainische
       Truppen, die sich nicht zurückzögen.
       
       Verteidigungsminister Resnikow schätzt, dass Russland rund 12.000 Soldaten
       in Belarus stationiert hat, das im Norden an die Ukraine grenzt. Diese
       Truppenstärke reiche aber nicht aus, um einen bedeutenden Angriff von
       Belarus aus auf die Ukraine zu beginnen und eine neue Front zu eröffnen,
       sagte er.
       
       Bis zum Beginn der erwarteten Offensive seien nicht alle von den westlichen
       Partnern versprochenen Waffen in der Ukraine eingetroffen, sagte Resnikow
       weiter. „Aber wir sind bereit.“ Sein Land verfüge über Reserven, um den
       russischen Vormarsch zurückzuschlagen.
       
       Die von den USA zugesicherten Raketen mit größerer Reichweite werde das
       ukrainische Militär nicht einsetzen, um russisches Territorium anzugreifen,
       unterstrich der Verteidigungsminister. Es würden nur russische Ziele in den
       besetzten Gebieten angegriffen. „Wir schießen nur auf russische Einheiten
       auf vorübergehend besetztem ukrainischem Territorium.“ (rtr)
       
       ## Polens Botschafter für Kampfjet-Entscheidung
       
       In der Frage von [2][Kampfjet-Lieferungen] an die Ukraine hat Polens
       Botschafter in Berlin eine Entscheidung auf der Münchner
       Sicherheitskonferenz gefordert. „Wir haben vorgeschlagen, dass die Staats-
       und Regierungschefs, die sich dort treffen, nicht nur über diese Frage
       beraten, sondern auch eine Entscheidung treffen“, sagte Botschafter Dariusz
       Pawlos dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Montag). Eine Politik des
       Zögerns und Zauderns sei wie im Falle der Lieferung von Kampfpanzern an die
       Ukraine kontraproduktiv.
       
       Nach der deutschen [3][Zusage zur Lieferung von Leopard-2-Panzern] in die
       Ukraine hatte deren Staatspräsident Wolodimir Selenski auch Kampfflugzeuge,
       „weitreichende Raketen“ und mehr Artillerie für den Abwehrkampf gegen
       Russland gefordert. Polen hatte in der Diskussion um die
       Kampfpanzer-Lieferungen erheblichen Druck auf Deutschland ausgeübt.
       
       SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich betonte am Sonntagabend in der ARD-Sendung
       „Bericht aus Berlin“: „Die rote Linie ist natürlich, dass Waffen geliefert
       werden, die sehr stark auch auf russisches Gebiet einwirken können.“
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte eine Lieferung von Kampfflugzeugen an
       die Ukraine abgelehnt.
       
       Polens Regierung hat deutlich gemacht, dass sie es unterstützen würde, wenn
       die Nato eine Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine beschließen
       sollte. „Was die Frage nach Kampfflugzeugen betrifft, so möchte Polen hier
       keinen Alleingang unternehmen, sondern wir denken, diese Entscheidung
       sollte einvernehmlich von den westlichen Verbündeten getroffen werden“,
       unterstrich Botschafter Pawlos nun.
       
       Die Münchner Sicherheitskonferenz, das wichtigste sicherheitspolitische
       Expertentreffen weltweit, findet vom 17. bis 19. Februar im Hotel
       Bayerischer Hof statt. Es ist die erste Sicherheitskonferenz seit Beginn
       des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Aus der Ukraine werden
       Außenminister Dmytro Kuleba und Verteidigungsminister Olexij Resnikow in
       München erwartet. (dpa)
       
       [4][Olexij Resnikow]
       
       6 Feb 2023
       
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