# taz.de -- Mass Shooting zum Mondneujahrsfest: Waffengewalt ist Alltag
       
       > In den USA tötete ein 72-Jähriger zehn Menschen, anschließend sich
       > selbst. Es heißt, sein Motiv sei unklar – aber ist Massenmord nicht Motiv
       > genug?
       
 (IMG) Bild: Trauer und Gebete nach dem Schusswaffenangriff in Monterey Park
       
       Es hätte ein fröhliches Neujahrsfest werden sollen. Zehntausende Menschen
       versammelten sich in der Nacht auf Sonntag im US-Bundesstaat Kalifornien
       und feierten in einem Nachtclub im Monterey Park das Mondneujahrsfest, als
       ein Schusswaffenangriff erfolgte.
       
       Der mutmaßliche Täter, ein 72-jähriger Mann, [1][eröffnete gegen 22.20 Uhr
       Ortszeit das Feuer] und tötete fünf Frauen und fünf Männer, die meisten
       zwischen 50 und 60 Jahre alt. Zehn weitere Personen verletzte er schwer.
       Die Waffe, die er benutzte, ist in Kalifornien illegal.
       
       Schnell kam in den sozialen Medien die Vermutung auf, es gebe ein
       rassistisches Motiv für den Anschlag: Die Mehrheit der Opfer hat einen
       asiatischen Hintergrund. Als bekannt wurde, dass der mutmaßliche Täter
       selbst asiatischstämmig war, legte sich die Aufregung schnell wieder. Nach
       dem Motto: Wenn es nicht rassistisch motiviert war, ist die Tat halb so
       schlimm.
       
       Dass die Aufmerksamkeit so schnell schwand, liegt auch an der Normalität,
       die Waffengewalt in den USA nun mal hat. Der Angriff in Kalifornien war der
       zweite innerhalb einer Woche. Erst am vergangenen Montag wurden in einem
       County nördlich von L. A. sechs Menschen, darunter ein Baby, durch einen
       Anschlag mit Schusswaffen getötet. Hier wird ein Zusammenhang mit
       Bandenkriminalität vermutet.
       
       ## 120 tote Menschen pro Tag
       
       Im Jahr 2022 kamen in den USA mehr als 44.000 Menschen durch Schusswaffen
       ums Leben, das entspricht 120 Menschen pro Tag. Und auch die Tat am
       Samstagabend hätte sehr viel schlimmer ausgehen können, wenn es zwei
       Passant:innen in einem weiteren Lokal nicht gelungen wäre, dem Täter die
       Waffe zu entringen. Dieser beging nach seiner Flucht Suizid, laut dem
       Sheriff von Los Angeles gibt es „keine weiteren Verdächtigen“. Zum Motiv
       sei derzeit noch nichts bekannt.
       
       Aber ist das Motiv nicht ziemlich offensichtlich? Der Täter hat sich ein
       Fest ausgesucht, auf dem viele Menschen anwesend waren, er zog danach
       weiter, um in einem weiteren Lokal zu töten. Er wollte so viele Menschen
       wie möglich umbringen, und das ist ihm gelungen. Dass das möglich ist, ist
       auch auf das in der US-Verfassung festgeschriebene [2][Grundrecht auf
       Waffenbesitz] zurückzuführen.
       
       Aber wen juckt’s? Es gibt Empörung und Trauer über die Tat, dann vergeht
       etwas Zeit – und die Medien dürfen über den nächsten Angriff berichten.
       
       23 Jan 2023
       
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 (DIR) Shoko Bethke
       
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